Warum darf ein Beschuldigter rechtlich schweigen? Damit er sich nicht belasten muss. Ein Verbrechen muss ihm nachgewiesen werden durch die Ermittlungsbehörden und ein Gericht muss die Schuld feststellen. Rechtsphilosophisch gesehen, ist doch eben dahinter der Ansatz, dass jemand selbst nichts dafür tun muss, sich selbst einer Tat zu bezichtigen, für die er verurteilt werden kann. Demokratisch ein hohes Gut, denn neben den vielen, die dann verurteilt werden, gibt es auch unschuldige Tatverdächtige. Allerdings ist dies nicht der Normalfall.
Zahlen von Haftentschädigung in der Statistik für 2011 (BRD):
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/241461/umfrage/unschuldig-inhaftierte-und-entschaedigte-hafttage-in-deutschland/ (leider aktuellste Angabe)
Demgegenüber Gefangene und Verwahrte BRD (2018):
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/158317/umfrage/gefangene-und-verwahrte-in-deutschland-nach-art-des-vollzugs/ Die Zahlen für 2011 (Gefangene und Verwahrte)finde so schnell mobil nicht.
Aber selbst wenn man es hochrechnet: es können alles unmöglich nur zu Unrecht Beschuldigte sein.
Das die Ermittler bei den Widersprüchen des TV, seinem (legalen) Schweigen und Indizien plus möglichen Hinweisen weiter in Richtung TV ermitteln kann man jedenfalls nicht einfach so mit „Unfähigkeit“ der Behörden abtun.
Das die Öffentlichkeit bei dieser extrem medial aufbereiteten Vermisstensache und dem legalen Schweigen des TVs teilweise eben die ethische Seite betrachtet und das Schweigen auf d i e s e r Ebene verurteilt, müsste klar sein.
Wenn der TV an seinen „Ruf“ denkt, dann muss er reden, denn so funktioniert Gesellschaft (kann man werten, wie man möchte).
Wenn der TV von seinem legalen Schweigerecht Gebrauch macht, dann muss er hinnehmen, dass dies Teile der Öffentlichkeit verurteilen. Es geht da um völlig andere Ebenen.
Vielleicht könnte man dies bei der Diskussion mal stärker berücksichtigen. Und dann auch wertschätzender diskutieren.