Verschwinden und Tod von Gabby Petito
18.02.2025 um 15:50Genau so ist es. Wie gesagt, schon in deutlich größeren Wohnmobilen (in denen man auch schläft) darf man das mit dem Dreck und Chaos nicht so eng sehen, es lässt sich einfach nicht vermeiden. Und dabei geht's ja noch nicht mal nur um den Fußboden, es gibt auch Geschirr abzuwaschen, Kleidung zu trocknen usw.. Da ist zum einen ein bisschen Organisationstalent gefragt und zum anderen eine gewisse Gelassenheit und Dreck-Toleranz.Grillage schrieb:Tatsächlich kommt er mir fast grotesk vor, dass jemand, der von sich sagt, eine Zwangsstörung in Bezug auf Ordnung und Putzen zu haben, davon träumt, zu zweit in einem primitiv umgebauten Minimini-Van durchs Land zu reisen. Damit man an so was Spaß hat, muss man in meinen Augen eher ziemlich relaxed mit Dingen, die Ordnung, Sauberkeit, begrenzte Körperhygiene, gesunder Ernährung und Privatsphäre umgehen können und bereit sein, in diesen Punkten für die Zeit der Reise deutliche Abstriche zu machen. Für jemanden mit Ordnungszwang stelle ich mir das eher als die Hölle, als dasParadies, von dem man träumt vor.
Und es schadet auch nicht wenn man schon mal selbst einen eigenen Haushalt geführt hat und somit gelernt, dass Ordnung und Sauberkeit nicht wie ein Wunder vom Himmel fallen und das dreckige Geschirr sich nicht über Nacht selbst spült.
Die Wahrheit wird eine Mischung daraus gewesen sein...Grillage schrieb:Deshalb frage ich mich auch, ob sie wirklich eine diagnostizierte OCD hatte, [...] oder aber um mit Hilfe von Dr.Google selbst diagnostizierte Zustände, mit denen man kokketiert um zu demonstrieren, wie eng und ehrlich man doch mit seiner Community ist....) oder ob BL ihr das so eingeredet oder zumindest so gespiegelt hat.
Es wäre vielleicht wirklich gut gewesen, wenn sie das erstmal für drei, vier Wochen ausprobiert hätten mit "Van-Urlaub" anstatt gleich "Van-Life". Vielleicht überhaupt erstmal Erfahrung im Zusammenleben in einem eigenen Haushalt gesammelt hätten (ist ja schon was anderes als bei den Eltern zu wohnen). Sie waren einfach kein eingespieltes Team.
Dass sie Angst gehabt hätte den Van zu fahren wird in der Doku nicht erwähnt (ja, ich weiß dass das hier im Thread immer mal wieder Thema war, kann mich aber nicht erinnern dass das irgendwie belegt wäre). Und in den Bildern von Moab sieht man auch nicht dass sie gezögert hätte sich ans Steuer zu setzen als man ihr sagt dass sie losfahren kann/soll.hopkirk schrieb:Aber das mit dem Weitermachen ohne ihn kann doch nur leeres Gerede gewesen sein. Sie hatte doch angeblich Angst, das Auto zu fahren (zumindest lt. ihrer Darstellung in Moab), und die Glückliches-Pärchen-Show wäre dann auch vorbei gewesen.
In der Doku wird auch aufgezeigt dass sie beim Umzug von New York nach Florida durchgefahren sind mit ihrem (!) alten Auto (hab mir Modell und Marke nicht gemerkt, Mazda oder irgendsowas?) und Rose noch extra nachgefragt hat ob sie wirklich mit der Karre diese Strecke fahren wollen worüber sie eher gelacht hätte (also jetzt ganz grob aus meiner Erinnerung). Ja, bestimmt ein Kleinwagen oder so und der Van ist ein bisschen größer (so groß ist der nun wirklich nicht!), aber nach ein paar Tausend Kilometern Fahrt sollte sie das schon hingekriegt haben selbst wenn sie nur gelegentlich gefahren ist.
Ob das leeres Gerede ist wenn sie ihrer Mutter (und auch Rose, wenn ich mich richtig erinnere) schreibt dass sie als "Single-Van-Woman" (oder so ähnlich) mehr Geld verdienen könnte? Sie wäre nicht die erste die ihren großen Traum dann halt alleine weiter verfolgt...
Kein Schutzraum, ein Hotelzimmer.calligraphie schrieb:Ich versuche immer zu verstehen, warum er solide in einem Schutzraum untergebracht wurde und sie ließ man, in so einem desolaten Zustand weiterfahren.
In der Doku wird gezeigt wie sich die beteiligten Polizeibeamten vor Ort unterhalten ob sie überhaupt etwas tun sollen und wenn ja was. Die weibliche Polizistin sagt sogar noch "lieber einmal zuviel als einmal zu wenig" bevor man entscheidet die beiden zu trennen.
Warum er ein Hotelzimmer bekam ist mir auch schleierhaft, denn es wird ja durchaus klar dass sie sich nicht sicher sind wer Täter und wer Opfer ist. Und ja, normalerweise (Emanzipation hin-oder-her) hätte man eher ihr das Hotelzimmer gegeben, so wie sie zusammengebrochen ist.
Mir ist da auch noch aufgefallen dass die beiden (trotz der ausdrücklichen Empfehlung eines der Polizisten sich an diesem Tag nicht mehr zu kontaktieren) anscheinend abends doch noch getextet haben - oder hab ich das falsch verstanden?
(Ich seh schon, ich muß mir das wohl nochmal angucken...)
Da bin ich 100% bei Dir - die haben das total unterschätzt.Grillage schrieb:Das sehe ich genauso! Und zu den ganzen Belastungen, also Enge, Hitze, Staub, Schmutz, begrenzer Komfort, Konflikt, wahrscheinlich Erschöpfung und Müdigkeit etc. kommt dann noch die Idee, dass nach außen aber alles nach piccobellem Traumleben aussehen soll. In dem angespannten nervlichen Zustand auch noch zig mal eine Szene drehen zu wollen (oder gefühlt zu müssen), auf der alle strahlend und entspannt in die Kamera schauen, raubt einem wahrscheinlich dann noch das letze Fitzelchen Geduld und Muße.
Nicht nur das "Vanlife" als solches (samt Chaos und Dreck) sondern auch dabei ständig alles zu drehen und dabei gezwungen zu sein (bzw. zumindest zu glauben) dass da alles immer perfekt sein muss.
Als sie gefragt wurde warum sie im Gesicht verletzt ist, hat sie geantwortet dass er ihr ins Gesicht gefasst hat. Am linken Oberarm hatte sie auch einen Kratzer (den sie wohl noch garnicht bemerkt hatte). Wer auch immer da angefangen hat, die haben sich wohl körperlich da nicht viel geschenkt.Grillage schrieb:... und was will die Polizei anders machen, wenn beide übereinstimmend die gleiche Geschichte erzählen und sie sagt, sie habe ihn geschlagen.
Psychisch gesehen war sie total am Ende - und er völlig cool. So zumindest meine Interpretation der Szenen.
Ich weiß nicht... für mich sieht das schon nach Nervenzusammenbruch aus. In dem Zustand würde ich niemanden fahren lassen - und es wär wohl besser gewesen wenn jemand bei ihr geblieben wäre bzw. man sie irgendwo untergebracht hätte wo sie runterkommen kann.Grillage schrieb:Sie war volljährig und zwar aufgewühlt, aber trotzdem offensichtlich ja bei klarem Verstand.
Was mich in dem Zusammenhang immer am meisten bestürzt ist diese Geschichte dass er sie aus dem Van ausgesperrt hat zum Runterkommen und sie dann auch noch bewußt von sich weggehalten hat. Ich weiß, das wurde hier schon mal nicht verstanden was ich damit meine, aber dabei krieg ich immernoch sehr, sehr ungute "Vibes" wie man heute sagt - damals schon und jetzt in der Doku wieder. Sie bewußt von allen ihren Sachen zu trennen und dann alleine stehen lassen, Tausende von Kilometern von Zuhause entfernt, ohne Geld, ohne alles - das geht garnicht, das hat für mich was von Machtdemonstration und enormem psychischem Druck.
Zumal ich im Hinterkopf auch noch was habe das nicht in der Doku vorkommt indem er sie nicht reinlassen will und sie versucht durchs Fenster zu kommen.
Vielleicht fällt es mir nur einfach schwer zu glauben dass er wirklich so naiv war zu glauben dass das nicht nachverfolgbar wäre - am Ende war genau das ja der Punkt warum man überhaupt einen Grund gefunden hat ihn zu verhaften (oder auch nur zu befragen), sonst hatte man ja nichts in der Hand.fischersfritzi schrieb:Meine Vermutung ist tatsächlich, dass es dabei um Verschleierung ging.
Dass er irgendwie vortäuschen wollte, dass sie noch unterwegs und am Leben ist und Handlungen jeglicher Art tätigt.
Das fällt irgendwo im Zusammenhang mit Hochzeit - dass sich das alles jetzt verschieben würde weil man sich entschlossen habe jetzt erstmal ein "Vanlife" zu führen.fischersfritzi schrieb:Ist das eine Info aus der Doku?
Für mich ist das neu, dass es konkrete Babypläne gab
Der Lagerraum war ja befristet auf einen kürzeren Zeitraum ob sie jetzt verspätet aufgebrochen sind (der Ausbau des Vans hatte sich wohl ein bisschen verzögert) oder gemerkt haben dass sie mehr Zeit brauchen weiß ich nicht, das ist alles ein bisschen ungenau.fischersfritzi schrieb:Wann wäre denn die Reise planmäßig zu Ende gewesen und wurde dann verlängert.
Wär mal interessant wie es hätte weitergehen sollen, was die nächsten Ziele gewesen wären usw. - teilweise haben sie ja wohl auch vorher Stellplätze reservieren müssen (auch im Teton-Park war das kein Wildcampen).
Obwohl er wußte dass sie von dort aus noch telefoniert bzw. getextet hat? Sogar wußte dass sie Nachrichten verschickt hat dass sie alleine weitermachen will? Ich weiß nicht...fischersfritzi schrieb:Ich glaube auch, dass das eine Rolle gespielt hat. Ich nehme an, dass er sich gedacht hat dass der Van sehr schnell gefunden wird und man dann auch Gabby in der Nähe suchen und finden wird. Dass man hingegen, wenn der Van bei ihm verbleibt keine Hinweise darauf hat, wo Gabby sich eigentlich aufhalten könnte und sie mithin vielleicht niemals findet.
Ihm muß doch klar gewesen sein dass man Fragen stellen würde wenn der Van dann in Florida vor der Tür steht!
Das war ja auch der Polizei direkt verdächtig.
Laut der Doku nicht ganz - sie hatten die Suche ja schon auf diesen Bereich eingegrenzt. Und dann tauchte das Video auf und somit der zentimetergenaue Standort des Vans.fischersfritzi schrieb:Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist es auch vor allem Dingen einem Zufall geschuldet, dass man Gabby gefunden hat, weil ein anderer Reise-Influencer den Van auf seinem Weg gefilmt hat und man so einen Hinweis hatte, wo dieser zuletzt stand und wo man suchen könnte.
Jein. Was in der Doku für mich auch neu war, war eben dass er während seiner Wanderung im Teton-Park, also nachdem Gabby schon tot war, mehrfach und lange (ü50min) mit seinen Eltern telefoniert hat. Und dass die direkt zu diesem Zeitpunkt auch gleich einen Anwalt eingeschaltet haben. Das hört sich dann doch etwas weniger nach Kurzschluß an, zumal er ja erstmal noch auf Wanderung war. Er hatte viel Zeit nachzudenken und zu telefonieren, auch noch um eiskalt an die tote Gabby Nachrichten zu verschicken dass er jetzt an Punkt XYZ war und dass sie die Berge an Punkt ABC sehen müßte... Kurzschluß? Wirklich?fischersfritzi schrieb:Das wäre sicherlich eine andere Möglichkeit gewesen, den Anschein zu erwecken, dass er nichts mit Gabbys Verschwinden und Tod zu tun hat.
Aber er hat eben andere Überlegungen angestellt und den Van mitgenommen.
Das war sicherlich eine Kurzschlusshandlung.
Brian war kein Gewohnheitsverbrecher, der kriminelle Handlungen akribisch plant und durchführt.
Er hat sicherlich nach der Tötung hektisch und teilweise irrational gehandelt.
Ich meine da hätte es zig andere Möglichkeiten gegeben die unverdächtiger gewesen wären, oder nicht?
Aber das ist halt auch wieder so ein Punkt über den wir nie etwas erfahren werden (höchstens von den Eltern, aber da glaube ich nicht dran).