calligraphie schrieb:Der TV selbst dürfte durch die Reiterinnen aufgescheucht worden sein. Warscheinlich hat er da im Terrain erstmal selbst erkundet, wie oder wohin man ggf. etwas so verschwinden lassen kann, dass es vorläufig uG nicht gefunden wird.
F. scheint allerdings gerade einen Waldweg überquert zu haben, der sogar eine Bezeichnung als "Weg" oder "Straße" hat. Ganz auszuschließen ist es also nicht, dass dort ein bisschen was los ist. Aber er hat vermutlich nicht damit gerechnet.
autor77 schrieb:Ich denke, auch wenn man Rebeccas Leiche findet - und nicht etwas was mit ihm in direkten Zusammenhang steht - wird es der Anklagevertretung wenig nutzen. Leider.
Lasst uns doch mal überlegen, welche Parameter für eine gut geeignete Stelle gegeben sein sollten, um einen toten Körper so zu verstecken, dass er nicht aufgefunden wird.
Vorab: Viele Opfer von Verbrechen werden im Wald aufgefunden. Dabei gibt es kaum Fotos, die einen erahnen lassen, wie die Leiche abgelegt, vergraben oder versteckt worden ist. Oftmals scheinen mir die Fundorte ziemlich banal zu sein. Aber die Ermittler haben wenig Veranlassung, Fotos verwester Leichen zu zeigen. Und ich persönlich habe wenig Erfahrung damit, Leichen zu beseitigen. Und vorab: Wie schwer wird der Körper von R. wohl gewesen sein?
1. Anfahrt mit dem Auto (kein Geländewagen) bis nahe an den Verbringungsort. Schleifspuren sind zu vermeiden und schwer zu beseitigen oder zu verdecken. Mehr als ein paar Meter über Waldboden kann ich mir nicht vorstellen.
2. Die Stelle sollte an einem möglichst nicht frequentierten Ort sein. Also kein Durchgangsweg, kein Eldorado für Spaziergänger, Hundegassigeher - und Reiterinnen. Solche Orte gibt es viele, aber als Externer kann man das wohl schwer einschätzen. Ortskundige Täter sind im Vorteil.
3. Die Stelle sollte auch zufällig vorbeikommenden Jägern, Förstern oder Waldarbeitern (meinetwegen auch die allgegenwärtigen Pilzesammler) verborgen bleiben.
4. Die Stelle sollte - zusammengefasst - möglichst nicht betreten werden können.
5. An der Stelle sollte sich ein Loch ausheben lassen. Dichtes Wurzelwerk ist schlecht. Auf den Google-Satelliten-Fotos sind (z.B. im Kummersdorfer Wald) immer wieder relativ große Sandflächen ohne jeden Bewuchs zu sehen. Da könnte man gut Löcher ausheben. Nachteil: Solche Sandflächen sind leicht zugänglich, Regen, Wind und Wild kann die Situation relativ schnell verändern. Also: Viel Sand oder eher nicht?
6. Tierfraß. Wäre F. der Täter, wüsste er vermutlich aus seiner ländlichen Heimat, dass dies vorkommt, z.B. bei toten Tieren. Oder aus True-Crime-Serien. Also müsste er eine Lösung finden, die verhindert, dass Tiere Teile der Leiche (gar Kleidung) durch die Gegend schleppen.
7. Es gibt in der Gegend nicht nur massenhaft Seen, Feuchtgebiete und Moore, sondern nördlich der Ausfahrt Friedersdorf (die erreicht man bei Kesy-Erfassung mit einem Umweg über die Ausfahrt Storkow, Kummersdorf, Wolzig, Friedersdorf, über die BAB 12 nach Norden) sogar relativ große Baggerseen und diffuse Industriegebiete (die sind mir als Verbringungsort immer unterbelichtet erschienen). Feuchtgebiete und Moore werden von niemandem betreten, das ist kaum möglich, aber auch für einen Täter kaum zu bewerkstelligen. Er könnte die Leiche dort nur am Rande ablegen, irgendwo im tiefen Gebüsch. Baggerseen haben das gleiche Problem wie Sandflächen: Es lässt sich gut graben. Oder besser: Gut versenken.
8. Tiefes Wasser. Ordentlich Gewichte an der Leiche, so dass Verwesungsgase nicht für einen Auftrieb zur Oberfläche sorgen. Haben sich die Ermittler auch gedacht. Von wo aus erreicht man tiefes Wasser bei Anfahrt mit dem Auto, ohne Schleifspuren auf Gras oder Schilf? Ein Bootssteg. Eine Brücke. Deshalb wurde so intensiv am Storkower Kanal und seinem Zufluss in den Wolziger See gesucht. Vermutlich kannten sie die Wassertiefen.
9. Was konnte der mutmaßliche Täter in der Zeit, die ihm verblieb, leisten? Ggf. an zwei Tagen. Was musste er beachten? Und wie hat er es geschafft, dass die sterblichen Überreste von R. über fünf Jahre verborgen blieben?
10. Zwei Dinge zum Abschluss: Nördlich und südlich der BAB 12 zwischen den Ausfahrten Friedersdorf und Storkow befinden sich rund 50 qkm Wald. Nichts als Wald, vermutlich größtenteils Monokulturen. Die typischen Kiefern stehen dort in jüngerem Alter (10 bis 20 Jahre) dicht an dicht. Es ist dort kaum ein Durchkommen. Und nochmals: Die mit dem Auto gut erreichbaren Stellen in Rieplos (wo auch gesucht wurde) und nördlich der Ausfahrt Friedersdorf, von wo aus es ins Naturschutzgebiet Swatzke- und Skabyberge geht. Wie gut sich da F. auskannte, weiß ich aber nicht.
Damit lässt sich R. nicht finden, klar.