Stan_Marsh schrieb:Insbesondere wir hier im Forum, die wir vermutlich fast alle ihre Jugend noch im vorherigen Jahrtausend erlebt haben, können gar nicht mehr so richtig bewerten, was in den Köpfen junger Leute so vorgeht. Beruflich fragliche Zukunftsaussichten, Umweltproblematik, große welt- und finanzpolitische Themen, der immense Druck der digitalen Informationsgesellschaft und zu allem Überfluss auch noch Corona. Das ist eine ganz andere Belastung und Herausforderungen für junge Leute.
Das kann man mMn so nicht sagen. Vielleicht hast Du Vieles verdrängt, aber wir hatten noch den eisernen Vorhang, den Kalten Krieg, die ständige begründete Sorge vor einer nuklearen Auseinandersetzung, zahlreiche klinisch tote Gewässer wie Rhein und Nord-/Ostsee (mit Robbensterben), Ozonloch auf der einen und Rekordozonwerte auf der anderen Seite, saurer Regen, Waldsterben, Smog, Tschernobyl, Inflationsängste, Kriege ohne Ende, ständiger Nahostkonflikt, Hungerkatastrophen in Afrika mit Millionen von Toten und... und... und... in den 1980ern gab es ja nicht wenige, die das damals sagenumwobene, ominöse Jahr 2000 als quasi unerreichbar ansahen, weil vorher die Welt untergehen wird. Für die düsteren Prognosen sind wir noch ganz gut über die Runden gekommen bis heute.
Meiner Ansicht nach haben es junge Leute heutzutage schon ganz gut. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich auszuleben und vor allem im Vergleich zu unserer Jugend viel mehr Informationsmöglichkeiten, um Interessen zu entdecken und zu entwickeln, sich Meinungen einzuholen usw. etc. pp.
Vor dem Internet gab es diese Möglichkeiten ja alle nicht. Natürlich bringt dieses Fast-Schon-Überangebot seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich, aber das sehe ich eher als Luxusproblem, denn als wirklich existentielles Problem.
Mir scheint ein Untertauchen vorliegend jedenfalls aus vielen Gründen völlig ausgeschlossen. Auch rein praktisch hätte ich das an ihrer Stelle doch dann komplett anders gemacht. Dann hätte ich schon am ersten oder zweiten Tag etwas von superschlechtem Handyempfang im Schwarzwald oder einem kaputt gehenden Handy/Akku o.ä. erzählt und dass ich mich deswegen bis zur Abfahrt zur Freundin am 11.09. nicht mehr melden kann. Dann hätte ich einen komfortablen Vorsprung von 4 - 5 Tagen gehabt, bevor aufgefallen wäre, dass ich nie bei der Freundin eingetroffen bin.