Wenn es euch genehm ist, würde ich mal zwei Punkte aus unterschiedlichen Perspektiven aufgreifen:
- Die Kennzeichenüberwachung
- Die im Zusammenhang damit stehenden Zeiten der Fahrten des TV und Rebeccas Schulzeiten
Die Polizei Brandenburg war angeblich stinksauer über die öffentliche Bekanntgabe der Kennzeichenüberwachung. Die lasergetriggerte PoliScan Surveillance von Vitronic dürfte in kriminellen Kreisen hinreichend bekannt sein. Kennzeichenfahndung ist seit Jahren alltägliche Praxis bei der Polizei. Immerhin ist die Anschaffung und Betreibung der Geräte teuer. Tatverdächtige aus dem Kreise der organisierten Kriminalität wissen, wie sie die Kennzeichenerfassung umgehen können, ohne auf andere Strassen auszuweichen. Wenn man es mal auf den Punkt bringt, hat sich die Polizei Brandenburg doch weniger über die offizielle Bekanntgabe der Kennzeichen-Daten durch Polizei und StA Berlin geärgert, weil es zukünftige Täter warnen könnte, als eher deshalb, weil ein massenhaftes Speichern dieser Daten einer Rechtsgrundlage entbehrt, wie das Bundesverfassungsgericht im Dezember 2018 ausführlich begründet hat (
https://www.bverfg.de/e/rs20181218_1bvr014215.html). Dazu gibt es auch einige Gutachten.
Ich sehe das Thema eher politischer Art, da die Standorte der Cams mit Längen- und Breitengrad im www für Jedermann ersichtlich sind. Zudem sind sie so auffällig, dass auch ein Halbblinder sie mit goodwill entdecken kann. Die Frage hier konkret ist, inwieweit die unrechtmässig erlangten Daten aus unerlaubter Vorratsdatenspeicherung überhaupt vor Gericht verwertbar sind. Die Aussage man gehe nicht davon aus, dass der TV nach Polen gefahren sei, sondern bei Fürstenwalde die Autobahn verlassen habe, lässt mutmassen, dass dahinter die mobilen Geräte der Polizei Brandenburg wegen der Nahost-Konferenz in Warschau zur angeblichen Terrorabwehr als "hinreichend gewichtigen Anlass" im Einsatz waren (zumindest "offiziell"). Ein weiteres Indiz sehen die Ermittler vielleicht darin, dass das Kennzeichen vermutlich nur zwischen Storkow und Fürstenwalde auf dem Hinweg erfasst wurde. Die Kennzeichenüberwachung geht aber in beide Richtungen.
Dennoch: Welche Spuren führen die MoKo bereits nach wenigen Tagen zu der sicheren Annahme, es läge ein Tötungsdelikt vor? Ermittler sind neutral und ermitteln in alle Richtungen. Was hat dazu geführt, dass nicht einmal im Ansatz in Erwägung gezogen wurde, dass der TV Rebecca nach den Streitereien mit den Mitschülern für eine Weile beim Untertauchen geholfen haben könnte? Er hätte sie nahe Fürstenwalde in der ihm bekannten Gegend mit der lila Decke irgendwo unterbringen können und am nächsten Abend Essen etc. bringen. Dort hätte ihr etwas zustossen können und was als kurze Auszeit gemeint war, wird zur Tragödie. Das ist nicht als Diskussionsansatz oder spekulativ gemeint, sondern einfach eine Möglichkeit, die Ermittler in Betracht ziehen müssen, wenn man jeden Ansatz verfolgt. Vom Haus des TV bis zur Kennzeichenüberwachung fährt man mit dem Auto ca. eine halbe Stunde. Um 10:39 am Tag Rebeccas verschwinden wurde das Kennzeichen erfasst. Folglich muss er um spätestens kurz nach 10:00 Uhr den Maurerweg verlassen haben. Zu diesem Zeitpunkt kann man davon ausgehen, dass Rebecca bereits in der Schule vermisst wird.
Was immer auch geschehen ist, wenn der TV in irgendeiner Form involviert ist, konnte er sicher davon ausgehen, dass ab 9:50 Uhr Rebeccas Verschwinden auffallen würde. Was er nicht sicher wissen konnte ist, ob jemand Rebeccas Eltern benachrichtigt, auch wenn das für gewöhnlich nur bis 8:00 Uhr gilt. Es gab nur einen kurzen Handlungszeitraum. Was aber nicht objektiv betrachtet nicht automatisch bedeuten muss, dass der TV Rebecca was angetan hat.