Zwei Hinweise aus den letzten Tagen haben mich aufhorchen lassen, weil ich so etwas schon vermutet hatte, aber nie etwas dazu finden konnte. Einmal ist das der mögliche Kurzaufenthalt an der Haltestelle "Höfle" an der Freiburger Straße und dann die Tatsache, dass Scarlett offenbar tatsächlich ihr schweres Wandergepäck zu schaffen gemacht hat.
Ursprünglich kam ich darauf, als ich nach möglichen Gründen für die Bustour St.Blasien-Todtmoos gesucht habe. Wer schon mal mehrere Tage mit überladenem Rucksack gewandert ist, muss nicht lange nachdenken: Die Druckstellen an Schulter- und Beckengurten, außerdem Blasen durch das Gewicht lassen einen bei jedem Schritt den Wunsch verspüren, Gepäck abzuwerfen. Für mich ist das eine mehr als ausreichende Erklärung für die eingeschobene Bus-Tour. Ich halte es daher für möglich, sie hat am 09.09. allen unnötigen Ballast in der Übernachtungshütte gelassen und ist mit fast leerem Rucksack nach St Blasien gefahren und von dort alleine zurück nach Todtmoos gewandert. (Dafür spricht noch mehr, aber das dauert zu lang und ist hier unnötig).
Leider haben wunde Stellen eine merkwürdige Eigenart: Im Bett oder unter der Dusche machen sie sich nicht bemerkbar. Selbst wenn ich danach getastet habe, um zu schauen, ob es schon besser geht, habe ich die Druckstelle nicht immer gefunden. Das ändert sich allerdings schlagartig, wenn man wieder die Wanderausrüstung anlegt und der Gurt oder Schuh dieselbe empflindliche Hautstelle berührt. Das kann so abrupt und so heftig eintreten, dass man die Pläne, die man eben noch ohne Rucksack und Schuhe voller Zuversicht gemacht hat, plötzlich infrage stellt.
Wenn Scarlett also die Druckstellen wieder nach den ersten Schritten am Morgen des 10.09. gespürt haben sollte (bergab sind Blasen ja noch fieser), könnte sie in Erwägung gezogen haben, wieder einen Bus zu nehmen und die letzte Etappe am 11.09. mit leichtem Gepäck zu absolvieren. Das hätte aber bedeutet: am 10.09. per Bus nach Stühlingen und noch abends mit dem Auto nach Wehr fahren. Am 11.09. früh per Bus von Wehr nach Todtmoos, die E6 wandern und anschließend mit dem Auto (das in Wehr schon wartet) nach Mainz weiter. So wirkt es für mich vom Wanderflow her angenehmer als ganz am Ende die nervigen Busweltreise zu haben und es wäre doppelt einleuchtend, wenn man Wanderbeschwerden annimmt.
Wenn Scarlett aber in diese Richtung gedacht hat, wäre ihr nächstes Etappenziel relativ spontan St Blasien gewesen. Die endgültige Entscheidung hätte ich mir an ihrer Stelle wohl bis zum endgültigen Start nach dem Frühstück aufgehoben. Und dann wäre auch klar, warum sie auf dem Weg in den Ort ausgerechnet an
dieser Bushaltestele gestoppt hat und nicht schon an der Haltestelle "Strick", Denn an "Höfle" fährt eben die 7321 aus Todtmoos kommend über Obrelehen und Unterlehen nach St Blasien vorbei:
Beitrag von Lieselottela (Seite 19) Nun fuhr um diese Zeit kein Bus in absehbarer Zeit ab, also wäre sie weiter in den Ort zum Einkaufen gegangen, evtl. noch Geschenke kaufen oder zum Bäcker. Denn der nächste Bus fuhr über das IK nach St Blasien ( und auch da wäre es noch gut möglich, dass sie diesen Bus eine Stunde zu früh dort erwartet hatte, so wie es hier im Forum auch mal angenommen wurde)
Ab dem Kurpark, wo sie genügend Zeit zum Frühstücken und Telefonieren hatte, sind in
diesem Szenario drei verschiedene weitere Verläufe denkbar. Entweder eine längere Wartezeit in Todtmoos selbst (evtl. am oder nahe dem Busbahnhof) oder eine Mini-Wanderung, bis sie vorhatte, den Bus zu nehmen oder ein Start Richtung E6.
Falls dieser Tag ohnehin ein "Bus- und Autotag" werden sollte, hätte ich selbst mich eindeutig dazu entschieden, die Zeit noch aktiv zu nutzen und zu einer Haltestelle zu wandern, die auf der Busstrecke liegt. Und da es sich mit Blasen begrgauf oft leichter geht, wäre räumlich und zeitlich u.a. das Ibacher Kreuz denkbar. Je nachdem, was die Rohdaten der Google-Timeline für den Hinweg zum Edeka angeben (welchen Weg ist sie innerorts gegangen?) und je nachdem, was auch über die Essens-Bekanntschaft aus dem Pub und über die Wanderbekanntschaften genau bekannt ist (Wie begann die Begegnung? Wer bezahlte? Was wusste Scarlett über die Interessen dieser Personen?) wird eine der Varianten deutlich wahrscheinlicher als die andere und lässt dann weitere Ansätze zu, die man durch Zeugen, noch vorhandene Bezahldaten oder andere Begebenheizen zu der Zeit weiter verfolgen würde.
In allen Fällen ist es gut möglich, dass Scarlett in ein Auto gestiegen ist. Entweder, weil sie Hilfe in Anspruch nahm (z.B. um nach St Blasien zu gelangen) oder eben weil eine bekannte und scheinbar vertrauenswürdige Person sie mit einem überraschenden Szenario konfrontiert hat und sie ihrerseits bereit war, dieser Person zu helfen.
Das Wanderparkpkatz-Szenario wäre zwar auch denkbar, aber in Kombination der Befunde und meinem bisherigen Eindruck von Scarlett für mich nicht allzu wahrscheinlich (keine Zeugensichtung, keine Hundespuren, kein Handyampfang, keine schlüssige Erklärung, bzw. zu viele Ad-Hoc-Annahmen).
Den Antritt der Wanderung bis zum Fundort der Sonnebrille halte ich auch für möglich (trotz fehlender Hundespuren). Wenn es aber dort zu einem vermuteten Übergriff gekommen wäre, bräuchte es aus meiner Sicht weitere stützende Indizien, die so eine Möglichkeit wahrscheinlich machen: Wer wanderte hinter Scarlett und fragte am Parkplatz nach ihr? Gab es einschlägige Beobachtungen in dieser Zeit?) Insgesamt ist die Sonnenbrillen-Spur für mich noch so lange vage, bis weitere Erkenntnisse ihr eine Richtung geben würden (Zahlungsdaten, Berichte über merkwürdige (lustig erscheinende) Eigenarten von Personen, denen Scarlett begegnet ist).
Es ist wirklich schwierig, einen Ablauf zu rekonstruieren, wenn selbst scheinbar empirische Daten wie Handybefunde und -ortungen schwamig sind oder teilweise wieder zurückgenommen werden. Helfen würde es, mit Einverständnis von Freunden oder Familie bestimmte Personen zu befragen oder Erkundigungen unternehmen zu können. Mit dem, was wir sonst haben, drehen sich die Annahmen über denselben Erkenntnissen sehr leicht im Kreis.