Da im Fall Herbert K. das Sparbuch doch eine zentrale Rolle zu spielen scheint, habe ich ein altes Postsparbuch aus meinem Bestand eingescannt - vielleicht wird dann deutlicher, wie man sich so etwas aus heutiger Sicht vorzustellen hat.
Bildquelle: Eigener Scan eines eigenen Postsparbuches aus dem Jahr 1951Die Postsparbücher waren bis zur Umstellung auf Karten immer in diesem Design, das über die Jahrzehnte kaum verändert wurde. Die abgebildete Ausweiskarte benötigte man für Auszahlungen, die auf jedem Postamt erfolgen konnten.
Eine weitere Legitimation war mWn nicht erforderlich.
Jede Ein- und Auszahlung, und auch jede Zinsgutschreibung, ist nachvollziehbar, so lange ein Buch nicht vollgeschrieben war und ersetzt werden musste.
Sparbücher bei Sparkassen sehen ähnlich aus, variieren aber aufgrund der regionalen Strukur in Form, Farbe und Größe teils deutlich. Einträge bei Sparkassen wurden oft auch maschinell eingedruckt.
Beim Postsparbuch ist über den Stempelabdruck und die Unterschrift des Postbeamten nicht nur das Datum, sondern auch die Filiale und sogar der Mitarbeiter nachvollziehbar.
Wir kennen die Details im Fall HK nicht, aber möglicherweise konnte festgestellt werden, dass er die Auszahlungen selbst vorgenommen hatte, und in welcher Filiale bzw. auf welchem Postamt das erfolgte.
Denkbar wäre es mNn auch, dass HK das abgehobene Geld sofort auf ein anderes Sparbuch eingezahlt hat, das nicht zwangsläufig unter seinem Namen oder beim gleichen Institut geführt sein musste.
Es stellt sich auch die Frage, ob die Polizei einem weiteren eigenen Sparbuch auf die Spur hätte kommen können. Sicher wird die Polizei akribisch nachgeforscht haben, aber prinzipiell hätte HK ja ein weiteres Sparbuch bei einer beliebigen Bank besessen haben können.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Bankgeheimnis eine Recherche erschwert hat, weil man möglicherweise für jedes denkbare Institut im Voraus eine richterliche Genehmigung benötigt hätte.
Ob da nur im Raum HH nachgeforscht wurde, oder ob z.B. eine bundesweite Abfrage stattgefunden hat, wissen wir nicht.
Heute haben Postsparbücher eine eigene IBAN; ob es zur Tatzeit überhaupt eine zentrale Erfassung aller Kunden und deren Sparbücher gegeben hat, darf beweifelt werden. Die spätere Postbank war zur Tatzeit auch noch in zahlreiche regionale "Postscheckämter" untergliedert. Hamburg hatte ein eigenes, zahlreiche andere Großstädte ebenfalls.
Nebenbei: Wenn das Sparbuch mit der Tat nichts zu tun hatte, und das Geld anderswo wieder einbezahlt wurde, schlummert da einschließlich aufgelaufener Zinsen irgendwo ein kleines Vermögen.