ringelnatz schrieb:Und das "Rumgeiere" der Ermittler kann ich null einordnen... (Wir können es nicht erklären, haben sie nicht gefragt, aber ist j auch egal - der Mörder hat gestanden und sitzt!)
Jetzt müsste man sich etwas mehr mit den Regelungen in der amerikanischen Strafverfolgung besser auskennen. Die Ermittler sind nicht bescheuert. Sie hatten aus meiner Sicht sehr wohl auf dem Schirm, dass einige von NKs Aussagen keinen Sinn ergeben und widersprüchlich sind. Das kann man an den Fragen erkennen, die sie ihr in den Vernehmungen stellten. Damit konfrontiert mauerte sie entweder, oder aber ihr Vater sprang ein und unterband ein weiteres Insistieren. Auf der einen Seite ist sicherlich fragwürdig, weswegen das zugelassen wurde (was ja auch einer der Hauptfaktoren ist, weswegen die Riesen-Diskussion um NK in der Bevölkerung überhaupt erst aufgekommen ist), auf der anderen Seite werden die Behörden aber auch vor einer Entscheidung gestanden haben, als CW den Plea anbot.
Rourke said that Chris Watts’ guilty plea precluded any need to further probe the results of the forensic analysis of Kessinger’s phone. “We did not get to the point in our investigation of attempting to independently verify that or not because Chris Watts pled guilty,” Rourke said.
Der Plea kam zu einem Ermittlungszeitpunkt, zu dem man wusste, alle sind tot, es gibt ein Geständnis des Täters auf dessen Täterschaft sämtliche Indizien auch hindeuten. Es gab eine Mistress, die zwar widersprüchliche Angaben macht, aber für deren Beteiligung es keinerlei Hinweise gab.
Falls sich jemand mit amerikanischer Strafverfolgung auskennt, bitte berichtigen. Für mein Dafürhalten hätten die Behörden an dieser Stelle zwei Möglichkeiten gehabt:
a) wir lehnen den Plea ab und ermitteln die Unstimmigkeiten aus
b) wir nehmen den Plea an und beißen dafür in den sauren Apfel, NKs Aussagen als solche stehenzulassen.
Mit Annahme des Pleas entfällt m.W. eine weitere Ermittlungsarbeit, wenn es zu diesem Zeitpunkt keine Hinweise darauf gibt, dass jemand anderes als der Beschuldigte diese Taten ausgeübt hat. Darauf verweist Rourke im o.g. Zitat.
Er selbst wollte zuvor einen Prozess mit Empfehlung der Todesstrafe. Als der Plea kam, hat er diesen mit der Rzucek-Family besprochen und in einem Interview deutete er an, dass er die Familie über die Konsequenzen aufklärte, welche Konsequenzen sowohl ein Plea als auch eine Verurteilung mit Todesstrafe hätte. Er deutete es lediglich an, so dass ich hier mal wiedergebe, was ICH darin verstanden habe:
Wird CW mit Todesstrafe verurteilt und das, während Colorado kurz vor der wahrscheinlichen Abschaffung der Todesstrafe steht, könnte sein Urteil nachfolgend abgeändert werden, z.B. in Lebenslang. M.W. kann das aber wiederum mehrere Optionen beinhalten, nämlich dass ihm Parole gewährt werden könnte oder eben auch nicht. Dass er statt einer kumulierten Strafe lediglich eine Gesamtstrafe erhält. Und da könnte es schon einen Unterschied machen, ob Todesstrafe in 80 Jahre umgewandelt wird oder in 45. Denn dann hätte er zumindest noch die objektive Chance, als alter Mann das Gefängnis verlassen zu können. Nicht zu vergessen, was wäre, wenn CW die Zeit bis zur Abschaffung der Todesstrafe genutzt hätte, um sich als Vorbild-Häftling aufzubauen. Den Plea anzunehmen dürfte also die absolut sicherere Variante gewesen sein, wenn man das Ziel erreichen wollte, dass CW niemals wieder aus dem Gefängnis rauskommt.
Jetzt kann man auch überlegen, was wäre, wenn sie den Plea nicht angenommen, sondern es auf einen Prozess hätten ankommen lassen? Was, wenn die Infos zu NK sich weiter als verdächtig dargestellt, aber sich nicht objektiv verifiziert hätten? Was, wenn es durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte, dass sie an den Morden beteiligt wäre? Welchen Eindruck hätten Geschworene gehabt? Wie hätte sich ein solcher Verdacht auf eine Verurteilung CWs auswirken können? Da haben wir diesen netten, gutaussehenden Mann, bei den nicht nur unerklärlich, sondern sogar unwahrscheinlich erscheint, er könnte zu so etwas überhaupt fähig sein und auf der anderen Seite eine Frau, der man das wegen ihrer unsympathischen Art sehr viel eher zutrauen würde. Dann noch die mangelnden forensischen Belege, die keinen Schluss zulassen, ob es wirklich CW war, der sie tötete, kein DNA-Spurenmaterial und wenn, das auch damit erklärt werden könnte, dass er mit den Opfern in einem Haushalt lebte. Geschworene, wenn man mal Fälle in den USA verfolgt, haben häufig kein Problem damit, jemanden trotz erdrückender Beweise freizusprechen, ganz einfach weil sie es ihm nicht zutrauen. Und sie haben auch häufig kein Problem damit, jemanden schuldig zu sprechen, obwohl die Beweislage eher mau ist. Es hätte das Risiko bestanden (meine persönliche Meinung), dass CW hätte weitaus besser rausgehen können, bedenkt man den Kenntnisstand zum Zeitpunkt des Deals.
Den Plea abzulehnen, um NK weiter nachzugehen, hätte also das Risiko einer Verurteilung CWs bedeuten können. Ich denke, dass man das seitens der Behörden nicht eingehen wollte.
Umso erstaunlicher ist es, dass der Fall noch nicht abgeschlossen wurde, denn mit Annahme des Pleas ist die Schuldfrage eigentlich vollständig geklärt und die Ermittlung obsolet. Ist es in den USA aber ähnlich geregelt wie in Deutschland, dann werden Ermittlungen nur dann weitergeführt, wenn sich nachfolgend Hinweise ergeben, dass weitere Täter an der Tat beteiligt sein könnten.