Ein letztes Mal...
Kaietan schrieb:Der Bub braucht Distanz. Und weil sie ins Auto will, er dort aber seine Ruhe haben will, sperrt er sie einfach aus? Denn was soll er sonst tun? Klingt schräg, oder?
Nö, klingt für mich gar nicht schräg und würde ich auch ganz genauso machen, wenn mein Partner oder meine Partnerin, von dem/der ich grade Abstand brauche, mich partout nicht in Ruhe lässt. Denn, ganz genau, was soll ich sonst tun? Wenn ich den Schlüssel hergebe, stehe ich viellicht am Ende ohne meine Sachen in einer fremden Stadt da. Wenn ich mich entferne, läuft sie mir nach. Ich würde sogar sagen, die einzig richtige Lösung war in diesem Fall, sich ins Auto zu sperren und sie draußen weitertoben zu lassen.
"To claw" heißt auch nicht in jedem Kontext was anderes, sondern schon immer genau das gleiche. Claw ist die Klaue, sich also mit Klauen Zutritt verschaffen (to claw at something ist an etwas kratzen, hinkrallen). Von "kämpfen" würde man sprechen, wenn es geheißen hätte, sie hätte "to fight her way into the van" oder so etwas. Es ist in diesem Kontext ohnehin eher so, dass sich das "claw" auf Brian bezieht, an dem sie vorbei wollte und in diesem Zuge mit den Händen schlug, kratzte und schubste.
Kaietan schrieb:Obwohl er weiss, dass sie an ihr Zeug im Van will. Um da dran zu kommen muss sie sich dann am Ende über die Fahrerseite in den Van kämpfen.
Er hat es ihr doch rausgetan bevor er reinstieg und zumachte.
Kaietan schrieb:Sie will aber an ihr Zeug im Van. Verstehe nicht, wie ihn das überfordern sollte. Räumliche Trennung ist möglich, indem er den Van aufschliesst und selbst die Runde dreht. Macht er aber nicht, weil (meine Interpretation) sie nicht tut, was er ihr vorschreiben möchte. Also bestraft er sie geradezu dafür, indem er sie aussperrt. Und er erniedrigt sie, indem er sie sich über den Beifahrersitz in den Van kämpfen lässt.
Es hat ihn doch nicht überfordert, dass sie ihr Zeug wollte. Das hat er ihr extra rausgetan. Überfordert (das sage ich jetzt so, man kann auch wohl "genervt" sagen oder was auch immer) hat ihn, dass sie nicht wegging von ihm. Und zwar tatsächlich auch physisch. Lautlos wird das auch nicht abgelaufen sein, und wenn ich mir das so vorstelle - sie schreit rum, ist keiner seiner Lösungen zugänglich, bringt aber auch selber keine (!), stattdessen rennt sie ihm nach, lässt ihm auch nicht die Gelegenheit, selbst räumliche Distanz reinzubringen, rangelt mit ihm um den Schlüssel- den er ihr nicht geben will, weil er befürchtet, sie fährt ihm in diesem wütenden Zustand vielleicht wirklich davon - da "bestraft" doch niemand jemanden. Also sorry, das ist echt eine blühende Fantasie. Und dass sie dann da reinkriecht konnte er doch nicht wissen. Er wird sicher nicht bei offenem Fenster hämisch lachend im Van gesessen haben: so, jetzt komm mal rein, wenn du kannst. Es steht doch auch im Zeugenbericht: er hat die Tür (!) nicht mehr schnell genug zugekriegt, da war sie schon da. Ob sie also überhaupt durchs Fenster ist, wissen wir gar nicht. Ich finde die Sicht "erniedrigen" und "bestrafen" in diesem Zusammenhang echt weit hergeholt. Das ist doch keine S/M-Beziehung, meine Güte.
Und im Gegensatz zu deiner Darstellung, die Gabby immer als die potentiell wehrlose und passive sieht, hatte auch sie jederzeit alle Möglichkeiten: sie hätte sagen können, Brian, sperr mir den Wagen auf, ich setz mich rein und du bleibst draußen. Bäm, Distanz. Sie hätte weggehen können, spazieren oder in ein Café und weiter an ihrem Blog tüddeln - Bäm, Distanz. Sie hätte vorschlagen können, sich in den Wagen zu setzen und ihm aber die Schlüssel zu geben oder umgekehrt, so dass keiner wegfahren kann (gut, das hätte Brian auch einfallen können). Gabby hätte sogar die Polizei rufen können, oder Passanten um Hilfe bitten, wenn Brian sie so kontrolliert und gepiesackt hat, oder sich einfach umdrehen und gehen und denken, leck mich doch. Hat sie aber nicht. Sie hat selbst entschieden, dass sie keine Distanz möchte - sofern es sein Ziel war, sie so zu "kontrollieren", hat er ja grandios versagt. Sie hat entschieden, dass sie bei ihm bleibt, obwohl er das nicht wollte (wie kontrolliere ich jemanden, den ich eigentlich gar nicht um mich haben möchte?). Sie hat selbst entschieden, dass sie um jeden Preis in den Van zu ihm will, obwohl *er* klar gemacht hatte, dass er das nicht möchte. *Sie* hat in diesem Fall mehrmals persönliche Grenzen überschritten und die Quittung folgte ja auf dem Fuße durch die Zeugen, die 911 wählten.
Dass auch Brian sich bei der ganzen Aktion nicht mit Ruhm bekleckert hat, steht natürlich außer Frage. Deswegen ja mehrfach die Überlegungen, ob eine ähnliche Dynamik dann am Creek ihren Lauf genommen hat.