cyclic schrieb:ie Zeugin nannte als Zeit 7:30. Das sehe ich nicht. In der letzten Doku wurde eine sehr exakte Zeit (7:46) als letzter Router-Protokoll-Eintrag ihres Handys genannt - und zwar als Auslog-Zeit. Damit wäre eine Sichtung im 171er Bus um ca. 8:00 möglich. Laut aktuellem Fahrplan (keine Ahnung ob der sich seit Februar geändert hat):
7:47 los und in den X11 Ankunft Rudower Str./Johannisthaler Ch. planmäßig 8:02. Mit etwas Glück dort noch ("schwungvoll") den 171 erwischt, der planmäßig schon 8:00 Abfährt.
Dass die Zeiten nicht ganz stimmig sind, könnte auch noch mit dem BVG-Warnstreik vom Freitag vorher zusammenhängen: Einige sind vielleicht etwas später los um erst sicher zu gehen, dass kein erneuter Streik stattfindet.
Dafür kann es eine einfache Erklärung geben: Rebecca hatte ihren Laptop mit bei der Schwester. Sollte sie dort die Browserversion von WhatsApp aufgespielt haben und mit QR-Code mit ihrem Handy verbunden haben, so können meines Wissens nach WhatsApp-Nachrichten auf dem Laptop empfangen werden, auch wenn sie mit ihrem Handy nicht im WLAN-Netz sondern nur im Funknetz ist. Der TV war insgesamt knapp drei Wochen in U-Haft. Die Ermittler werden in dieser Zeit alle ihnen möglichen Register gezogen und ihn entsprechend aller kriminalpsychologischen Raffinessen befragt haben. Wäre TV auch Täter, müsste er in seinen jungen Jahren über eine aussergewöhnlich starke oder kranke Persönlichkeit verfügen, um dem Stand zu halten - oder aber er ist kein Täter!
Die Tatsache, dass die Ermittler nun auch einen Unfall in Betracht ziehen und offiziell mit ihrer Todschlagtheorie insofern zurück rudern, dass auch ein anderer Hergang für möglich gehalten wird, spricht für eine Unschuldsvermutung. Aber warum sollte ein TV nach einem Unfall eine Leiche verschwinden lassen? Soweit öffentlich bekannt, wurden im Haus keine Spuren eines Tötungsdeliktes gefunden. Wie hätte der TV in so kurzer Zeit eine Leiche allein und unbemerkt verschwinden lassen sollen, ohne dass Spuren einer Beseitigung im Fahrzeug zu finden waren? Der TV war am Tag des Verschwindens von Rebecca angetrunken und übermüdet. Einen Teenager mit einer Grösse von 174 cm gegen seinen Willen zu überrumpeln und ohne Gewalt einzusetzen, die zwangsläufig Blutspuren mit sich bringen würde, halte ich für schwierig.
Andererseits finde ich es fraglich, morgens angetrunken nach Hause zu kommen, wenn man bereits weiss, dass man am Vormittag eine weitere Strecke mit dem Auto plant. Mich würde mal interessieren, ob das Handy des TV während der ungeklärten Fahrten ausgeschaltet war. Falls ja, könnte die MoKo hier Absicht zur Vertuschung unterstellen. Im Kofferraum wurden Fasern der Decke, aber keine Spuren von Rebecca gefunden. Haben denn die Leichenspürhunde angeschlagen? Falls ja, würde das während laufender Ermittlungen auch nicht veröffentlicht. Die Polizei hat am Wermuthweg einen Pullover sicher gestellt. Einzelheiten darüber wurden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht veröffentlicht. Sollte es sich um ein Kleidungsstück von Rebecca gehandelt haben und dies z. B. Spuren eines Gewaltverbrechens aufweisen, so handelt es sich um Täterwissen, das in einem Verfahren gegen einen späteren Angeklagten entscheidend für die Beweisführung sein kann.
Wenn es rein hypothetisch so ein Beweisstück gäbe, könnte das den Schluss zulassen, Rebecca habe wohlmöglich das Haus nicht lebend verlassen. Hierbei ist allerdings vorausgesetzt, dass die Ermittler sich bezüglich des TV relativ sicher sind. Zudem passen eventuell gefundene Blutspuren an einem Pullover nicht zu einem Tod durch Erwürgen. Rebecca könnte die Johannisthaler Chaussee am Wermuthweg vorbei den Weg zur Gropius-Schule genommen haben und dort einem Täter in die Hände gefallen sein. Direkt zu Beginn des Wermuthweges befindet sich ein Parkhaus. Allerdings hat Zeugin Veronika B. laut BZ Rebecca um 7.30 Uhr im 171er Bus nahe Gropiusstadt in Richtung Rudow einsteigen sehen.
Die Gropius-Passagen öffnen erst um 10:00, Kaufland allerdings bereits um 7:00 Uhr. Sie könnte dort oder in dem EDEKA davor noch etwas fürs Frühstück eingekauft haben, um sich dann vor der Schule mit jemanden zu treffen. Allerdings passt das nicht zu ihren Handydaten. Ihr Handy soll sich erst gegen 7:40 Uhr vom Server der Schwester ausgeloggt haben. Auch passt das nicht zu den Angaben der Schwester, die gegen 7:00 Uhr das Haus verlassen haben soll. Hätte Rebecca das Haus kurz nach sieben verlassen, hätte sie ihrer Schwester im Haus begegnen müssen. Oder sie ist aufgestanden, nachdem ihre Schwester das Haus verlassen hat, ging ins Bad um sich fertig zu machen (daher die Unterwäsche) und entscheidet spontan, noch vorher etwas schnell zu erledigen und vergisst, das Handy mitzunehmen (würde erklären, warum sie um 7:15 nicht ans Handy ging). Das passt aber auch nicht, weil sie in voller Montur mitsamt Rucksack und Decke gesichtet wurde.
Die ominöse letzte Nachricht aus dem Bad an eine Freundin wurde nicht detailliert erwähnt. Das kann ein Hinweis auf Ermittlungsrelevanz sein. Wem hat sie geschrieben? Stand etwas in der Nachricht, das Aufschluss über die Vorfälle an besagtem Morgen geben könnte? Um 8:42 wurde eine letzte Nachricht von der Mutter an Rebecca übermittelt, aber nicht gelesen. Es ist nicht klar, wo sich das Handy zu diesem Zeitpunkt befand (zumindest uns nicht). Die MoKo wird wissen, in welche Funkzelle es eingeloggt war. Selbst wenn es um 8:42 noch im WLAN-Router der Schwester war, heisst das nicht automatisch, dass Rebecca das Haus nicht freiwillig verlassen haben kann, siehe oben. Auch könnte sie nach 7:40 in der Nähe des Hauses abgegriffen worden sein, wo die WLAN-Verbindung noch aufrecht war. Ein Täter könnte es ihr aus der Hand geschlagen haben und es nach der Tat entsorgt haben. Die Frage wäre dann allerdings, warum sie so früh das Haus verlassen hat.
Vielleicht war sie aber auch um 8:42 noch im Haus und der Schwager hat sie nicht gesehen. Irgendwie passt es alles nicht zusammen. Doch nicht ohne triftigen Grund geht die MoKo von einem Tötungsdelikt aus. Wir kennen nicht alle Details. Gefundene Kleidung eines Opfers ist leider nie ein gutes Zeichen, sollte es denn so sein. Vielleicht haben umliegende Kameras am Fundort auch etwas registriert. Oder es gibt Zeugen, die ihn gesehen haben. Im Grunde gibt es einige Indizien, die auf den TV als möglichen Täter weisen (widersprüchliche Angaben, ungeklärte Fahrten, Wäsche im Bad, Handy Login-Zeiten, entsorgte Kleidung, verschwundene Decke, Sichtungen im Wald etc.) Allerdings gibt es manchmal auch eine Verkettung scheinbar unmöglicher Umstände, die keiner so erwarten würde und alles war doch ganz anders.
Scheinbar gibt es aber ganz konkrete Hinweise, die darauf schliessen lassen, dass der TV in dem ihm bekannten Gebiet bei Kummersdorf nach Rebeccas Verschwinden war. Vermutlich wurde der Öffentlichkeitsaufruf auch mit der Hoffnung verbunden, jemand aus dem Bekanntenkreis des TV könnte Hinweise auf mögliche Verstecke geben. Die Fahrt am Tattag im angetrunkenen und übermüdeten Zustand ist zumindest fragwürdig. Dann am nächsten Tag am späten Abend/nachts ist auch keine gewöhnliche Zeit für einen jungen Familienvater jemanden zu besuchen oder Geschäfte abzuwickeln.
Die Ermittler müssen sich an Fakten halten und können nur das verwerten, was sie an Infos haben. Scheinbar führen alle Spuren nur zu einem TV. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit in 99 Prozent der ähnlich gelagerten Fälle für den Schwager als möglichen Täter spricht, hilft es nicht dem einen Prozent der TV, das tatsächlich unschuldig ist. Für uns als Aussenstehende ist es schwierig, überhaupt etwas zu beurteilen. Mit Halbwissen lässt sich ausserhalb des Spekulativen nicht wirklich etwas Gescheites konstruieren.