Interested schrieb:Man sollte da nicht zuviel reindeuten
Nun ja. Man soll da also nicht zuviel reindeuten. Allerdings wurde GP von BL getötet. Und dies ist einige der wenigen Situationen, die man in Bezug auf den Status Quo der Beziehung und eine mögliche Beziehungdynamik analysieren kann. Und das wird auch jeder Ermittler bzw. Gutachter tun.
Man könnte das ganze ja auch runterbrechen auf: Die weibliche Partnerin war total aufgelöst, didn´t stop crying, sie war fertig mit den Nerven, und er stand, als die Polzei da war, ziemlich cool daneben.
Interessant ist, dass dieser Professor Maneros, der sich in seiner Forschung auf die Analysen von Intimiziden spezialisert hat, bei der Mehrzahl der Täter ein Empathiedefizit und ein Fokussieren auf die eigenen Bedürfnisse beschreibt. Das würde m.E. hier mehrfach zutreffen:
-Situation Poliziekontrolle: Wenn meine Partnerin so fürchterlich weint und aufgelöst, dann würde das mich und die meisten Partner auch berühren/ tangieren. DH entweder ist man selber emotional aufgewühlt, möchte ja auch nicht, dass die Partnerin so fürchterlich weint, das tut einem ja auch leid, man macht Versuche, auf sie einzugehen, sie zu beruhigen, was weiß ich ich. BL steht hier einfach so in der Gegend rum. Ich kann aus seinen Aussagen und seiner Haltung keine Wärme oder Sorge gegenüber GP erkennen.
-TexMex: Für die Partnerin eine schlimme Situation, wenn sich der Partner mit dem Personal anlegt und vier mal hintereinander zurück ins Restaurant rennt, um dort eine Szene zu machen. Sie weinte ja nach der Zeugenaussage auch dort. Finde ich echt ätzend, sich so - empahtiebefreit- zu verhalten. Denkbar wäre, dass man sich, wenn man nicht alleine da ist, sondern mit der Partnerin, ihr zuliebe etwas zusammenreisst. Scheint ihm egal zu sein.
-Tötung: Durch Erwürgen. Das ist kein Schuß oder Schlag mit dem Hammer. Das ist ein zielgerichtetes Vorgehen, dass er zum Abschluss gebracht hat. Auch hierzu gehört eine gewisse Kaltblütigkeit bzw. Unempfindlichkeit gegenüber dem Opfer, dem man beim Todeskampf quasi in die Augen sieht
-Verhalten nach Rückkehr: Er mäht den Rasen, geht radeln und macht Campingurlaub. Auch diese wirkt in gewisser Weise kaltblütig. Wäre GP aus irgendeinem Grund nicht vermisste gemeldet und ihre Leiche nie gefunden worden, würde er vielleicht immer noch Rasen mähen und mit Muttern radeln gehen. Dass er GP "aus Liebe" in den Tod gefolgt ist, ist m.E. mindestens genauso weit hergeholt.
Kurz:Ich würde mir wünschen, dass die uns bekannten Szenen (Moab, Polizeinkontrolle, TexMex) durchaus unter Berücksichtigung der späteren Ermordung von GP betrachtet werden. Dass also die nachfolgende Tötung durch BL zumindest im Hinterkopf mitgedacht wird. Und ob da nicht vielleicht doch etwas passen könnte. Genauso, wie es
@Kaietan macht. Das würde ja auch jeder Forensiker machen und daher ist es m.E. auch legitim, ja professionell. Auch wenn natürlich auch Platz für andere Szenarien bleiben muss.
Die Szenen nicht in einen entsprechenden Zusammenhang zu setzen, mag zwar gut gemeint sein, im Sinne von größtmöglicher Neutralität, kann leider auch zu einer Fehleinschätzung führen, wie es z.B. bei den Einsatzkräften war (die die Tötung nicht vorhersehen konnten), aber auch hier wird ja rückblickend gesagt, dass es durchaus Mängel bei der Befragung gab.
Wir wissen eben nicht wie die vorherigen Tage abgelaufen sind und was bereits zwischen GP und BL vorgefallen ist, welche Handlungen es gab, weshalb offenbar die Situation bereits "dekompensiert war", weshalb GP so dermaßen aufgelöst war. Die Entwicklunghin zu einer völligen Dekompensation der Beziehung bwz. der Stabilität des Täters ist ja in der Regel schleichend und zeichnet sich rückblickend an verschienden Stellen bereits ab.
Nicht ganz unter den Tisch fallen sollte eben auch die Tatsache, dass bei so gut wie allen Tötungen der Partnerin der männliche Part letztlich der emotional schwächere, instabile ist. Dass BL ruhig, besonnen und durchdacht handelt, wie hier von vielen argumentiert wird, mag nach außen so wirken und auch teils so sein. Es wird auch ein Dunkelfeld geben. Deswegen finde ich dieses "man soll da nicht zu viel hineindeuten" einfach unprofessionell. Ein Profi (zumindest der Gutachter bei einem Prozess, der ja nun leider nicht stattfindet) würde eben genau das tun. Alles genau sezieren.
Ich persönlich finde es bedauerlich, dass kein Prozess stattfindet und daher vieles im Dunkeln bleiben. Das hat nichts mit Voyerismus zu tun, sondern mit analytischem Interesse. Hinter jeder Tat steht eine Geschichte, Personen, und eben auch sehr viel Psychologie. Die Gutachten sind aus meiner Sicht mmer das interessanteste an solchen Prozessen.
Und ich bin nicht der Meinung, dass es hier eine Art Ausgleich gibt, weil beide tot sind. Ist man da jetzt quitt oder was soll das aussagen? GP ist immer noch Opfer eines Gewaltverbrechens und BL - sofern dies bei ihm nicht der Fall ist- mutmaßlich der Täter. Und kein Opfer. Ich sehe das sachlich. Ich bin mit den beiden nicht befreundet und muss kein Mitleid mit BL haben. Warum sollte er jetzt sympathischer, bedauernswerter oder sonst was sein? Er würde, wenn er leben würde, sich vor Gericht seiner Tat stellen müssen. Und höchstwahrscheinlich mit einer hohen Strafe rechnen müssen. Dass das jetzt nicht mehr möglich ist, das macht ihn nicht selbst zum Opfer. Dem hat er sich möglichweise bewusst entzogen.