JosephConrad schrieb:Letztlich ist es egal ob bei Unfall oder Selbstmord, solange keine Zeugen da sind und man nicht mehr viel findet, gibt es immer welche die keine Ruhe geben: "wer sagt denn, dass da kein "foul play" im Spiel war?
Na, egal ist das nicht. Auch wenn es die VTler gibt, die immer das Gegenteil dessen annehmen, was ein objektives oder behördliches Verfahren ergeben haben.
Es gibt leider Dutzende Vermisster oder besser verschwundener junger Frauen, aus den 60/70/80 und 90er Jahren. Bei Manchen sind die Hinweise auf ein Verbrechen stärker ("wollte von der Disko nach Hause trampen"), bei anderen gibt es Nichts. Einfach Nichts Gibt hier auch eine ganze Reihe von Threads, die schneller oder langsamer verhungert sind, weil es nichts gibt: Keine Zeugen, keine Leiche, keine Tatverdächtigen.
Noch brutaler ist es bei verschwundenen Kindern. Die können nun wirklich keinen Suizid begangen oder mit Absicht untergetaucht sein. Und sind trotzdem nicht mehr da. Und tauchen nie wieder auf. Wenn ich da an "Maddie" in Portugal denke, dann kriege ich das kalte Grausen. Auch wegen der unrühmlichen Rolle der Medien und der Behörden.
CorvusCorax schrieb:Selbst wenn man sie finden würde, würde es wohl keine zufriedenstellenden Antworten auf alle Fragen geben, was denn nun am diesem 10.09.2020 passiert ist und wie es zu den Geschehnissen kam. Selbst wenn sie an einem Steilhang liegen würde, könnte man nie mit Sicherheit wissen, ist sie dort aus Unachtsamkeit runtergefallen, oder hat sie sich umgebracht oder wurde sie runtergestossen. Diese Fragen würden immer offen bleiben.
Mit naturwissenschaftlicher Sicherheit kann man da nichts beantworten. Nie. Naturwissenschaftlich betrachtet sind Zeugen kaum von Beweiswert. Nur Juristen und Journalisten greifen darauf in ihrer Not zurück.
Aber je nach Fundort, forensischen Erkenntnissen und unter Berücksichtigung dessen, was wir auch öffentlich wissen, kann natürlich in einem behördlichen oder gerichtlichen Verfahren ein legitimiertes Ergebnis gefunden werden. Aber nie zu 100% Sicherheit.
Und wenn es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass S. selbst gesprungen ist (kennen wir bislang keine) oder gestoßen wurde (kennen wir bislang auch keine) dann ist ein Unfall das wahrscheinlichste Szenario. Denn es gibt zumindest tatsächliche Anhaltspunkte, dass sie diese Strecke durchlaufen wollte. Ansonsten ist es bei Unfällen sowie schwierig mit Beweisen, weil Ermittlungen und Aufklärung auf Straftäter hin ausgerichtet sind. Hier arbeitet man mit dem Ausschlussprinzip: Keine Anhaltspunkte für andere Möglichkeiten, also Unfall.
Das ist derzeit der Stand. War es ein Unfall, ist es meiner Ansicht nach wahrscheinlicher, dass ihre sterblichen Überreste noch eines Tages gefunden werden könnten. War es ein Verbrechen, kann es sein, dass sie für immer verschwunden bleibt. Man kann nur hoffen, dass Kommissar Zufall irgendwann zuschlägt. Aber das ist dann eben Zufall.
Jetzt zitiere ich mich mal selbst:
Origines schrieb:Im Anschluss an oben Gesagtes gibt es:
Indizien für S.' Absicht, den E6 zu wandern.
Indizien zum Einkauf, dem letzten digital registrierten Ort und zur Verbindung mit der hiesigen Funkzelle.
Keine Indizien für Suizid oder "Untertauchen".
Keine Indizien, dass S. tatsächlich in den E6 eingestiegen oder ihn ganz oder teilweise bewandert hat.
Keine Indizien, dass sie dort verunglückt oder zu Tode gekommen ist.
Keine Indizien für ein Verbrechen.
Aber eine Wahrscheinlichkeit, dass sie in den E6 eingestiegen ist oder sich im Empfangsbereich der Todtmooser Funkzelle aufgehalten hat. Eine geringere - aber wachsende - Wahrscheinlichkeit, dass sie an anderer Stelle zu Tode gekommen ist. Durch Unfall oder Straftat.
Ob eine Neujustierung des Fokus weg von einem Unfall auf der E6 auf ein anderes Geschehen sinnvoll ist, können eigentlich nur die Ermittler beurteilen. Wenn es keine Ermittlungsansätze gibt, dann können sie noch auftauchen, wenn man danach sucht. Aus behördlicher Sicht ist das freilich keine effiziente Vorgehensweise, das Stochern im Trüben.