darkstar69 schrieb:Ich wundere mich weiterhin ein wenig, im Rahmen der Diskussion ums Gesehen werden, dass Evi nicht im Hafen gesehen wurde. Im Zug wäre sie sicherlich gesehen worden, aber es bekommt ja niemand, der in Portbou umsteigt mit, dass sie dann tot gefunden wurde. Und später erinnert man sich nicht unbedingt. Aber wenn sie morgens im Hafen rumläuft, ein fremdes junges Mädchen, dass an den Booten rumhantiert und ein Seil stiehlt. Das muss doch auffallen. Gerade morgens sind doch die Fischer da und machen ihre Boote fertig. Und auf der Straße zum Hafen und dann zum Friedhof bzw Baum, fuhr da niemand zur Arbeit oder sonst wie, der sich über ein Mädchen früh am morgen mit einem Seil in der Hand wundert? War da niemand bei den Häusern um kurz vor sieben schon auf und lief vor der Haustür rum, der sich wundert, dass da ein Mädchen im Gebüsch rumklettert? Und es war ja schon halbwegs hell. Dass es da keine Sichtung gab, wundert mich viel mehr. Wenige Minuten später wurde die Leiche ja auch sofort gesichtet.
Deswegen frage ich nochmal, ist es eigentlich gesichert oder nur eine naheliegende Annahme, dass dieses Seil von einem der Boote stammt?
Nun, zu dem Seil, hier muss man wohl feststellen, dass es sich lediglich um eine Vermutung handelt. Nirgends in den Videos etc. wird festgestellt, dass das Seil als eines vom Hafen in Portbou stammendes identifiziert wurde. Man wird sich die Frage gestellt haben, wo könnte dieses Seil herkommen, und kam dann auf die vermutlich naheliegendste Antwort.
Aber diese trägt eben zu einem durchaus beachtlichen Zeitverbrauch bei. Wer hier mal ohne allwissende Vorbehalte sich kundig machen will, sollte einmal auf google streetview den Weg vom Bahnhof zum damaligen Strand und dann zum Tatort selbst gehen.
Man wird eventuell erstaunt feststellen, dass dieser kleine Ort recht unübersichtlich ist. Man wird auch fast keine Beschilderung zu den entsprechenden Plätzen sehen. Und man wird feststellen, dass der Weg weitgehend durch relativ enge Gassen mit recht hohen Häusern führt, die meist den Blick auf entfernter liegende Merkmale des Ortes versperren.
Im Morgengrauen diesen Weg zu zwei nicht nebeneinander liegenden Plätzen zu finden ist m.E. gar nicht so einfach, und, was mir noch wichtiger erscheint, ergibt sich nicht unbedingt.
Die kleine Strasse, die schliesslich zum Tatort führt, macht weitgehend den Endruck eines eher eng bebauten Wohngebietes. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass jemand, der sich umbringen will, und keinerlei Ortskenntnis hat, nicht unbedingt einen Weg einschlägt, der eher den Eindruck macht, dass man am Ende nicht unbeobachtet sein wird.
Plausibler erscheint mir hier, dass es zu diesem Tatort gekommen ist, nachdem man schon etwas mehr Zeit im Ort verbracht hatte oder/und nicht zu Fuss, sondern mit einem Fahrzeug durch die Strassen fährt.
Mir scheint schon, dass die Fraktion der "Allein-Selbstmord-nach-bereits -suizidaler- Anreise-per Zug" Fraktion die direkten Umstände rund um den Tatort nicht genügend beachtet: ein Tatort 20m von einem mehrstöckigen Mietshaus im Blickfeld von dessen Fenstern und Balkonen entfernt und 50m von den campenden Österreichern entfernt, und ebenfalls in deren potentiellem Blickfeld.
Ich dagegen denke, wenn sie in Portbou nur eingetroffen ist, um sich dort umzubringen, was ich an sich schon für extrem unwahrscheinlich halte, und dort dann zielstrebig allein nur nach einem geeigneten Ort suchte, wäre der tatsächliche Tatort nicht die erste Wahl. Es gibt in sehr naher Umgebung durchaus einsamere Orte, an welchen ebenfalls Bäume wachsen.
Anders wäre es wohl, wenn sie aus ganz anderen Gründen nach Portbou und in die Nähe des Tatorts gelangt wäre, und dann die Entscheidung zum Suizid sehr spontan gewesen wäre. Das aber wirft dann die bekannten Fragen auf, welche diejenigen, die offen an diesen rätselhaften Fall gehen, dann auch stellen und darber nachdenken.