Grillage schrieb:Ich glaube eh, dass diese dreckigen Füße von ihm eine Art "wunder Punkt" in der Beziehung waren. Ist mir beim lesen des Vanity-Fair-Artikels klar geworden, den @calligraphie oben verlinkt hatte. Er war wohl irgendwie besonders stolz darauf, dass er überall barfuß rumgelaufen ist. So ein bisschen: "Schaut, was für eine Naturbursche ich bin!" und auch "Was!? Du gehst immer barfuß!Das würde ich mich nie trauen! oder Das würde ich nicht aushalten!"
[...]
Für ihn war dieser Tick mit dem Barfußlaufen wohl so eine Art Markenzeichen, womit er irgendwie Naturverbundenheit ausdrücken wollte. Für sie war es nur nervig, weil er jeden Tag schwarze Füße hatte, die er ja auch meist wohl nicht waschen konnte und damit den ganzen Dreck in die Bude bis ins Bett geschleppt hat.
ich verstehe beide Seiten: seine Eitelkeit mit den blanken Füßen, auch irgendwie, dass das für ihn halt unkoventionelles Leben bedeutet, was er sich halt vom VanLife versprochen und erwartet hat. Und sie, die sich aufregt, dass er sich nicht aus Rücksichtnahme auf die beengten Bedingungen und beschränkten Waschmöglichkeiten wie jeder normale Mensch Schuhe anziehen kann. Zumal das ganze Geputze wohl an ihr hing, weil sie da prinzipiell einen höheren Standard hatte als er.
Ach ich weiß nicht... Ich bin ja auch leidenschaftliche Barfußläuferin, und dahinter steckt keinerlei Naturverbundenheit (die hab ich zwar trotzdem, die hat aber mit meinen Füßen nichts zu tun - und gerade im Garten zieh ich mir Schuhe an weil das Risiko da in eine Biene oder Wespe zu treten ziemlich hoch ist) sondern einfach dass ich das Gefühl gerne mag und auch gerne meine Zehen zum Greifen benutze. Barfuß wandern würde ich jetzt aber auch nicht, und natürlich zieh ich mir nicht nur im Winter draußen auch (meistens) Schuhe an, schon wegen der Verletzungsgefahr. Die paar Meter zur Mülltonne lauf ich aber schon mal barfuß durch den Schnee, Schuhe wieder zu putzen bzw. trocknen ist einfach aufwendiger.
Worauf ich aber raus will: Ob ich jetzt mit dreckigen Füßen oder mit dreckigen Schuhen in einen Van steige macht keinen Unterschied was den Dreck angeht. Manchmal sind die Füße sogar deutlich weniger dreckig, weil da nichts in irgendwelchen Sohlen hängen bleibt.
Und in einem Wohnmobil, insbesondere in so einem winzigen Ding, müssen die Schuhe so oder so früher oder später ins Auto, das ist nicht wie zuhause wo man die dreckigen Schuhe im Flur oder sogar vor der Wohnungstür auszieht und abstellt.
Grillage schrieb:Aber hier hast eben Du Dich aus der Situation entfernt, bist ins "Kämmerchen" (was deutlich unkonfortabler als das Wohnzimmer oder die Küche klingt). Er dagegen hat sie aus der Situation entfernt, in dem er sie ausgesperrt hat und für sich selber den sicheren und bequemeren Ort beansprucht hat, an dem er zudem auch noch die Kontrolle über alle Habseeligkeiten, das Essen, das Auto etc. hatte. Das ist dann schon eher vergleichbar, wie wenn Du Deine Freundin im Pantoffeln und ohne Geldbeutel vor die Wohnungstür bugsiert und die Tür von innen zu gemacht hättest, weil Du mal ein bisschen Ruhe von ihren Vorwürfen brauchst.
Genau das ist der Punkt. Er hat sie auf die Straße gesetzt und ihr alles entzogen, sie quasi "hilflos ausgesetzt". Und eben von ihren Habseligkeiten und dem Zentrum ihres Traums ausgesperrt.
Ob ihm bewußt war dass das bei ihr Panik auslöst bleibt unklar - ich für meinen Teil vermute dass er das ganz genau wußte. Für ihn wäre es ein leichtes gewesen 'ne zeitlang draußen spazieren zu gehen (angeblich sogar monatelang in der Wildnis zu überleben), für sie sah das ganz anders aus.
Ich wollte mir gestern nochmal die Doku anschauen, bin aber drüber eingeschlafen.
Aber eine Sache ist mir diesbezüglich noch aufgefallen: Brian sagt irgendwo dass Gabby ihm angeboten hätte ihm Geld für den Van zu geben (also ihn sozusagen auszuzahlen). Entsprechend hatte er wohl - aus welchen Gründen auch immer - einen gewissen Besitzanspruch an den Van. Worauf der gründet? Ich weiß es nicht.
Gabby schreibt in ihrem Tagebuch "WIR haben einen Van gekauft" und nicht "ICH habe einen Van gekauft". Wissen wir ob er Geld dazu beigesteuert hat? Wir wissen dass er viel Arbeit in den Ausbau gesteckt hat, also selbst wenn er kein Geld beigesteuert hat, er hat durchaus etwas dazu beigetragen.
In mir wächst immer weiter das Gefühl dass es um den Van viel mehr Streit gegeben hat als wir wissen. Und da der Van natürlich beider Lebensmittelpunkt auf der Reise war, ist das natürlich schon existenzbedrohend - vor allem für Gabby, die sich damit überhaupt erst eine Existenz aufbauen wollte. Ohne Van kein "Vanlife", ohne "Vanlife" kein Blog/Vlog, ohne Blog/Vlog keine Kohle zum Leben, ohne Kohle zurück in ein Leben als Kellnerin bei Taco Bell... Traum geplatzt.
Juanito schrieb:Zumal das jetzt meines Wissens nach der einzige konkrete bekannte Vorfall ist, wo er so reagiert. Wüßten wir da von zwei, drei, vier, mehr so Situationen, dann wäre ich auch vollends überzeugt, dass er halt ein egoistischer Arsch gewesen ist.
Alleine dass es anscheinend nur einen einzigen Schlüssel zum Van gegeben hat (ich kann das immernoch nicht so recht glauben) erschwert die Sache natürlich enorm - hätten beide einen Schlüssel gehabt, wäre das nicht zum Streitpunkt geworden (mal ganz abgesehen davon dass das einfach nur irrwitzig unpraktisch ist nur einen Schlüssel zu haben, grad wenn eine*r von beiden auch mal alleine was machen will - und das bleibt natürlich nicht aus).
Dieser Van-Schlüssel war sozusagen der Schlüssel zum Traum. Und wer ihn in der Hand hatte, hatte die Macht über den Traum. Gabbys Traum, nicht Brians. Ich glaube schon dass er das ganz genau wußte und auch ausgespielt hat. So wie er auch ihren Ausweis verschwinden ließ damit sie nicht mit Rose feiern gehen konnte...
Kurz: Ich glaube dass es um den Van viel mehr Streit gegeben hat und das auch nicht die erste und einzige derartige Situation war. Der Van war Brians Druckmittel, sein Instrument zur Kontrolle.
Vielleicht muß man aber erst selbst mal mit einem Van / Bussle / Wohnmobil unterwegs gewesen sein um das nachvollziehen zu können?
Gabby sagt übrigens selbst in die Kamera dass sie das mit dem Video-Schnitt nicht könne. Und irgendwo zu Brian dass es anders wäre wenn er sich mit "I-Movie" (??? Sorry, hab mir wieder den Namen vom Progrämmchen nicht gemerkt) auskennen würde.
Sollte er den Schnitt übernehmen? Oder ging's da nur darum, dass er besser verstehen würde warum sie manche Sachen x Mal aufnehmen will/muss weil sie schon den Schnitt im Kopf hat, er aber nicht?
Man sieht in der Doku immer mal wieder Szenen mit zig verschiedenen Gesichtsausdrücken, als sie die Drohne zeigt/vorführt sagt sie noch irgendwas wie "da müsste jetzt aber was dabei sein"... Als sie an den Thermalquelle unter diesem Bogen stehen spielt sie auch verschiedene Posings und Gesichtsausdrücke durch, ich tippe entsprechend dass sie daraus dann das publikumstauglichste aussuchen wollte beim Schnitt. War da noch irgendwas echt? Womöglich nur dass Brian davon genervt war.
Ganz ehrlich, ich wär's auch gewesen. Ein paar Urlaubsfotos, vielleicht mal ein Filmchen - kein Thema. Aber diese Schauspielerei hätte mir die Freude an der Reise total genommen, ich wäre mir an Brians Stelle wie ein Statist vorgekommen der sich den Regieanweisungen fügen muss. Ich kann den Spruch "Lach doch mal" förmlich in meinem Kopf hören bei sowas...