Marpelina schrieb:Ich denke, das ist das, wovor "ihr" wirklich Angst habt - nämlich, dass euer Partner euch verlassen könnte... -> könnte das sein? Ich weiss es ja nicht, aber dieses störrische Festhaltenwollen an einem Bild von einem Mann - der natürlich völlig manipuliert und blöd per SE ist - würde mir ein wenig Licht ins Dunkel bringen. - Nochmal: könnte es sein??
Ich bin mir beim zweiten Teil des zitierten Absatzes nicht ganz über deine Kernaussage sicher, beim ersten Teil ist es klar: du vermutest, dass ich (und auch andere User) die Geliebte eines verheirateten Mannes besonders negativ abwerten müsse, weil mich das persönlich bedrohe und eigene, private Verlustängste aktiviere. Wäre es so, könntest du meine Haltung besser einordnen.
Ich hoffe, ich habe das bis hierhin richtig interpretiert. Auch wenn du damit hart an der Grenze zur Rabulistik entlang segelst, werde ich dazu Stellung beziehen.
Vorweg: ich kann gut akzeptieren, dass wir einen Dissenz in der Einordnung der Rolle von NK in dieser Tragödie haben.Jede/r von uns hat eigene, persönliche Beweggründe, warum dieser Fall auf so grauenhafte Art faszinierend erlebt wird, jede/r hat dazu eine eigene Geschichte, an der sie/er anknüpft und von der aus bewertet und eingeordnet wird.
Und ja, auch ich habe selbstverständlich einen ganz persönlichen trigger. Denn ich habe - aufgrund meiner Biografie - ein Bild vom Menschen entwickelt, das von der Möglichkeit der Selbstwirksamkeit ausgeht, von der Idee, dass Menschen handelnd ihr Leben gestalten können und damit ein gewisses Maß an Kontrolle erlangen können. Ich wehre mich gegen die Vorstellung, dass ein Mensch ausschließlich Opfer der äußeren Umstände (oder anderer Menschen) ist, in seinem Handeln unfrei und schicksalhaft in eine Situation hineingeworfen. Menschen können ihr Tun überprüfen, reflektieren, vorausplanen, bedenken, sich ggf. für einen anderen Weg entscheiden, bedauern und verändern.
(Ok, das ist für Menschen, die auf der Flucht vor Krieg, Hunger, Naturkatastrophen und Verfolgung sind, völlig anders. Hier sind die Umstände durch das einzelne Individuum nicht oder kaum zu verändern und der Mensch ist ausgeliefert.Wir reden hier aber von Menschen in relativem Wohlstand in Friedenszeiten...)
Und das ist der Hintergrund meiner Kritik an NK: sie handelte leichtfertig und gedankenlos. Es ist wohlfeil, das mit blinder Liebe und dem „Recht“ der Geliebten auf Entscheidung zu entschuldigen. „Die Liebääää ist eine Hiiimmelsmaaacht“ - kann man so sehen, muss man aber nicht. Ich sehe sie in einer ethisch-moralischen Mitverantwortung für die Entwicklung der Tragödie. Dafür wird sie niemand rechtlich zur Verantwortung ziehen. Und keiner weiß, wie sie selbst heute ihr Verhalten einordnet. Ich hoffe für sie, sie hat einen guten Ort, an dem sie über das was war und über die Schuld, mit der sie nun leben muss, sprechen kann.
Unser Tun und Handeln hat Konsequenzen, manchmal schreckliche. Es hilft aber nicht, das zu bagatellisieren und klein zu reden. Und vielleicht ist ist es das, was wir daraus lernen können?
Ah, übrigens: nein, ich habe nicht die geringste Sorge, dass mich mein Mann verlässt!