Unbekannter Toter vor Helgoland

Dancingfool schrieb:Ich gehe ja davon aus, daß die Leisten früher mal benutzt wurden. 1930er gekauft, ein Schumacherleben in Benutzung, dann 1970er in Rente. Warum nimmt man nicht die Holzleisten?

Dieser Man war kein Schuhmacher. Schumacher sind klein und drahtig mit kleinen flinken geschickten Händen.

Sein/e Mörder/in hatte/n Zugang zu einer Schusterwerkstatt, Museum oder dergleichen oder Schrottplatz.


Mit Leisten aus Gusseisen lassen sich Reit-, Militär- und andere Langschaftstiefel auf den halben Millimeter präziser fertigen, andere Schuhe ebenso. Dabei muss oft grosse Kraft aufgewendet werden.

Auch können gusseiseren Leisten in Massenproduktion hergestellt werden, ihre armen Brüder aus Holz nicht, und man brauchte grosse Massen von Schuhleisten, denn: Sorry we are british, also im ganzen Empire und für die Kaiserin Victoria gab es goldene Schuhleisten - womöglich :Y:

EchoM1 schrieb:Schumacher sind klein und drahtig

Da hast du meinen noch nicht gesehen ;)
Diese Option würde ich wirklich nicht wegen seiner Körpergröße aus der Welt schlagen. Außerdem war er drahtig, wenn nicht untergewichtig.

Ich persönlich kenne einen Russlanddeutschen, der dem Toten ähnlich sieht; für mich hat das Gesicht nicht nur einen britischen Einschlag, sondern auch evtl. etwas Osteuropäisches. Kann aber auch sein, dass ich mich da irre. Der Bekannte von mir ist aber quicklebendig und derzeit Mitte 40 Jahre alt.

Glucke2 schrieb: Ich persönlich kenne einen Russlanddeutschen, der dem Toten ähnlich sieht; für mich hat das Gesicht nicht nur einen britischen Einschlag, sondern auch evtl. etwas Osteuropäisches. Kann aber auch sein, dass ich mich da irre. Der Bekannte von mir ist aber quicklebendig und derzeit Mitte 40 Jahre alt.

Das kann natürlich sein, ABER:

1. wenn man „Britisches Gesicht“ sagt, meint man nicht, dass es auf jeden Fall ein Brite war. Es geht viel mehr um Charakteristika, die in einem Land vermehrt auftreten
2. die UK sind seit Ewigkeiten Einwanderungsland

Die Indizien sprechen zumindest für eine Verbindung zu Großbritannien

Wenn es jetzt eine DNA-Spur gibt, dann kann man ja die Herkunft des Toten überprüfen.

Ich denke auch, dass es möglich sein sollte, anhand der Strömungen und des Auffindezeitpunktes und -ortes herauszufinden, wo und wann er vermutlich ins Wasser gelangt ist. Interessant wäre auch zu wissen, ob er überhaupt von der Küste direkt ins Wasser hätte gelangen können, oder ob es nicht wahrscheinlicher ist, dass er von einem Boot geschmissen wurde (sonst wäre er ggf. ja schon in GB angespült worden).

Übrigens heißt die Tatsache, dass man ihn bisher nicht zuordnen nicht, dass ihn niemand sucht. Möglicherweise kann man einfach bisher die Vermisstenmeldung nicht zuordnen.

laikaaaaa schrieb:Übrigens heißt die Tatsache, dass man ihn bisher nicht zuordnen nicht, dass ihn niemand sucht. Möglicherweise kann man einfach bisher die Vermisstenmeldung nicht zuordnen.

Man sollte auch die Zeit, in diesem Fall 1994, beachten.
Da war man noch nicht so vernetzt wie heute.

Und die gefunden Sachen, können auch falsche Interpretationen auslösen.

Wenn es eine komplette DNA gibt, sollte eigentlich doch Augenfarbe, Haarfarbe und so herauszufinden sein?
Vielleicht kommt da ja noch was

EchoM1 schrieb:Mit Leisten aus Gusseisen lassen sich Reit-, Militär- und andere Langschaftstiefel auf den halben Millimeter präziser fertigen, andere Schuhe ebenso. Dabei muss oft grosse Kraft aufgewendet werden.

Auch können gusseiseren Leisten in Massenproduktion hergestellt werden, ihre armen Brüder aus Holz nicht, und man brauchte grosse Massen von Schuhleisten, denn: Sorry we are british, also im ganzen Empire

Langschaftstiefel für Damen gab es aber nicht so oft. Da fällt mir nur die Reiterei ein. Fuchsjagden mit edlen Ladys und Großwildgewehren. Schon wieder beim Adel gelandet.

Da ging wohl die Phantasie bei mir durch, es wurde von den 1930er bis 1960er Jahren viel geritten, erst als in den 60er Jahren das Auto erschwinglich wurde, ließ die Reiterei nach.
Die Fuchsjagd mit Gewehren ist seit 2005 in England verboten, nur noch mit Fuchsfell.
Eine Sattler - Reparaturfirma in Bristol deckt einen Radius von 50 - 60 Meilen ab.

Dancingfool schrieb:Die Fuchsjagd mit Gewehren ist seit 2005 in England verboten, nur noch mit Fuchsfell

Wie schießt man denn mit Fuchsfell?

Krautwurm schrieb:Wie schießt man denn mit Fuchsfell?

Tut man nicht. Man hetzt die Meute drauf. Ist dort als Sport angesehen. Aber OT.

Krautwurm schrieb:Die Fuchsjagd mit Gewehren ist seit 2005 in England verboten, nur noch mit Fuchsfell

Wie schießt man denn mit Fuchsfell?

Einer reitet voraus mit dem Fuchsfell, die anderen jagen ihn ohne Gewehre.
Es ist eigentlich keine Jagd mehr, sondern eine Reitveranstaltung.

Dancingfool schrieb:Einer reitet voraus mit dem Fuchsfell, die anderen jagen ihn ohne Gewehre.
Es ist eigentlich keine Jagd mehr, sondern eine Reitveranstaltung.

Wir sollten uns nicht zu sehr verbeißen in alle möglichen Details zu den gusseisernen Damenschuhleisten, mit denen der Körper des unbekannten Toten beschwert war. Wir haben im Moment nur eine sehr dünne Diskussionsgrundlage, was dazu verleiten könnte, in das Wenige was wir wissen sehr viel hinein zu interpretieren.
Unter dem Strich wissen wir aber nur, dass im Jahr 1994 eine unbekannte stark verweste männliche Wasserleiche mit wahrscheinlichen stumpfen Verletzungen an Kopf und Oberkörper im Meer vor Helgoland gefunden wurde. Wir kennen die Statur des Mannes und es gibt ein mehr oder weniger treffendes Phantombild. Und wir kennen die Bekleidung der Leiche.
Ob es einen bedeutsamen Zusammenhang zwischen den Schuhleisten und dem Opfer oder einem Täter gab, ist im Moment haltlose Spekulation.
Gesichert ist nur, dass der Körper des Mannes durch die Schuhleisten ca. 6 kg schwerer war und dass die Schuhleisten in Bezug auf den Toten wohl die Funktion eines Gewichts und der Beschwerung im Wasser hatten. Über weitere Bezüge können wir nur spekulieren. Es ist auch vorstellbar, dass es keinen direkten Bezug zwischen Schuhleisten und Opfer oder Täter gab, weil die Schuhleisten für das Opfer oder den Täter in der Situation, als er zusätzliches Gewicht zwecks Beschwerung benötigte, gerade verfügbar und greifbar waren. Aber auch das wäre eine derzeit durch nichts belegbare Spekulation.

Es gibt ja nur die Krawatte, die Leisten und das Phantombild, da muß man schon spekulieren.
Wenn man den letzten Besitzer oder den letzten Ort der Leisten kennen würde, würde das schon viel weiter helfen.
Die Diskussion hat uns die Erkenntnis gebracht, daß sie nicht für normale Schuhe, sondern für schweres Leder wie Reitstiefel sind. Und es sind Damenleisten, aus Bristol.

Es würde mich interessieren, wie die am Körper befestigt waren.

Auf Reddit wurde zu diesem Fall dieser sehr ausführliche Podcast empfohlen: https://podcasts.apple.com/de/podcast/the-mysterious-case-of-the-gentleman-of-heligoland/id1610978724

Werde da mal reinhören, vielleicht ergeben sich daraus noch neue Infos.

Puah, was ein Zeitfresser. Habe mir Teil 1 angehört.

Erst sprechen sie über die körperlichen Merkmale.
Alter 45 - 50 Jahre
Größe 195 cm
Gewicht 70 - 75 kg

Weiter geht es mit der Kleidung, sie vermuten, daß die Sachen in Kanada gekauft wurden.

Auf einer Vermisstenseite in Kanada finden sie einen Mann mit der Größe, der 1991 vermißt wurde.

Es endet damit, daß sie sich mit der kanadischen Polizei in Verbindung setzen wollen.

@laikaaaaa Vielen Dank für den sehr interessanten Hinweis!

Dancingfool schrieb:Puah, was ein Zeitfresser.

Ja, das stimmt. Ich konnte die Podcasts auch nicht von der Apfel-Seite herunterladen, aber das geht auf anderen Seiten, wie z.B. player.fm, dann kann man es sich beim Autofahren anhören oder auch offline auf dem Handy.

Dancingfool schrieb:Auf einer Vermisstenseite in Kanada finden sie einen Mann mit der Größe, der 1991 vermißt wurde

Weißt du noch welchen Namen er hatte? Dann könnte man auch hier vergleichen

@Cheaha @sallomaeander @Dancingfool @laikaaaaa

Es gibt weltweit viele öffentlich über das Netz einsehbare Vermissten-Datenbanken. Ich empfehle, hier einfach mal mit Kanada und Großbritannien zu beginnen. Meist findet man spezifische englischsprachige Seiten, wenn man mit dem Schlagwort "missing persons" sucht. Schlagworte für die Eingrenzung der Suche wären dann z.B : male, tall, slim, 6 ft 5 oder 6 ft 4. Die außergewöhnliche Statur des Toten ist ein wirksames Selektionskriterium, da die meisten Vermissten kleiner sind und, wenn doch mal einer hochgewachsen ist, meist auch ein höheres Körpergewicht hatte als der unbekannte Tote vor Helgoland.
Manchmal kann man das Jahr des Verschwindens (1993, 1994?) vorgeben oder eingrenzen, damit einem nicht die ganzen neueren Vermisstenfälle mit angezeigt werden.
Mir fehlt gerade die Zeit, selbst im Netz nach passenden ausländischen Vermisstenprofilen zu suchen.
Im Anschluss an Kanada und United Kingdom könnte man die Suche nach Vermisstenprofilen auf osteuropäische Vermissten-Datenbanken ausweiten. Mangels Sprachkenntnissen kann ich da leider nicht mehr mit Vorschlägen für die Schlagwortsuche weiterhelfen.

Cheaha schrieb:Weißt du noch welchen Namen er hatte?

Also ich bin jetzt bei der 3. Folge und anscheinend wurde die Krawatte, die der Tote trug, relativ sicher in Kanada verkauft, was man an der Seriennummer feststellen konnte. Man hat dann einen Vermisstenfall von einem Michael Dean aus Toronto von 1991 gefunden, der vom Alter her und von der Größe und Gewicht ungefähr passen könnte. Dieser war wsl. der Sohn eines in Brighton in England stationierten kanadischen Soldaten und einer walisischen Krankenschwester. 1946 ist der von England nach Kanada emigriert.

Man hat auch einen Todesfall eines Michael Sterling Dean aus Brighton im Jahr 1992 gefunden, der an einer Überdosis gestorben ist. Somit wäre es möglich, dass entweder der 1991 in Toronto Verschwundene der Tote von Helgoland ist ODER dass der verschwundene Kanadier der 1992 Gestorbene ist. Alles drei ist unwahrscheinlich. Weiter bin ich aber noch nicht.