Unbekannter Toter vor Helgoland

Krautwurm schrieb:Müsste er nicht auf einem Schiff (an-) gemeldet gewesen sein?
Da würde er doch vermisst werden.

Auf einem Fähr- oder Passagierschiff von oder nach Helgoland nicht. Der Mann musste ein Ticket haben, um an Bord zu kommen. Es wird aber nicht kontrolliert, ob er das Schiff nach der Ankunft wieder verlässt. Bedeutet, dass er unterwegs über Bord gehen kann, ohne dass es auffällt.
Bei Kreuzfahrten wäre das nicht möglich. Dort wird erfasst, wer an Bord geht und wer das Schiff wieder verlässt.
Daniel K. verschwand auf einer Kreuzfahrt, was deshalb in jedem Fall auffallen musste.

@Kielius
Wenn man nach Föhr oder Amrum fährt, muss man Namen ( und Auto Länge etc.) angeben.
Aber es stimmt, wenn du zwischenzeitlich ins Wasser fällst, und du nicht gesehen wirst und keine Begleitung und Auto hast, würde es auch nicht auffallen, wenn du die Fähre nicht auf der Insel verlässt.

Aber, diese Person wurde ja beschwert...
Dazu braucht es ja mindestens eine weitere Person.
Wurde öffentlich gemacht, wie die Beschwerer an der Person befestigt waren?

Es fahren doch keine Fähren nachts nach Helgoland?

Krautwurm schrieb:Aber, diese Person wurde ja beschwert...
Dazu braucht es ja mindestens eine weitere Person.
Wurde öffentlich gemacht, wie die Beschwerer an der Person befestigt waren?

Bei den beiden Gewichten, mit denen der Tote
beschwert war, handelte es sich um gusseiserne Schuhleisten, jeweils ca. 3 kg schwer. Zusammen also ein Gewicht von etwa 6 kg.
Die hätte er sich ganz einfach in die Hose stecken können. Wie er es gemacht hat, darüber gibt es bisher keine öffentlichen Informationen.
Eine zweite Person als Helfer hätte er jedenfalls nicht gebraucht.

Krautwurm schrieb:Es fahren doch keine Fähren nachts nach Helgoland

Ich weiß nicht, wie die Fahrpläne der Helgolandfähren in den 90er Jahren in der dunklen Jahreszeit aussahen. Da hätte es ausgereicht, am frühen Morgen oder ab dem späten Nachmittag zu fahren, um völlig unbemerkt bei Dunkelheit über Bord zu springen.
Bei schlechtem, sehr ungemütlichem Wetter wäre es vielleicht auch tagsüber möglich gewesen, ohne dass jemand etwas mitbekommen hätte.

@Suesse_Maus

Suesse_Maus schrieb:Sie haben mich auch gebeten, falls inoch welche Fälle gibt wo man die gefundene Personen nicht identifiziert kann, soll ich ihr Bescheid geben...
Was mich überrascht - dass man bei uns solche Fälle nicht zeigt wenn jemand in Europa gefunden wird...

Ich weiss leider nicht ob es eine solche Webseite gibt, vermute aber mal nicht, da sich sonst schon viel mehr Fälle geklärt hätten. Für die USA gibt es solche Portale, warum das for Europa nicht möglich sein sollte erschliesst sich mir nicht. Wir haben ja hier in der Rubrik etliche unidentifizierte Fälle, in denen scheinbar ausländische Personen gesucht werden. Da kann man nicht mit Datenbanken abgleichen, weil man gar nicht wüsste wo anfangen und in welcher Sprache. Da müsste es eine EU oder Europa Datenbank geben wo alle Fälle gesammelt und auf englisch abgespeichert werden.

Das mit demvom Schiff gesprungen, geworfen halte ich für wenig wahrscheinlich, wo wären denn da die Schuhleisten hergekommen? Die müssen ja spontan verwendet worden sein, die nimmt doch keiner geplant mir auf ein Schiff. Also muss er zuvor in einer Werkstatt oder einem Geschäft gewesen sein, wo es so etwas gibt.

Ich glaube das auch nicht.
Zumal die Person wirklich eher Engländer, aufgrund seiner Kleidung zu sein scheint.
Die Fahrt nach Helgoland wäre ja von Deutschland aus.
Trotzdem: was sollte das für ein Schiff gewesen sein?

Vielleicht wurde er von der Küste Englands rausgefahren und dort versenkt.

Waren die Gewichte eigentlich so schwer, um ihn zu versenken?

Krautwurm schrieb:Waren die Gewichte eigentlich so schwer, um ihn zu versenken?

Wahrscheinlich nicht, sonst wäre er erst gefunden worde, wenn der Körper auseinander gefallen wäre. Vielleicht hatte er ursprünglich noch mehr Gewichte, die verloren gegangen sind. Da geht es aber eher darum, unten zu bleiben. Um als Schwimmer unterzugehen, reicht ja oft schon schwere Kleidung, die einem runterzieht, sodass man ertrinkt.
Ist halt die Frage, was das Ziel war.

Im Juli 1994 habe ich als Teenager mit meiner Familie Urlaub in Norddeich gemacht und war dann im Rahmen dessen mit neu kennengelernten Bekannten auf einem Tagesausflug - mit der Fähre nach Helgoland. Dort waren überwiegend nur Tagestouristen, die da billiger Zigaretten kaufen wollten. Die Leute haben sich regelrecht vollgepackt damit, es gab aber eine Begrenzung, wieviel man mitnehmen durfte. Das war mein Eindruck von Helgoland - stark besucht im Sommer und hauptsächlich Einkaufsparadies für viele.

FritzPhantom schrieb:Das mit demvom Schiff gesprungen, geworfen halte ich für wenig wahrscheinlich, wo wären denn da die Schuhleisten hergekommen?

Dass der Unbekannte in Suizidabsicht irgendwo ins Wasser gegangen ist oder von Bord eines Fährschiffes gesprungen ist, das halte ich gar nicht für so unwahrscheinlich.
Angenommen er wäre tatsächlich lebensmüde gewesen, dann hat er sich vorher überlegt, wie er es macht. Und als ihm klar war, er macht es im Wasser, hat er die uralten Schuhleisten, die vielleicht irgendwo im Keller zwischen dem ganzen Krempel, auf dem Dachboden oder was weiß ich wo herumlagen, mitgenommen. Ganz einfach weil sie kompakt und zweckdienlich waren und er sich damit im Wasser schwerer machen konnte.
Wie du zurecht sagst, hätte es auch ohne zusätzliche Gewichte klappen können. Daniel K. hat es ja offenbar auch ohne Gewichte hinbekommen. Aber ein paar Kilo mehr helfen halt zusätzlich, ein solches Vorhaben dann auch "todsicher" umzusetzen.

FritzPhantom schrieb:Um als Schwimmer unterzugehen, reicht ja oft schon schwere Kleidung, die einem runterzieht, sodass man ertrinkt.

Krautwurm schrieb:Die Fahrt nach Helgoland wäre ja von Deutschland aus.

Ja, der Unbekannte stammte vermutlich von der britischen Insel. Das denke ich auch.
Ich weiß auch nicht, was ich für wahrscheinlicher halten soll: dass er 1. eine Helgolandfähre von Deutschland aus benutzte oder dass er 2. vor der englischen Küste ins Wasser ging und sein Körper dann von der Strömung raus auf die Nordsee bis kurz vor Helgoland getrieben wurde.
Spontan würde ich sagen, das zweite Szenario ist realistischer.
Der fortgeschrittene Verwesungszustand der Wasserleiche lässt ja darauf schließen, dass der Leichnam längere Zeit im Meer getrieben ist. Weiter oben hat jemand ein Strömungsbild der Nordsee gepostet. Ich weiß nicht, ob die eingezeichneten Strömungen ein Abtreiben von der britischen Insel bis kurz vor Helgoland erklären können.

Beitrag von Cheaha (Seite 1)

Für mich sieht der Verstorbene auf den ersten Blick wie ein Busfahrer aus Großbritannien aus. Auch die Schuhe wirken für mich eher bequem und für lange Fahrten bestimmt geeignet. Gerade früher trugen viele Busfahrer solche Art von Schuhen.

We estimate that the man went missing somewhere between the end of 1993 and the first six months of 1994.

Quelle: https://locate.international/unidentified-bodies/north-sea-case/

Ich würde daraus schlussfolgern, dass der unbekannte Tote bis zu einem halben Jahr lang im Wasser gelegen haben kann. Diese Zeit hätte mehr als ausgereicht, die Wasserleiche mit der Hauptströmung der südlichen Nordsee von der englischen Ostküste bis in die Gegend von Helgoland zu treiben (vergleiche die weiter oben verlinkte Strömungskarte der Nordsee).

Dass die Wasserleiche erst vor Helgoland entdeckt wurde und nicht schon vorher, ist durchaus plausibel,. In der Nähe der Insel Helgoland ist der Schiffsverkehr dichter als auf offener See.

jadegreen schrieb:Für mich sieht der Verstorbene auf den ersten Blick wie ein Busfahrer aus Großbritannien aus.

Du siehst in der zeichnerischen Rekonstruktion des unbekannten Toten einen Busfahrer von der britischen Insel. Warum nicht.
Ich würde mich nicht genau festlegen wollen. Für mich sieht er aus wie ein Büroangestellter, jedenfalls jemand mit einem "White Collar" Beruf.

Wenn er in Großbritannien einen Job hatte und dort irgendwo angestellt war, stellt sich natürlich die Frage, warum er nach seinem Verschwinden nicht vermisst wurde.

Da er in Großbritannien und benachbarten Ländern offenbar nicht vermisst wurde, könnte der Mann aus dem fernen Ausland stammen, z.B aus den U.S.A. oder aus Kanada, und sich Ende 1993 / Anfang 1994 nur vorübergehend in Großbritannien aufgehalten haben.

Naheliegend ist der Beruf Schuhmacher. Das Letzte, was einem Schumacher bleibt, wenn er sein Geschäft auflösen muß, sind seine Leisten. Sie sind schwer zu beschaffen und nützlich bei einem Neuanfang. Deshalb (Depression nach Geschäftsaufgabe) kommt Suizid für mich genauso in Frage wie eine Straftat, wo man ihm die letzten Ersparnisse abnimmt.

Irgendeinen Bezug zum Beruf des Schusters muss er gehabt haben, solche Leisten liegen ja nicht überall rum. Könnten natürlich auch Erbstücke sein. Das mit dem Anzug muss keinen Bezug zum Beruf haben, falls er ein Selbstmörder ist. Früher ( und vielleicht auch noch heute) ließen sich die Leute im „Sonntagsanzug“ beerdigen.

FritzPhantom schrieb:Irgendeinen Bezug zum Beruf des Schusters muss er gehabt haben, solche Leisten liegen ja nicht überall rum.

Der Unbekannte muss ja nicht persönlich Schuhmacher gewesen sein. Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Schuhleisten in seinen Besitz gekommen sind oder wieso er Zugriff darauf hatte.
Da es sehr alte Gegenstände sind, zum Zeitpunkt des Verschwindens geschätzt 60 bis 70 Jahre, ist gut denkbar dass sie nicht mehr verwendet wurden, sondern irgendwo verstaubt als Krempel herumlagen.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Unbekannte sie für kleines Geld auf einem Flohmarkt erworben hat.

FritzPhantom schrieb:Das mit dem Anzug muss keinen Bezug zum Beruf haben, falls er ein Selbstmörder ist.

Die Wasserleiche hatte offenbar keinen Anzug an. Sonst wäre bestimmt die Anzugjacke beschrieben worden.
Erwähnt wurde nur, dass der Tote ein Kragenhemd mit Krawatte, eine Stoffhose und Lederschuhe trug.
Zu Strümpfen und Unterwäsche wurde nichts gesagt. Es hieß aber in der Öffentlichkeitsfahndung sinngemäß, dass es dort um Kleidungsstücke mir Wiedererkennungswert geht. Das trifft natürlich in erster Linie nur auf die Oberbekleidung zu.

The man was wearing some memorable clothing:

Quelle: https://locate.international/unidentified-bodies/north-sea-case/ (Archiv-Version vom 01.05.2022)

Da eine Zeichnung des Mannes mir der Kleidung veröffentlicht wurde, nimmt man offenbar an, dass der Unbekannte diese Kleidung im Leben getragen hat und damit gesehen worden sein könnte.
Das würde dagegen sprechen, dass Dritte dem Toten die Kleidung nachträglich angelegt hätten.
Ich würde in diesem Zusammenhang auch schlussfolgern, dass die Kleidungsstücke dem Unbekannten von der Größe her passten und es sehr wahrscheinlich seine eigenen waren.

Kielius schrieb:dass Dritte dem Toten die Kleidung nachträglich angelegt hätten.

Nein, das meinte ich auch nicht. Eher, dass er sich für seinen Abgang chic gemacht hat. Die Jacke kann ja auch verloren gegangen sein oder er hat sie im Todeskampf ausgezogen. Zu Stoffhose, Hemd und Krawatte würde sie sinngemäß passen.

Wenn er 6 Kg Gewichte dabei hatte, dann hat er keinen Selbstmord begangen, dann war er schon tot und sollte nur noch untergehen, denke ich.