Birgit Rösing, aus Mülheim an der Ruhr, vermisst

Hercule-Poirot schrieb am 23.04.2020:Evtl. war der Ehemann kurz vor dem Verschwinden von BR in seinem Jagdrevier und hatte sein Mobiltelefon dabei. Es wäre für die Polizei dann ein Leichtes dieser elektronischen Spur zu folgen und es den Hunden in die Schuhe zu schieben ;-)

emz schrieb:Es ist schon richtig, man muss auch einem Staatsanwalt nicht alles glauben, was er sagt. Wobei ich persönlich doch geneigt bin, dieser Berufsgruppe ein besonderes Vertrauen entgegenzubringen. Schließlich dürfte es schwierig sein, sollte die StA erst mal Lügen verbreitet haben, dann eine Anklage mit anderslautenden Fakten auf die Füße stellen zu wollen.

Wo ich aber nicht mehr so ganz mitkomme, wie kommst du nun auf Handydaten? Habe ich da was verpasst? Dann hilf mir bitte weiter.

Auch wenn es für manche heutzutage kaum vorstellbar ist, ein Handy ist nicht festgewachsen. Man kann es nachts durchaus zuhause liegen lassen, will man eine Leiche an einen anderen Ort verbringen. Anders die Hautschuppen, ...

Ich glaube nicht an den Zeitpunkt vor dem Verschwinden von BR sondern danach. Außerdem ist es doch unverfänglich, wenn einer in sein Jagdrevier fährt - auch mit eingeschaltetem Handy. Trotzdem sind die so erlangten Indizien bzw. Beweise nicht rechtmäßig und deshalb die Hundegeschichte, die ja einige anzweifeln

Columbo2 schrieb:Trotzdem sind die so erlangten Indizien bzw. Beweise nicht rechtmäßig

Da würde ich gerne einmal nachhaken, da ich nicht verstehe was du meinst.
Welche Beweise sind nicht rechtmäßig erlangt?

Kreuzbergerin schrieb:Da würde ich gerne einmal nachhaken, da ich nicht verstehe was du meinst.
Welche Beweise sind nicht rechtmäßig erlangt?

Soweit ich weiß, darf die Polizei nicht die Handydaten eines Tatverdächtigen zurückverfolgen. Nun wenn man das vielleicht dann doch täte, hat man eine schöne Spur - der man aber noch einen legalen Anstrich verpassen müsste

Columbo2 schrieb:Soweit ich weiß, darf die Polizei nicht die Handydaten eines Tatverdächtigen zurückverfolgen

Na klar darf man das bzw. genauer: Die Ermittlungsbehörden dürfen es. Kommt laufend vor. Bei einem vermuteten Kapitalverbrechen sowieso. Man benötigt einen richterlichen Beschluss, den man in so einem Fall ohne weiteres bekommt.

„Nach heutigem Stand können wir der ­Polizei auf richterlichen Beschluss nur sagen, wo sich ein Tatverdächtiger aktuell befindet, nicht mehr, wo er sich vor einer Woche aufgehalten hat“, sagt Markus Goebel, Sprecher des Mobilfundienstleisters O2.

https://www.tz.de/muenchen/stadt/wie-handy-firmen-und-polizei-daten-nutzen-1001485.html


Das könnte dem entgegen stehen.

Hercule-Poirot schrieb:Das könnte dem entgegen stehen.

Das stimmt tatsächlich. Mal angenommen, das Telekommunikationsunternehmen hätte die Daten desjenigen trotzdem rausgerückt. Dann könnte sich derjenige vor deutschen Gerichten wohl kaum auf ein Verwertungsverbot verlassen.

Columbo2 schrieb:hat man eine schöne Spur - der man aber noch einen legalen Anstrich verpassen müsste

Nun ja, in einem Gerichtsverfahren würde das schon geklärt, ob Handy- oder "Hundy"-Spur...:-)

Die Telekommunikationsunternehmen speichern die Standortdaten übrigens unterschiedlich lange:

Vodafone bis zu 210 Tage lang
The Phonehouse Telecom: 120 Tage
Drillisch/SIMply: 92 Tage
E-Plus: 80 Tage
Telekom: 30 Tage
EWETEL: keine Speicherung
O2/Telefonica verweigerte die Auskunft mit dem Verweis auf das Geschäftsgeheimnis

https://www.datenschutzticker.de/2012/07/klage-gegen-vodafone-wegen-der-speicherung-von-standortdaten/

Soweit so gut. Nur mit den Daten allein kann man noch lange keine Leiche finden. Aber dann kommen die Hunde ins Spiel. Und vor Gericht wars halt eine Art Zufallsfund

Columbo2 schrieb:Nur mit den Daten allein kann man noch lange keine Leiche finden.

Aber man weiß schon mal, wo eine Suche ggf. erfolgversprechend ist. Es könnte auch sein, dass man Daten aus KESY
Wikipedia: Automatische Nummernschilderkennung#KESY
hat oder noch ganz anderes, wie Sichtungen von Kfz-Kennzeichen oder Personen durch Zeugen, an Tankstellen usw. Im ländlichen Raum könnte ein fremdes Kennzeichen aufgefallen sein.

sören42 schrieb:Aber man weiß schon mal, wo eine Suche ggf. erfolgversprechend ist

Genau so meinte ich das. So wird aus meiner Sicht die Sache mit den Hunden rund. Aber leider erfolglos. Wie kam die Polizei auf das verfallene Haus, da gab es vielversprechende Anhaltspunkte? Wo befindet sich das?

Columbo2 schrieb:Wie kam die Polizei auf das verfallene Haus

Meinst du die Ruine, in der nach der Verschwundenen gesucht wurde?
Die befindet sich in unmittelbarer Nähe des Wohnhauses der Familie.

Columbo2 schrieb:Kreuzbergerin schrieb:
Da würde ich gerne einmal nachhaken, da ich nicht verstehe was du meinst.
Welche Beweise sind nicht rechtmäßig erlangt?

Soweit ich weiß, darf die Polizei nicht die Handydaten eines Tatverdächtigen zurückverfolgen. Nun wenn man das vielleicht dann doch täte, hat man eine schöne Spur - der man aber noch einen legalen Anstrich verpassen müsste

Verstehe ich dich richtig?
Du meinst also, dass dann alle, die für die nicht stattgefundenen Mantrailer-Suche bei einem eventuellen Verfahren vor Gericht als Zeugen angeführt werden, eine falsche Aussage machen?

emz schrieb:Verstehe ich dich richtig?
Du meinst also, dass dann alle, die für die nicht stattgefundenen Mantrailer-Suche bei einem eventuellen Verfahren vor Gericht als Zeugen angeführt werden, eine falsche Aussage machen?

Ich weiß es nicht, das wäre für mich noch eine relativ plausible Erklärung für diese Aktion, da ja viele bereits den Hunden diese Fähigkeiten (ca. 2 Wochen nach dem Verschwinden! ) abgesprochen haben. Und ob Leichenspürhund oder Mantrailer...

Kreuzbergerin schrieb:Meinst du die Ruine, in der nach der Verschwundenen gesucht wurde?
Die befindet sich in unmittelbarer Nähe des Wohnhauses der Familie.

OK, danke. Ich habe die Brauerei entdeckt. War das eine routinemäßige Suche aufgrund der Nähe oder gab es Hinweise? Ich weiß darüber gar nichts.

Columbo2 schrieb:OK, danke. Ich habe die Brauerei entdeckt. War das eine routinemäßige Suche aufgrund der Nähe oder gab es Hinweise? Ich weiß darüber gar nichts

Das ist normale polizeiliche Routine, den Bereich im Umfeld einer vermissten Person abzusuchen.

Was die Abfrage von Handydaten also Funkzellenabfragen mit richterlichem Beschluss anbelangt, da könnte vielleicht Wikipedia ein bisschen mehr Klarheit schaffen, als die bisher genannten Zitate.

Wikipedia: Funkzellenabfrage

Die Funkzellenabfrage (FZA) ist eine unter Richtervorbehalt stehende offene Ermittlungsmaßnahme zum Zweck der Strafverfolgung bei Straftaten von erheblicher Bedeutung. Die Behörden fragen dabei Telekommunikationsverbindungsdaten ab, die in einer bestimmten, räumlich bezeichneten Funkzelle in einem bestimmten Zeitraum anfallen. ...

... Im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung können Daten bei besonders schwere Straftaten unter den Voraussetzungen des § 113b TKG bis zu zehn Wochen rückwirkend erhoben werden.

emz schrieb:Was die Abfrage von Handydaten also Funkzellenabfragen mit richterlichem Beschluss anbelangt, da könnte vielleicht Wikipedia ein bisschen mehr Klarheit schaffen, als die bisher genannten Zitate.

Ich bin kein Rechtsexperte, aber glaube, dass wir weder einen Beschuldigten noch einen Tatverdächtigen haben. Und daher dürfte die Grundlage fehlen, falls es aber anders sein sollte, lass ich mich gerne belehren

emz schrieb:Was die Abfrage von Handydaten also Funkzellenabfragen mit richterlichem Beschluss anbelangt, da könnte vielleicht Wikipedia ein bisschen mehr Klarheit schaffen, als die bisher genannten Zitate.

Man muss unterscheiden zwischen Kommunikationsdaten (Telefonate, SMS) und Standortdaten:

Die Vodafone rechtfertigte sich bezugnehmend auf diese beiden Fälle damit, dass die Bereitstellung von den durch die Ermittler angeforderten Standortdaten nach zu dem Zeitpunkt geltenden Recht nicht zulässig gewesen wäre, andere Daten wie beispielsweise Nummern von Anrufern oder Uhrzeit sowie Länge eines Telefonats wären der Polizei jedoch zur Verfügung gestellt worden. Hintergrund des Konflikts mit den Telefongesellschaften ist die Änderung des Telekommunikationsgesetzes im Juli 2017, welches Unternehmen zu einer Vorratsdatenspeicherung verpflichtet, sodass Standortdaten von Telefongesellschaften 4 Wochen lang gespeichert werden müssen. Durch ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster wurde diese Verpflichtung jedoch ausgesetzt, da ein kleineres Unternehmen aufgrund von zu hohen Speicherkosten geklagt hatte. Da das Aussetzen der Verpflichtung durch die Bundesnetzagentur gestattet und nicht durch Bußgelder sanktioniert wurde, fand in der Praxis keine Umsetzung der Gesetzesneuerung mehr statt.

https://www.datenschutzticker.de/2018/03/moegliches-verfahren-gegen-vodafone-und-die-deutsche-telekom-wegen-versuchter-strafvereitelung/ (eigene Unterstreichung)

Columbo2 schrieb:Ich bin kein Rechtsexperte, aber glaube, dass wir weder einen Beschuldigten noch einen Tatverdächtigen haben. Und daher dürfte die Grundlage fehlen, falls es aber anders sein sollte, lass ich mich gerne belehren

Wenn Strafverfolgung kein Grundlage bietet, tja dann :D

sören42 schrieb:Man muss unterscheiden zwischen Kommunikationsdaten (Telefonate, SMS) und Standortdaten:

Deshalb ging ich ja auf die Funkzellenabfrage ein.

Dürfte die Polizei die Standortdaten der vermissten Frau ermitteln ?

Columbo2 schrieb:Ich bin kein Rechtsexperte, aber glaube, dass wir weder einen Beschuldigten noch einen Tatverdächtigen haben. Und daher dürfte die Grundlage fehlen, falls es aber anders sein sollte, lass ich mich gerne belehren

Die Polizei wird durchaus Verdächtige haben, das kommst deutlich in den Filmen herüber. Das Problem ist wohl der Nachweis einer Straftat, da ein mündiger Bürger durchaus sich ohne Gründe aus der Familie absetzen kann. Ich kenne aber nicht die Rechtslage wenn tatsächlich seitens Familie eine Vermisstenanzeige vorliegt. Ansonsten wären den Ermittlern ständig die Hände gebunden.

Konnte eigentlich ausgeschlossen werden, dass Birgit Rösing zu Fuß das Haus verlassen hat? Es wurden ja Hunde am Haus eingesetzt, die anzeigten, was ja verständlich ist, weil die Vermisste sich dort täglich aufhielt.