Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

Ich würde Hundespuren immer mit einer gewissen Vorsicht genießen (bzw. die Deutung des Hundeverhaltens durch Menschen). Ich denke gerade z.B. an den Vermisstenfall Yolanda, in dem Hundespuren auch zu einer Uni führten, an der Yolanda gar nicht gewesen ist. Ich habe aber den Eindruck, das ist eine unpopuläre Meinung, viele Menschen messen Hundeverhalten eine sehr große Bedeutung zu. Und ab und zu gibt es ja auch Erfolgsmeldungen.

@Calathea
Das ist schon richtig, dass die nicht immer ganz zuverlässig sind. Manchmal "verfolgen" sie eine Spur, die gar nicht da ist, dann liegt es aber eher wohl am Hundeführer. Oder sie nehmen aus verschiedenen Gründen die Spur nicht auf. Aber vorwärts mit rückwärts verwechseln sie nicht, schon gar nicht kilometerweise, es wäre ganz gegen ihre Natur. Ich darf mal zitieren:

deim0s schrieb am 04.07.2022:Es waren vier Hunde, die einmal vom EDEKA und die anderen von der Kirchberghütte losgelaufen sind. Die Kirchberghütten-Hunde sind zum EDEKA gelaufen, von da zum Steinlabyrinth und von da hoch zum IK. Die EDEKA-Hunde sind zum Steinlabyrinth und von da zum IK. Wie man da eine Rückwärtsspur - was Hunde generell nicht tun - hineininterpretieren kann, erschließt sich mir nicht.

Calathea schrieb:Ich würde Hundespuren immer mit einer gewissen Vorsicht genießen (bzw. die Deutung des Hundeverhaltens durch Menschen). Ich denke gerade z.B. an den Vermisstenfall Yolanda, in dem Hundespuren auch zu einer Uni führten, an der Yolanda gar nicht gewesen ist. Ich habe aber den Eindruck, das ist eine unpopuläre Meinung, viele Menschen messen Hundeverhalten eine sehr große Bedeutung zu. Und ab und zu gibt es ja auch Erfolgsmeldungen.

Kannst Du die fehlerhaften Spuren an der Uni kurz belegen? Ich habe beim Überfliegen und groben Suchen in diesem Thread nichts in der Richtung gefunden, nur das Hunde am IKEA was erspürt haben.

Ich messe den Hunden eine gewisse Bedeutung zu, weil keiner der vier Hunde (die hoffentlich unabhängig voneinander gesucht haben) zum Einstieg E6 gelaufen ist. Ich denke, dass ich das nun oft genug geschrieben habe. Denn - nachvolluziehbar - müsste es ja, sofern Scarlett in Todtmoos losgelaufen wäre nach Wehr, dürfte sich ja eine Geruchsspur komplett durch Todtmoos, kommend von Ibach in Richtung Schwarzenbach gezogen haben.

Kraftwerker schrieb:Liegt der Steinbruch an der E5?

Ja. Die E5 verläuft an diesem ehemaligen Steinbruch.

Original anzeigen (0,2 MB)

Quelle: Schluchtensteig-Homepage

https://www.schluchtensteig.de/eip/pages/5-etappe.php

Strongbow schrieb:man hat nach ein paar Tagen den ganzen Steig abgesucht. Warum?

War das nach den privaten Maintrailern, die zum IK führten?
Wo genau hat man denn da gesucht? Nach Scarlett mit Wärmebildkamera? Mit Suchhunden - eher in Ortschaften (Übernachtungen), oder am Trail im Wald?

Hab ich richtig verstanden, dass die Polizei keine Maintrailer mit Geruchsprobe eingesetzt hat, nachdem Scarletts Auto zugänglich war?(sondern Flächensuchhunde ohne Geruchsprobe. Die Maintrialer zum IK waren ja private).

CorvusCorax schrieb:dass die Spur dort nicht abgebrochen wäre, sondern man hat aufgehört, weil die Hunde nicht mehr konnten.

Und warum hat man dann nicht am nächsten Tag von Ibach weg nochmal die Hunde angesetzt, um zu sehen ob und wie die Spur weiter verlief?

Ich muss jetzt noch mal bezüglich der Hunde ansetzen: Ich selbst habe einen ausgebildeten Assistenzhund und habe auch viel mit Rettungshunden und Hunden vom DRK zu tun.
Beim Fährten geht man ja davon aus, das eine Fährte nach so 20 Minuten "steht", also die optimalen Nasenbedingungen erfüllt und dann je nach Witterungslage/ Umwelt ( Regen, starke Sonne, Wind...) konstant abnimmt, bis ca. 48 Stunden nur noch wenig zu finden ist. Der Hund riecht ja sozusagen die runtergefallen Hautschuppen/Moleküle, die sich ja dann auch nur in der Nähe des Weges befinden können, je nach Wind und anderen Witterungseinflüssen.
Sehr gute Fährtenhunde finden sicher auch nach 4-5 Tagen etwas, aber dann ist doch meistens Schluss.
Und natürlich hängt es sehr an der Interpretation des Hundeführers.
Die ersten Hunde wurden nach vier Tagen hier eingesetzt. Deswegen, ich diese Aussagekraft leider nicht mehr so hochhängen würde.

Für mich ist immer noch die Aussage von Scarlett, dass sie die letzte Etappe antreten will und dass sie abends in Wehr noch mal mit ihrem Freund telefonieren will, ausschlaggebend.

Wenn sie um 9:15 Uhr ausgecheckt hat, dann kurz nach zehn im Supermarkt war und dann um 10:51 Uhr die erste Handy Aktivität noch war, gehe ich davon aus, dass sie das damals, nach den Telefonaten, in den Stromsparmodus versetzt hat. Ist hier auch schon mal zu genüge diskutiert worden. Und dann losgelaufen ist.

Um 11:57 Uhr war dann noch mal diese High disk Aktivität, was streckenmäßig sehr gut mit Schwarzenbach zusammenpassen würde.

Ich gehe davon aus, dass sie entweder die Strecke leicht abgeändert hat, wie zum Beispiel zu diesem Wasserfall von Au weglaufend und sie so unglücklich gestürzt ist, dass man sie immer noch nicht gefunden hat oder, dass sie eine Bekanntschaft geschlossen hat, die es nicht gut mit ihr gemeint hat.

Und ja, sowohl bei dem Essen, als auch dem späten Start, hätte ich überhaupt keine Bauchschmerzen, ich selbst bin hochalpin und esse auf solchen Strecken meistens nur einen Müsliriegel. Jeder Mensch ist unterschiedlich, und sie war jung und fit.

Das Handy sagt eigentlich schon das meiste aus. Dadurch, dass es den Funkmast von Todtmoos nie verlassen hat, muss das Handy eigentlich im Bereich eines Funkloches nach dem normalen Funkbereich von Todtmoos liegen und da ist es dann irgendwann am Abend ausgegangen oder es wurde zwangsabgemeldet weil kein Kontakt mehr herzustellen war. Und zwischen Au und Wehr ist der Empfang einem Funkloch gleichkommend

Das Gebiet ist einfach riesig und wer nicht schon mal mit einem Hund eine vermisste Person in so einem Gebiet gesucht hat, kann es sich kaum vorstellen.

Letztes Jahr wurde bei uns ein alter Mann vermisst, die Suche wurde noch am gleichen Abend mit Hunden organisiert. Es war ein ebenerdiger Wald. Er wurde nicht gefunden, erst ein Jahr später durch Waldarbeiter….

Silberstreif schrieb:Und warum hat man dann nicht am nächsten Tag von Ibach weg nochmal die Hunde angesetzt, um zu sehen ob und wie die Spur weiter verlief?

Frag mich nicht, ich weiß es nicht. Das war auch mein Gedanke, warum man dann nicht frische Hunde dort angesetzt hat, wenn denn "die Duftspur nicht abgebrochen ist" (O-Ton BFS).
Vielleicht hat man das ja auch getan und es wurde nicht mehr kommuniziert.

@Adah
Danke für deinen interessanten Beitrag.
Wie erklärst du dir die Spur nach Ibach? Das waren ja immerhin mehrere Kilometer.

@Adah Ich weiß nicht, wie diese vier Hunde im Zeitverlauf unterwegs waren. Aber kann es vorkommen, dass ein Hund, in der Situation wo er müde ist und die Spur schon vier Tage alt, beeinflußt ist davon, dass schon zwei andere Hunde vor ihm diesen Weg gelaufen sind?

Tritonus schrieb:@Adah
Danke für deinen interessanten Beitrag.
Wie erklärst du dir die Spur nach Ibach? Das waren ja immerhin mehrere Kilometer

Danke dir, Tritonus

Ich zermartere mir seit drei Jahren den Kopf, mir geht das tatsächlich sehr nahe, weil ihr Verschwindedatum mein Geburtstag ist.

Zum einen, ist die Qualität des Geruchsträgers entscheidend für den Verlauf der Suche. Keine Ahnung, wie gut sozusagen der Geruchsträger war, den die Hunde bekommen haben.

Dann ist es erfahrungsgemäß im Wald auch immer ein bisschen schwieriger, weil es da ja auch viele andere spannendere Fährten gibt.

Ich kann eben nur aus der Erfahrung sprechen, dass die letzten zwei Einsätze bei uns im Landkreis keinen Erfolg durch die Hunde verbucht haben. Beides Mal haben die Menschen die Toten gefunden.

Hunde können großartiges vollbringen, Drogenspürhunde etc., aber nach so vielen Tagen und in freier Natur, würde ich die Wahrscheinlichkeit eher bei 50:50 sehen.

Man weiß ja auch nicht, ob man untereinander kommuniziert hat und der erste schon gesagt hat, sein Hund wäre bis nach Ibach gelaufen und die anderen dann das auch so interpretiert haben. Das ist ja alles menschlich…

Silberstreif schrieb:Silberstreif
um 15:53
anwesend
@Adah Ich weiß nicht, wie diese vier Hunde im Zeitverlauf unterwegs waren. Aber kann es vorkommen, dass ein Hund, in der Situation wo er müde ist und die Spur schon vier Tage alt, beeinflußt ist davon, dass schon zwei andere Hunde vor ihm diesen Weg gelaufen sind?

Ja, es wäre sehr interessant zu wissen, in welchem Zeitverlauf und wie die Hunde eingesetzt worden sind.

Gerade bei privaten Organisationen sind ja auch Hunde und Hundeführer dabei, die zum Beispiel noch gar keine Prüfung abgelegt haben. Die dann angefragt oder angefunkt werden und die dann natürlich kommen und ihr Bestes geben.
Die Unterschiede sind einfach wahnsinnig groß und das Wissen, welche Hunde wann, und wie lange und mit welcher Ausbildung da gesucht haben, das wissen wir ja alles gar nicht.

Bitte berichtigt mich, wenn ich falsch liege, aber zumindest in der ersten Woche waren das doch keine offiziellen Hunde von der Polizei, oder?

Und natürlich kann noch ein jüngerer unerfahrener Hund, einem älteren Hund und dessen Spur folgen. Aber auch das sind alles nur Annahmen, weil wir ja überhaupt nicht wissen, wie diese Hunde waren.

Zumal sie sich ja dann relativ bald in den Ibacher Funkmast eingeloggt hätte.

Somit finde ich, kann man diese Spur eigentlich ausschließen.

Dadurch dass das Handy ja um 11:51 Uhr oder 11:57 Uhr noch mal ein Zeichen im Todtmooser Funkmast abgegeben hat, wäre sie ja, wenn sie um 11:00 Uhr wie vermutet losgelaufen wäre, dann schon im Ibacher Funkbereich gewesen.

Man kann also festhalten, dass kurz vor zwölf zumindest das Handy noch im Funkbereich Todtmoos war, diese Funkzelle nie verlassen hat, und eine technische Interpretation von mir: in einem Bereich von entweder einem Funkloch oder einem mit sehr schlechtem Netz direkt angrenzend von Todtmoos ausgegangen ist, ohne jemals wieder eine andere Funkzelle zu erreichen.

Und auch das spricht eigentlich für die angenommene Wanderstrecke, weil ab Au bis kurz vor Wehr, der Empfang vor drei Jahren kaum bis gar nicht gegeben war.

Silberstreif schrieb:Aber kann es vorkommen, dass ein Hund, in der Situation wo er müde ist und die Spur schon vier Tage alt, beeinflußt ist davon, dass schon zwei andere Hunde vor ihm diesen Weg gelaufen sind?

Dann würde er ja den Hunden folgen und woher weiß der Hund, welcher vorher auf der Strecke gesucht hat und welcher nicht einfach nur Gassi gegangen ist.

Ich habe beim Googeln gerade ein interessantes Interview zum Thema Mantrailer gefunden.
https://www.badische-zeitung.de/menschliche-spuren-wie-spuerhunde-als-mantrailer-ausgebildet-werden--130027366.html#:~:text=BZ%3A%20Wie%20lange%20kann%20ein,vier%20Wochen%20nicht%20mehr%20erkennen.

Man sagt in der normalen Hundearbeit, dass sie nur 10 Minuten Nasenarbeit am Stück schaffen. So ein Jagdhund bei der Drückjagd macht aber alleine schon mehr.

Es gilt „cui bono“. Nehmen wir an, Scarlett ist die Etappe 6 gelaufen. Dann war alles bloß Zufall und schlechtes Timing. Wenn sie aber die Etappe 6 nicht gelaufen ist, muss man das Szenario ganz neu denken. Und dann ist die Sache mit dem Funknetz und dem Handy auch neu zu denken. Denn dann verband sie eine Absicht damit, es nicht so zu tun wie angekündigt. Und dann wäre es ja völlig absurd, dass sie ihr bekanntes Handy weiterhin benutzt hätte mit der Ortungsmöglichkeit. Ansonsten hätte sie ihre Planänderung auch mitteilen können.

Gibt es irgendein Anzeichen dafür, daß die Polizei jemals die Hundespur Richtung IK oder (viel später) Wanderparkplatz ernst nahm?

Wenn nicht, ist das ein Indiz dafür, wieviel Wert man darauf legen sollte?

CorvusCorax schrieb:https://www.facebook.com/groups/vermisst.bittefindetscarlett/posts/1169462300134466/

Da haben wir doch die sehr interessante Aussage:

Die Spur endete im Ort Ibach auf dem Wanderpfad der 5. Etappe, weil die Suchhunde dort wohl keine Energie mehr hatten. Die Spur wurde von der POLIZEI dementsprechend nur dem Vortag zugeordnet, wo Scarlett von Sankt Blasien nach Todtmoos gewandert ist. Deshalb wird seitens der POLIZEI dem aktuell auch nicht weiter nachgegangen.

Quelle: https://www.facebook.com/groups/vermisst.bittefindetscarlett/posts/1169462300134466/

Zusammen mit der Aussage des Vaters aus dem "Julia Leischik" Podcast, dass die Verwandten vor der Hundesuche gebeten wurden, nicht den Weg nach Wehr abzulaufen, könnte man daraus Schlussfolgerungen ziehen.

Wenn man sich mal aktuelle Videos von Suchaktionen anschaut, laufen da meist hunderte von Leuten, inkl. Verwandten durch die Wiesen und Wälder. Ich könnte mir schon vorstellen, dass da selbst die besten Spürhunde anschließend leichte Probleme bekommen, die nun überlagerte alte "Originalspur" zu finden.

cjelli schrieb:Da haben wir doch die sehr interessante Aussage:

Der Post wurde aber geändert. Im ursprünglichen Post hieß es noch, die Spur endete in Ibach beim alten Steinbruch, aber nicht weil die Duftspur abbrach, sondern weil die Hunde nicht mehr konnten. Und ob die Hunde stoppen, weil eine Spur abbricht und einfach nicht mehr weiterführt, oder ob eine Geruchsspur weiterhin vorhanden war, die Hunde aber nicht mehr weiter eingesetzt werden konnten, weil die geschafft waren, ist schon nochmal ein Unterschied.

Silberstreif schrieb:Und warum hat man dann nicht am nächsten Tag von Ibach weg nochmal die Hunde angesetzt, um zu sehen ob und wie die Spur weiter verlief?

Vielleicht hielt man diese Richtung für abwegig, da Scarlett ja ganz woanders wandern wollte und wollte nicht noch mehr Zeit verschwenden.

Strongbow schrieb:Es gilt „cui bono“. Nehmen wir an, Scarlett ist die Etappe 6 gelaufen. Dann war alles bloß Zufall und schlechtes Timing. Wenn sie aber die Etappe 6 nicht gelaufen ist, muss man das Szenario ganz neu denken. Und dann ist die Sache mit dem Funknetz und dem Handy auch neu zu denken. Denn dann verband sie eine Absicht damit, es nicht so zu tun wie angekündigt. Und dann wäre es ja völlig absurd, dass sie ihr bekanntes Handy weiterhin benutzt hätte mit der Ortungsmöglichkeit. Ansonsten hätte sie ihre Planänderung auch mitteilen können.

Das klingt plausibel.


Da kommt mir dann ein ziemlich düsterer Gedanke, sollte sie am Tag des Verschwindens die Strecke vom Vortag zurückgelaufen sein. Ich denke da leider direkt daran, dass sie vorher einen Ort ausgesucht haben könnte, der sich eignen würde, allem ein Ende zu setzen. Das Handy hätte sie dann auch in Todtmoos weggeschmissen. Dass sie dort eine Bekanntschaft getroffen hat, glaube ich wegen der Handyaktivität eher nicht, weil dann hätte sie es dabei gehabt. Oder wie reicht das Todtmooser Funknetz evtl noch nach ibach oder st blasien rein?

claudiacardi schrieb:Oder wie reicht das Todtmooser Funknetz evtl noch nach ibach oder st blasien rein?

In der Suchfunktion hier im Thread → Maletzki. Der hat Karten mit der Abeckung der Todtmooser Funkmasten.