BoobSinclar schrieb:Niemand hat hier jemals davon gesprochen, dass der TV unrechtmässig beschuldigt wurde. Wovon aber hier gesprochen wurde, dass dem Beschuldigten das Recht zu Schweigen entweder abgesprochen oder als belastend eingestuft wird. Auch das, menschlich veständlich, für die Aufklärung der Sachlage völlig egal.
Dazu zwei Anmerkungen:
Zunächst mal sind es zwei Paar Schuhe, ob man jemandem sein Recht zu schweigen abspricht oder ob man anmerkt, dass es nach eigenem Ermessen und eigenen Wertmaßstäben wenig sinnvoll erscheint, im Unschuldsfall zu schweigen.
Meines Erachtens wiegen aus Sicht des TV die möglichen "Kollateralschäden" eines seit 15 Monaten andauernden Tatverdachts wegen Totschlags der minderjährigen Schwägerin (gepaart mit zwei medienwirksamen Festnahmen inkl. längerem U-Haft-Aufenthalt) durchaus schwerer, als das Einräumen wie auch immer gearteter, beispielsweise kleinkrimineller Aktivitäten. Von erfolgtem Jobverlust, sozialer Ächtung etc. wurde hier geschrieben. Ob dem so ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber dass diese Gefahr bestand (ebenso wie die Gefahr, dass der Rückhalt durch die Schwiegerfamilie bröckeln könnte, er eventuell seine Ehe gefährden könnte oder oder oder), konnte dem TV durchaus bewusst sein. Somit hätte er meines Erachtens durchaus "egoistische" Gründe gehabt, Klartext zu reden. Spätestens dann, als seine erste Version der Geschehnisse am Montagmorgen als offensichtlich unwahr entlarvt wurde.
Zum anderen hätte es den - meines Erachtens - mindestens ebenso gewichtigen, altruistischen Grund gegeben, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu belegen, dass er mit Rebeccas Verschwinden nichts zu tun hat:
Hier wurde immer wieder hinterfragt, was bitte er denn zu den Ermittlungen hätte beitragen können, wenn er NICHT der Täter war und er somit NICHT wissen kann, was mit Rebecca passiert ist. Meiner Meinung nach wäre es schon ein bedeutsamer Beitrag gewesen, eben genau das möglichst schlüssig zu belegen oder auch nur so offen und glaubwürdig wie irgendmöglich zu schildern. Denn auch das Negativergebnis, dass er definitiv
nicht tatbeteiligt war, hätte die Ermittlungen sicher vorangebracht.
Nochmal: Es ist völlig unstrittig, dass er all das nicht tun MUSSTE, aber man wird es gemessen am eigenen Wertesystem (Stichwort: Altruismus) und der eigenen, risikenabwägenden Logik (Stichwort: Egoismus) zumindest merkwürdig finden dürfen...
Zur rechtlichen Bewertung des Schweigens des TV sei zudem noch einmal angemerkt, dass es meines Wissens einen erheblichen Unterschied macht, ob man von Anfang an geschwiegen hat oder nach anfänglichen Einlassungen zum Geschehen anschließend "selektiv" geschwiegen hat, sobald man mit eigenen Widersprüchen oder belastenden Ermittlungsergebnissen konfrontiert wurde.