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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

7.484 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Vermisst, September ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Verschwinden und Tod von Gabby Petito

Verschwinden und Tod von Gabby Petito

30.06.2022 um 18:52
Wisst ihr, was mir gerade in den Sinn kommt?

Sollte es zu einer Klage kommen (was in der Tat noch nicht gesichert ist, siehe vorangegangenes verlinktes WFLA-Video) und man würde feststellen, dass die Laundries schon kurz nach Brians Ankunft von Gabbys Tod durch ihn gewusst haben: Könnte man ihnen so auch die Kosten für Gabbys bzw. Brians Suche in Rechnung stellen? Da sind ja sicherlich öffentliche Gelder in Millionenhöhe verschlungen worden.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

30.06.2022 um 19:00
Zitat von CurlySue_CurlySue_ schrieb:Sollte es zu einer Klage kommen (was in der Tat noch nicht gesichert ist, siehe vorangegangenes verlinktes WFLA-Video) und man würde feststellen, dass die Laundries schon kurz nach Brians Ankunft von Gabbys Tod durch ihn gewusst haben: Könnte man ihnen so auch die Kosten für Gabbys bzw. Brians Suche in Rechnung stellen? Da sind ja sicherlich öffentliche Gelder in Millionenhöhe verschlungen worden.
Das ist es ja.
Das FBI hat und hatte ALLE Kommunikation, die zwischen BL und GP, zwischen BL und seinen Eltern stattfand.
Das FBI hat alle Zeugenaussagen, alle phone records, alle Reisedetails, alle notebooks, alle Notizen, alle digitalen Daten
Das FBI hat ALLES

Es erfolgte keine Klage seitens des FBI bzw. der Regierung.
Ich weiß nicht, was man hier hofft zu finden, was nicht schon der Staat als Anlass gesehen hätte, die Laundries in die Regresspflicht zu nehmen.


Interessant fand ich das aktuelle statement der Petitos zur Entscheidung - ich gebe jetzt nur den Wortlaut aus dem Video wieder.
Man freue sich auf die Entdeckungen, die man nach Zugang zu ALLEN Informationen machen würde. Sprich, man will an Dokumente/Info ran, die man so noch nicht vom FBI bekommen hat (warum eigentlich? weil sie wahrscheinlich für den Fall nicht relevant waren).

Nach wirklichen Beweisen für die Behauptung, dass die Laundries am 28.8. wussten, dass BL Gabby ermordet hat, klingt das nicht.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

30.06.2022 um 19:04
Zitat von BohoBoho schrieb:Nach wirklichen Beweisen für die Behauptung, dass die Laundries am 28.8. wussten, dass BL Gabby ermordet hat, klingt das nicht.
Es könnte in der Tat ein Trick sein. Das Notebook wurde ja ohne Druck auch nicht veröffentlicht.
Fehlen noch weitere (digitale?) Statements und der Brief von Roberta Laundrie an Brian.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

30.06.2022 um 19:21
Zitat von CurlySue_CurlySue_ schrieb:Es könnte in der Tat ein Trick sein. Das Notebook wurde ja ohne Druck auch nicht veröffentlicht.
Fehlen noch weitere (digitale?) Statements und der Brief von Roberta Laundrie an Brian.
Das statement der Eltern ist aktuell leider nur auf Twitter zu finden.
Es heißt aber, man freue sich darauf, die Information zu bekommen, was die Laundries über Gabby's Tod und ihr Verbleiben wussten. Und im besonderen, Kopien der Emails, SMS und sonstiger Korrespondenz zu erhalten, die in der Zeit, als ihr Aufenthaltsort/Verbleiben unbekannt war, zu erhalten.

Wenn der Richter unter der Maßgabe, dass die Aussage der Petitos der Wahrheit entspricht, das statement des Anwalts als empörend ansieht - würde ich dieses statement wiederum als Maßgabe nehmen, dass die Aussage nicht der Wahrheit entspricht. Wozu bräuchte man sonst noch die weitere Kommunikation? Die Klage hielte ja Stand, wenn man die Behauptungen beweisen kann.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

30.06.2022 um 19:49
@Boho
So wie ich das verstanden habe, wird es strafrechtlich für die Laundries nur dann relevant, wenn sie Brian geholfen haben zu fliehen oder sich zu verstecken.

Das ist wahrscheinlich nicht der Fall oder geht nicht aus den Beweisen hervor, die das FBI gesammelt hat. Ich habe verstanden, dass nur dann eine Strafverfolgung der Laundries möglich gewesen wäre.

Und der Anwalt der Laundries weiß wohl, was in dem Burn After Reading Brief drin steht und JB hatte ihn ja gestern gefragt, ob sowas in dem Brief drinstehen würde und er sagte nein. Was genau drin steht könne er aber wegen des Prozesses nicht sagen.

Da also strafrechtlich gegen die Laundries nichts vorlag, hat das FBI also auch die Eltern in Ruhe gelassen.

Ich weiß auch noch von einer alten Sendung vom letzten Jahr mit JB, dass die Petito Eltern auch vom FBI über vieles nicht informiert wurden und so einiges erst aus den Medien erfahren haben.


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30.06.2022 um 20:02
Nachtrag: der Anwalt der Petitos weiß, was in dem Burn After Reading Brief drin steht. Sorry.


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30.06.2022 um 20:27
Zitat von luxlisbonluxlisbon schrieb:So wie ich das verstanden habe, wird es strafrechtlich für die Laundries nur dann relevant, wenn sie Brian geholfen haben zu fliehen oder sich zu verstecken.
Aber er wurde doch nur als Zeuge gesucht.

Die Vereitelung einer Strafverfolgung und somit das Wissen von einer Straftat von Angehörigen ist Deiner Meinung nach also ein Strafbestand in den USA? Hast Du dazu einen Link?


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30.06.2022 um 20:29
@Adolphesax
Er wurde doch wegen Kartenmissbrauch gesucht.


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30.06.2022 um 20:33
Brian wurde erst am Tag nachdem er zur "Wanderung" aufgebochen bzw. nachdem er verschwunden ist zur person of interest. Strafrechtlich können seine Eltern deshalb gar nicht belangt werden.


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30.06.2022 um 20:34
Zitat von luxlisbonluxlisbon schrieb:Er wurde doch wegen Kartenmissbrauch gesucht.
Ja, stimmt. Hatte ich schon wieder vergessen. Aber ich glaube, die Laundries hätten sich trotzdem nicht strafbar gemacht, auch wenn sie vom Kartenmissbrauch gewusst hätten. Die Straftat konnten sie ja nicht mehr verhindern und nur das Wissen darum ist m.E. nicht strafbar, auch nicht das sie Brian geholfen haben.


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30.06.2022 um 20:36
Zitat von BohoBoho schrieb:Das FBI hat und hatte ALLE Kommunikation, die zwischen BL und GP, zwischen BL und seinen Eltern stattfand.
Das verstehe ich nicht. Die wissen vermutlich, wann er zu Hause angerufen hat, aber doch wohl kaum, was gesprochen wurde?!


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

30.06.2022 um 20:37
Ich weiß es nicht. In dem verlinkten YouTube Video erklärt ein Anwalt eben diesen Sachverhalt.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

30.06.2022 um 20:38
Zitat von Papaya64Papaya64 schrieb:Die wissen vermutlich, wann er zu Hause angerufen hat, aber doch wohl kaum, was gesprochen wurde?!
Was bei und ab seiner Heimkehr vis-a-vis besprochen wurde ist dem FBI sicher auch nicht bekannt!


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

30.06.2022 um 20:47
In his statement, Reilly claims there is a copy of a letter that features some "extreme details" of Petito's death.

Neama Rahmani, a former assistant U.S. Attorney and the current president of West Coast Trial Lawyers, told The Sun: "The ‘burn after reading’ letter is important because it shows the Laundrie family’s [alleged] knowledge.
"They haven't said anything publicly, all statements they’ve made have gone through their lawyer.

"This letter helps the Petito's show what the Laundrie's knew and when they knew it, and as they were putting statements out about looking for Gabby when they allegedly knew she was already dead.

"If the letter helps show that Brian's parents knew he murdered Gabby that's a very strong case."

Reilly claimed the letter, found in the Laundrie family's home after being taken out of their son's van, is undated and was "written after Gabby was killed and before Brian took his life."
Quelle: https://www.the-sun.com/news/5652748/gabby-petitos-parents-have-strong-case-after-laundrie-burn-letter/amp/

Darum geht es jedenfalls den Eltern von Gabby. Und dies soll ja auch civilrechtlich geklärt werden und nicht strafrechtlich. So habe ich das verstanden.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

01.07.2022 um 01:01
Zitat von BohoBoho schrieb:Das FBI hat und hatte ALLE Kommunikation, die zwischen BL und GP, zwischen BL und seinen Eltern stattfand.
Das FBI hat alle Zeugenaussagen, alle phone records, alle Reisedetails, alle notebooks, alle Notizen, alle digitalen Daten
Das FBI hat ALLES
Zitat von BohoBoho schrieb:Es erfolgte keine Klage seitens des FBI bzw. der Regierung.
Die Laundries haben i. S. des Strafrechts offenbar ja auch nichts verkehrt gemacht, wo Ihnen der Staat einen Strick draus drehen konnte. Brians Eltern haben ja auch nachdem sie ihn vermisst, gemeldet haben mit den Behörden kooperiert und ihnen das Carlton Reserve als den wahrscheinlich(s)ten Aufenthaltsort genannt.



Kurz als Beispiel: Dieser nun von der Klägerseite vielfach erwähnte Brief von Roberta an Brian wurde vom FBI bei der Hausdurchsuchung im Haus oder Van sichergestellt, der Inhalt ist strafrechtlich wohl nicht relevant, dennoch scheint er aber (zivilrechtlich) brisant zu sein. So brisant, daß Rechtsanwalt Reilly – der ihn gelesen aber aus der Erinnerung raus nicht (fehlerhaft) zitieren möchte als wichtiges Beweisstück ansieht, da er extreme Details von Gabbys Tod enthält.
In his statement, Reilly claims there is a copy of a letter that features some "extreme details" of Petito's death.
Neama Rahmani, a former assistant U.S. Attorney and the current president of West Coast Trial Lawyers, told The Sun: "The ‘burn after reading’ letter is important because it shows the Laundrie family’s [alleged] knowledge.

"They haven't said anything publicly, all statements they’ve made have gone through their lawyer.

"This letter helps the Petito's show what the Laundrie's knew and when they knew it, and as they were putting statements out about looking for Gabby when they allegedly knew she was already dead.

"If the letter helps show that Brian's parents knew he murdered Gabby that's a very strong case."

Reilly claimed the letter, found in the Laundrie family's home after being taken out of their son's van, is undated and was "written after Gabby was killed and before Brian took his life."
Quelle: https://www.thesun.co.uk/news/19020565/gabby-petitos-parents-have-strong-case-after-laundrie-burn-letter/
und HIER (Min. 1-6



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Wie findet das später dann, falls das vor die Jury kommt eigentlich statt?

Die Kläger haben in ihrer Klage ja Indizien, die sie vermuten lassen, daß Brian am 28.8. seine Eltern über die Tat informierte und diese am gleichen Tag den Anwalt kontaktierten.

Ich vermute mal daß da Anruflisten vorliegen, vielleicht hat BL ja entgegen den sonstigen Gewohnheiten ein längeres Gespräch mit ihnen geführt, statt face-time einen echten Anruf gemacht oder es gab mehrere Anrufe mit den Eltern an diesem Tag?! Vielleicht ja auch Anrufe mit Brian – dann Fam. Laundrie mit dem Anwalt und dann einen Rückruf der Eltern auf Brians Handy?!

Die Textnachrichten die Brian laut der Klage zw. seinem und Gabbys Handy hin und hergeschickt hat, inwiefern sind die Beweis? Gabbys Handy wurde nie gefunden Quelle, und seines war auch weg. Er hatte sich nach seiner Rückkehr ein neues gekauft Quelle
Kann man bei diversen Modellen oder apps denn auch im Falle des Verlust noch Nachrichten wiederherstellen/abfragen oder ist das so wie anno dazumal, daß der Anbieter listet SMS an 017x-xxxxxx


Müssen die Beklagten „Beweismittel“ wie diesen Brief beim Einreichen der Klage rausgeben, wenn die Kläger diesen als Beweis nennen?


Hat die Klägerseite durch die Zivilklage mehr Akteneinsicht? Also auch in die Spurenakten die für das FBI aufgrund der fehlenden Relevanz für State vs. Laundrie unerheblich waren?


Nur mal hypothetisch: Angenommen den Kläger gelingt es tatsächlich zu beweisen, daß Brians Eltern etwas wussten, könnten die Beklagten dann eine Art Vergleich anbieten? „Ja, sorry wir sind schuldig aber waren auch total überfordert es tut uns leid wir sagen was er uns gesagt hat -aber bitte nicht für die 30.000“


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

01.07.2022 um 04:17
Ich freue mich zweierlei, einmal, dass ich anscheinend in meinem Jurastudium doch aufgepasst habe und der Richter hier im Prinzip genau so entschieden hat, wie ich es auf grund meiner Kenntnisse vorhergesehen habe. Und natürlich freue ich mich für Gabbys Eltern, die mit ihrem Anliegen nun fortfahren können.

Wie vermutet hat das Gericht zwei Dinge unterschieden: 1) Das Schweigen der Laundries, das Nichtbeantworten der mails und Anrufe usw. Und 2) Das öffentliche statement durch ihren Anwalt.

Zu 1) bemerkt das Gericht, dass die Laundries nicht gesetzlich verpflichtet waren, auf die Fragen der Kläger zu antworten. Moralisch vielleicht, aber nicht gesetzlich ("no legal duty.") Hätte sich die Klage nur darauf bezogen, hätte der Richter sie abgewiesen.

Aber, sie haben eben nicht nur geschwiegen, sondern geredet. Es ist dabei unerheblich, so das Gericht, ob sie dies selbst in ein Mikrofon gesprochen haben, oder durch ihren Anwalt haben reden lassen. Der Anwalt ist der Diener seines Mandanten und handelt für ihn.

Und in diesem statement haben sie Dinge gesagt, welche im Gesamtzusammenhang den Richter dazu bringen, sehr klar und eindeutig von einer Unverschämtheit zu reden, es sei "outrageous" so ein statement abzugeben, wenn man weiss, dass 1. die Eltern Gabbys eh schon schrecklich leiden und man 2. damit ihr Leiden noch vergrössert habe, weil man ihnen vergebliche Hoffnung gemacht hat.

Das Gesetz definiert den Begriff "outrageous:" ein Verhalten das gegen jegliche Normen akzeptablen Verhaltens in der Gesellschaft steht, das so extrem ist, dass es aller Anständigkeit ins Gesicht schlägt..." Die Feststellung eines solchen "outrageous" Verhaltens ist Voraussetzung für eine Klage in dieser Sache. Der Richter macht klar, dass für ihn das Verhalten der Laundries genau so gewesen ist.

Nota bene: am Ende muss allerdings die Jury das genauso sehen, wenn sie die Laundries verurteilen will.

Damit geht der Fall nun in die nächste Phase. Noch einmal nota bene: nach dem Gesetz musste der Richter davon ausgehen, dass alles was die Kläger hier sagen, am Ende bewiesen wird. Darum geht es bei einem Antrag auf Klageabweisung. Das ist keine Vorentscheidung in der Sache, denn diese Entscheidung trifft am Ende allein die Jury. Hier ging es nur um die Frage, ob die Klage zulässig war.
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Wie findet das später dann, falls das vor die Jury kommt eigentlich statt?
Der Fall geht in die nächste Phase. Zunächst einmal müssen nun die Beklagten, also die Laundries, zu jedem Klagepunkt Stellung nehmen. Dazu haben sie bis zum 15. Juli Zeit. Die Stellungnahme muss dem Gericht schriftlich bis dahin vorgelegt werden.

In der Stellungnahme können sie alle Vorwürfe zurückweisen, sie zugeben oder irgendwas dazwischen.

Dann beginnt die Phase der Beweisaufnahme (discovery)
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Müssen die Beklagten „Beweismittel“ wie diesen Brief beim Einreichen der Klage rausgeben, wenn die Kläger diesen als Beweis nennen?
Im amerikanischen Recht sind im Zivilverfahren... - und hier ist es noch einmal wichtig, dass wir es hier damit zu tun haben und nicht mehr mit einem Strafverfahren. Das scheint noch nicht allen klar zu sein. Es geht auch nicht mehr direkt um die Frage, ob Brian Gabby ermordet hat oder nicht (das ist eh geklärt). Es geht jetzt um das Verhalten seiner Eltern. -
... beide Seiten verpflichtet, ihre Erkenntnisse und Beweise jeweils der anderen Seite und dem Gericht vorzulegen. Das ist der Unterschied zum Strafverfahren! Die Idee ist, dass man am besten ein faires Urteil bekommt, wenn beide Seiten alles, was sie wissen, dem Gericht vorlegen. Nur in Ausnahmen dürfen beide Seiten Dinge zurückhalten.

Hat die Klägerseite durch die Zivilklage mehr Akteneinsicht? Also auch in die Spurenakten die für das FBI aufgrund der fehlenden Relevanz für State vs. Laundrie unerheblich waren?

Das kommt auf die Details an. Anders als Kläger und Beklagte sind Dritte, hier z.B. die staatlichen Behörden, nicht so weitgehend zur Auskunft verpflichtet, wie Kläger und Beklagte selbst, da sie das Recht haben, ihre eigenen Rechte und die von Vierten z.B. zu schützen. Es kann aber durchaus sein, dass hier eine der Seiten oder beide einen Beweisantrag stellt/stellen, zumindest Ausschnitte aus den staatlichen Akten einzubringen.
Nur mal hypothetisch: Angenommen den Kläger gelingt es tatsächlich zu beweisen, daß Brians Eltern etwas wussten, könnten die Beklagten dann eine Art Vergleich anbieten? „Ja, sorry wir sind schuldig aber waren auch total überfordert es tut uns leid wir sagen was er uns gesagt hat -aber bitte nicht für die 30.000“
Ja. Mehr noch als in Deutschland üblich, ist das amerikanische Zivilrecht auf einen Vergleich angelegt. Man hat realisiert, dass in nur wenigen Fällen eine Seite 100% und ganz allein an "allem" Schuld ist und die andere Seite nicht. Im echten Leben kommt es viel häufiger vor, wie gesagt, im Schadenersatzrecht, dass beide Seiten Fehler machten usw. Daher ermutigt das Recht zum Vergleich. Die Hypothese hier ist also durchaus realistisch und nicht unwahrscheinlich.

In so einem Fall würden beide Seiten das Gericht vom Vergleich informieren und dieses prüft dann, ob alles fair entstanden ist und wenn ja, wird keine Jury mehr gebraucht und das Verfahren abgeschlossen.

Noch eine Bemerkung zum Verfahren. Die Klage ist also nun zugelassen. Die heutige Entscheidung des Gerichts enthält aber den Begriff des "summary judgments." Was ist das? Die Beklagten haben noch einmal die Möglichkeit, das Gericht darum zu bitten, das Verfahren zu beenden, ohne dass die Jury hier entscheiden muss: wenn sich im Zuge der Beweisaufnahme herausstellt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass die Kläger die notwendigen Beweise erbringen können. Dann kann der Richter allein entscheidenn und die Klage erledigen. Die Hürde ist aber hoch, denn im Zweifelsfall soll die Jury entscheiden.

Geht aber alles weiter, wird nach der Phase der Beweisaufnahme ein Termin für eine Hauptverhandlung festgesetzt. Diese beginnt dann mit der Zusammensetzung einer Jury. Aber das dürfte noch viele Wochen dauern.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

01.07.2022 um 08:13
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Das Gesetz definiert den Begriff "outrageous:" ein Verhalten das gegen jegliche Normen akzeptablen Verhaltens in der Gesellschaft steht, das so extrem ist, dass es aller Anständigkeit ins Gesicht schlägt..." Die Feststellung eines solchen "outrageous" Verhaltens ist Voraussetzung für eine Klage in dieser Sache. Der Richter macht klar, dass für ihn das Verhalten der Laundries genau so gewesen ist.
Gibt es sowas (ähnliches) auch im deutschen Recht? Falls ja: wie lautet es?
DANKE!


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

01.07.2022 um 08:43
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Und in diesem statement haben sie Dinge gesagt, welche im Gesamtzusammenhang den Richter dazu bringen, sehr klar und eindeutig von einer Unverschämtheit zu reden, es sei "outrageous" so ein statement abzugeben, wenn man weiss, dass 1. die Eltern Gabbys eh schon schrecklich leiden und man 2. damit ihr Leiden noch vergrössert habe, weil man ihnen vergebliche Hoffnung gemacht hat.

Das Gesetz definiert den Begriff "outrageous:" ein Verhalten das gegen jegliche Normen akzeptablen Verhaltens in der Gesellschaft steht, das so extrem ist, dass es aller Anständigkeit ins Gesicht schlägt..." Die Feststellung eines solchen "outrageous" Verhaltens ist Voraussetzung für eine Klage in dieser Sache. Der Richter macht klar, dass für ihn das Verhalten der Laundries genau so gewesen ist.
Das ist nach meiner Meinung so nicht richtig wiedergegeben. Ein ganz wichtiger Satz:
If this is true, then the Laundries' statement was particularly callous and cruel, and it is sufficiently outrageous to state claims for intentional infliction of emotional distress
Quelle: https://edition.cnn.com/2022/06/30/us/brian-laundrie-florida-judge-allows-gabby-petito-parents-lawsuit/index.html

Das "if that is true" ("sollte dies der Wahrheit entsprechen) bezieht sich auf die Angabe der Petitos, dass die Laundries wussten, Gabby ist tot und in diesem Wissen dieses statement (die Suche möge erfolgreich sein und sie möge mit der Familie wieder vereint werden) abgegeben haben.

Einzig unter dieser Annahme "if that is true" wertet der Richter das statement als outrageous.
The judge wrote the statement alone was not outrageous, but that threshold was surpassed "when juxtaposed with the other conduct in the case.
Quelle: https://edition.cnn.com/2022/06/30/us/brian-laundrie-florida-judge-allows-gabby-petito-parents-lawsuit/index.html

Der Richter macht nicht klar, dass das Verhalten der Laundries nach seiner Meinung per se outrageous war - es wäre outrageous, sofern sie dieses mit dem Wissen, dass Gabby zum diesem Zeitpunkt bereits tot war und sie die location der Leiche kannten. Nur dann ist es outrageous.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

01.07.2022 um 09:12
Zitat von BohoBoho schrieb:Der Richter macht nicht klar, dass das Verhalten der Laundries nach seiner Meinung per se outrageous war - es wäre outrageous, sofern sie dieses mit dem Wissen, dass Gabby zum diesem Zeitpunkt bereits tot war und sie die location der Leiche kannten. Nur dann ist es outrageous.
Das ist richtig, aber darauf hatte @Rick_Blaine auch hingewiesen:
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Noch einmal nota bene: nach dem Gesetz musste der Richter davon ausgehen, dass alles was die Kläger hier sagen, am Ende bewiesen wird.
Der Richter hat die Behauptung also bei seiner Prüfung der Zulassungsvoraussetzungen als beweisbar unterstellt. Wenn sie beweisbar ist (was sich noch zeigen wird) dann ist die Klage nach Ansicht des Richters begründet.

Hierzu Erläuterungen zum Zivilprozess in den USA:
Die Anforderungen an den Inhalt einer Klageschrift sind weit weniger streng als in Deutschland. So reicht in der Regel eine allgemeine Benennung der Anspruchsgrundlage ohne detaillierte Darlegung des Sachverhalts aus (sog. „notice pleading“ bzw. „code pleading“), ohne dass die Klage als unsubstantiiert abgewiesen würde. Auch ein bezifferter Klageantrag ist meist nicht erforderlich. Hintergrund ist, dass nach Klageerhebung zunächst ein Tatsachenermittlungsverfahren („Discovery“) durchgeführt wird, in dem den Parteien Gelegenheit gegeben wird, Informationen betreffend die entscheidungserheblichen Tatsachen zu sammeln.
https://budding-legal.net/us-amerikanisches-zivil-und-prozessrecht/
Der Zivilprozess beginnt – wie in Deutschland auch – mit der Einreichung der Klage (complaint) beim Gericht. Zur Klageerhebung genügt zunächst eine kurze Darstellung des behaupteten Sachverhalts und der daraus abgeleiteten Ansprüche.

Erst nach der Klageerhebung beginnen die Parteien mit der Ermittlung des Sachverhalts im Wege eines gerichtlichen Vorverfahrens (pretrial discovery). Dieses Verfahren wird zwar unter der Aufsicht des Gerichts geführt. Verantwortlich für Inhalt und Umfang sind jedoch die Prozessparteien selbst. Die pretrial discovery ermöglicht

• Beweismaterial (d. h. Dokumente, bewegliche Sachen und elektronisch gespeicherte Informationen), das sich im Besitz der anderen Partei oder eines Dritten befindet, herauszuverlangen (request);
• die Vorlage schriftlicher Fragen (interrogatories) zur Beantwortung und
• die außergerichtliche Partei- und Zeugenvernehmung (deposition).
(Einzige) Voraussetzung ist, dass das angeforderte Material zur Entdeckung von Beweismaterial führen kann. Aus diesem Grund wird die pretrial discovery mitunter auch als »fishing expedition« kritisiert.
Im deutschen Recht gibt es ein solches Verfahren nicht. Hier kann jede Partei nur die Beweismittel verwenden, über die sie tatsächlich verfügt.
http://www.karen-wieland.de/internationales_wirtschaftsrecht/zivilprozess_usa.html


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

01.07.2022 um 10:18
Zitat von PalioPalio schrieb:Das ist richtig, aber darauf hatte @Rick_Blaine auch hingewiesen:
So ist es, denn das Ganze steht ja im Zusammenhang mit der Klage und nicht im luftleeren Raum.
Zitat von ringelnatzringelnatz schrieb:Gibt es sowas (ähnliches) auch im deutschen Recht? Falls ja: wie lautet es?
DANKE!
Die Vorstellung gibt es auch im deutschen Recht, nur m.W. nicht so klar und ausdruckstark formuliert. In einer meiner ersten Vorlesungen bemühte sich der Professor sehr, die etwas altmodischen und starren Formulierungen mit Leben zu erwecken, denn diese klangen uns jungen Studenten doch etwas fremd: es geht im Recht darum, dass etwas das "Anstandsgefühl aller billig und gerecht denkenden Bürger" verletzt, so die offizielle Rechtsprache.

"Anständig" fühlten wir uns schon irgendwie, aber was genau das war? Hm. Und "billig" sollten wir denken? Tja. :D :D Das Gemeinte aber begreift man dann schon. Auch der Begriff "Ehre" kommt im deutschen Recht noch oft vor, aber auch da ist nicht ganz klar, was man darunter versteht, zum Beispiel wenn etwas "ehrabschneidend" ist. Oder etwas gegen die "guten Sitten" verstösst.

Es ist deutlich, dass das Recht hier immer auch auf Grundlagen zurückgreift, die ausserhalb der eigentlichen Rechtswissenschaft bestehen, Begriffe wie Moral usw. fallen einem ein. Daher ist es schwer, hier klare Formulierungen zu diesem Sachverhalt hier zu finden, oder wie Bundespräsident v. Weizsäcker auf dem Juristentag 1986 richtig sagte:
Das Recht kann das sittlich-geistige Bewusstsein des Bürgers stärken, nicht aber es schaffen. Das Recht kann zum Konsens beitragen, nicht ihn ersetzen. Unsere Verfassung bekennt sich zu Werten, die wir nicht verletzen dürfen, obwohl wir ihren Inhalt rechtlich konkret kaum erfassen können.

Mit Bravour und mit weiser Vorsicht zugleich beschreibt es der Artikel 1, Satz 1 der Verfassung: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Sie ist die Grundlage für das Zusammenleben freier und verantwortlicher Menschen. Sie ist ein großer und umfassender, indessen auch ein durchaus offener Begriff. Wir dürfen die Würde nicht antasten. Wer aber kann ihre Substanz positiv festlegen?
Quelle: Rede des Bundespräsidenten zur Eröffnung des 56. Deutschen Juristentags 1986

Einfacher ist es vielleicht, es mit einem Richter am amerikanischen Obersten Gerichtshof zu sagen: "I know it, when I see it." (Justice Potter Stewart im Urteil zu Jacobellis v. Ohio, 1964).

Also, die Vorstellung gibt es, nicht nur im amerikanischen und deutschen Recht, sondern vermutlich in allen Rechtsordnungen. Insofern ist der amerikanische Versuch, das zu definieren eigentlich nicht schlecht gelungen:
For the purposes of an intentional infliction of emotional distress claim, extreme and outrageous conduct is behavior that is so inappropriate that it is outside of the bounds of what is tolerated by society. It must be so outside the bounds of what is acceptable that it is not okay by society's standards.



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