DrKartoffel schrieb:Die Fahrten erscheinen in der Tat immer suspekter. Ich gehe davon aus, dass ein durchschnittlicher Bürger nicht in der Lage ist, ein Fahrzeug forensisch derart zu reinigen, dass keinerlei Spuren nachweisbar sind. Dies wäre unter der Annahme einer bewusstlosen Rebecca wiederum schlüssig und die Bewusstlosigkeit schlüssig im Hinblick auf das "nicht selbständige Verlassen" des Hauses. Das Tötungsdelikt, von dem der StA ausgeht, müsste dann im Nachhinein, ausserhalb des Hauses, passiert sein.
Daraus ergeben sich die Fragen, was im Haus passiert ist und was war das Motiv für den weiteren Ablauf?
Nun gab es ja beide Aussagen: sowohl nicht selbstständig als auch nicht lebend. Abgesehen davon, dass die eine die andere als Spezialfall beinhaltet, sehe ich nicht warum man die eine ernster nehmen sollte als die andere. Im Gegenteil, würde ich annehmen, dass die speziellere - also "nicht lebend" die tatsächlich vorranging angenommene Hypothese ist.
Das ist auch mMn die (meinetwegen auch mit Abstand) wahrscheinlichste Einzelhypothese und insofern ganz klar die, die mit höchster Piorität verfolgt wird: spontanes Tötungsdelikt im Haus, dann Verbringung (1. KESY-Fahrt), dann "Nachbesserung" (2. KESY-Fahrt).
Klar für mich ist aber auch, dass dieser Ablauf nicht der einzig mögliche sein kann. Insbesondere muss es Möglichkeiten geben in denen der Schwager unschuldig ist (jedenfalls bzgl. des angenommenen Tötungsdelikts). Da muss es Dinge geben die mehr als nur akademischer Natur sind, denn lebensfremde Szenarien werden ja (das wurde hier oft dargelegt), gar nicht berücksichtigt (solange sie nicht durch entspr. Indizien deutlich weniger lebensfremd erscheinen). Ich bezweifle stark, dass wir den echten Ablauf hier erraten werden, sofern er vom einfachsten Szenario abweicht.
Nun wurden und werden aber natürlich einige Szenarien hier erörtert, wie z.B.
- Unfall + Verbringung (ein Bsp. aus den 60'ern wurde hier genannt)
- Verbringung einer schwerverletzten R (keine Leichengerüche in Haus und Fzg., aber extrem skrupellos)
- geplante Tat (trotz offenbar schlechter Vorbereitung z.B. Decke, kein Alibi, direkt in Widersprüche verstrickt)
- Gemeinsame Fahrt von F und R nach Brandenburg
- das Tötungsdelikt durch F erfolgt dann dort
- Es passiert etwas anderes / durch jmd. anderen dort bzw. im weiteren Verlauf
- Fahrten dienten nicht der Verbringung (jedenfalls nicht im Twingo)
- sondern der Ablenkung (Problem: Setzt Kenntnis von KESY und Annahme des Dauerbetriebs voraus, oder er hatte doch sein Handy an und dabei)
- es gab noch einen Helfer ggf. mit zweitem Fahrzeug (Problem: unbemerkte Kontaktaufnahme, enges Zeitfenster)
- R. wird von F. übersehen (od. versteckt sich), verlässt das Haus erst nach 8:37 und fällt dann einem anderen Täter in die Hände (Problem: warum die KESY-Fahrten, warum die Widersprüchlichen Aussagen)
- Aus dem Haus gelockt von einem "Loverboy" der zuvor Kontakt zu R. aufnahm (evtl. einer der Maxis, Problem Kontakaufnahme)
- spontane Tat eines anderen Täters (wie gerade im Fall Georgine K. zu verfolgen, Problem: Warum loggte sich das Handy nie ein)
- R verschwindet freiwillig (Problem: Wohin? Wo ist sie? Was ist dann passiert, dass sie sich nicht meldet?)
- spontan, aufgrund eines erst am Morgen aufgetretenen Grundes (Problem: welcher?)
- geplant (Problem: kein Grund bekannt und trotz bekannter Zukunftspläne)
- wie vorher, nur dass der Zustellweg der "8:42"-Nachricht (8:37) doch nicht nachvollziebar gewesen wäre und das Übersehen/Verstecken entfiele
- ...diverse Theorien, die schon den Zeitpunkt des Verschwindens anzweifeln (Problem: wie kommt man dann nur auf F als TV)...
- ...
Das ist überhaupt nicht vollständig und ganz sicher durch meine persönliche Wahrnehmung gefärbt (sorry, lässt sich nicht vermeiden).
Ich wollte nur mal andeuten, welche Fülle an Varianten schon diskutiert wurden. Da hat nun jeder welche, die er/sie auschließt und die andere für möglich halten. Und auch wenn die alle einzeln von ihrer Wahrscheinlichkeit her, nicht an die oben dargestellte Hauptthese heranreichen, so muss man trotzdem die Plausibilitäten aller Varianten in denen F Täter auf der einen Seite und aller anderen Varianten zusammennehmen um eine Abschätzung bzgl. Täter ja/nein zu bekommen (gilt für uns, die EB hangeln sich anhand bekannter Indizien voran und ermitteln enstpr. weiter, was wir nicht können).