calligraphie schrieb:Das ist doch erstaunlich,dass er seinen Rechtsanwälten am Ende sagt, Schluss jetzt ich nehme den plea deal an .
Vorab: das ist lediglich meine persönliche Meinung, nicht ehernes Gesetz.
O.g. Verhalten in Bezug auf den Plea Deal geht Hand in Hand mit pathologischem Narzissmus, nämlich dann, wenn der Betreffende weiß, dass er aus der Nummer nicht mehr rauskommt. Wenn es für ihn keinen Weg mehr raus gibt, dann muss er eine Machtdemonstration setzen, die ihm (für alle Zeit) die Deutungshoheit sichert. Aus meiner Sicht hat er mit Annahme des Pleas eben
nicht seine Schuld anerkannt, sondern hat sichergestellt, dass sein wahres Gesicht und was genau in jener Nacht passierte, im Verborgenen bleibt. Er hat allen Anderen damit die Möglichkeit genommen, das tatsächliche Warum zu erfahren und leibhaftig zu sehen, welch ein Mensch er in Wahrheit ist.
calligraphie schrieb:Ich war es und fertig, ich will nicht noch mehr leid verursachen?
Das ist nicht, was er sagte. Er sagte: "Ich will nicht, dass Andere für mich lügen müssen"^^
Da ist er wieder. Der Chris, der es scheinbar allen Recht machen möchte, der scheinbar am Befinden anderer Menschen interessiert ist. Wie passt das mit dem Umstand zusammen, dass er bis zum heutigen Tag kein einziges Mal den Satz gesagt hat: 'Ich bereue mein Handeln zutiefst' oder 'es tut mir leid, dass ich sie alle getötet habe'. Auch das ist typisch für Narzissmus: die Unfähigkeit, sich zu entschuldigen. Denn dafür müsste man erstmal einsehen können, dass man Schuld an etwas hat. Das einzige Mal, dass das Wort 'sorry' fiel, war, als seine Anwältin bei der Urteilsverkündung in seinem Namen sagte, es tue ihm sehr leid. Seine Anwältin sagte es. Nicht er. Nicht mal in diesem einen Moment. Da lehnte er es ab, zu sprechen.
Darüber hinaus gab er in der Confession zudem implizit an, weswegen er den Plea Deal annahm: weil er nicht die 2-4 Jahre in Kauf nehmen wollte, die der Prozess gedauert hätte. Und Prozess heißt: es werden sämtliche Zeugen, Angehörige und seine Mistress selbst in den Zeugenstand gerufen und mitunter für mehrere Tage am Stück gegen ihn aussagen müssen. Alle würden ihren Beitrag leisten, um aufzuklären, wer er in Wahrheit ist und immer schon war. Was würde das für ihn bedeuten? Kränkung, Entlarvung, Scham. Die drei Todsünden, vor denen sich eine Narzisst am allermeisten fürchtet. Und er hätte dem Ganzen nicht entfliehen können, denn vor Gericht hätte man die Autopsy-Fotos gezeigt. Vielleicht hätten sich ein paar Leute gefunden, die zu seinen Gunsten ausgesagt hätten - aber solche Bilder könnte man nicht mehr zu seinen Gunsten interpretieren. Sie zeigen schwarz auf weiß, welch ein Mensch er wirklich war. Den Plea Deal anzunehmen war seine einzige Möglichkeit, sein positives Selbstkonzept zu retten. Und wie man sieht, hat er das geschafft.
calligraphie schrieb:Und anstatt es dabei zu belassen benutzt er die Befragung im Februar als Bühne und legt noch mal nach.
Zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, dass die Beamten geschickt vorgegangen sind und seinen Narzissmus sehr gut ausgenutzt haben. Dass er überhaupt geredet hat, dürfte an seinem Größenwahn liegen. CW ist nicht dumm, er ist aber auch nicht sonderlich klug, andernfalls hätte er zunächst mal seinen Anwalt angerufen und gefragt, ob er überhaupt mit den Beamten reden
muss. Dieser hätte ihm gesagt NEIN! Ebenso wie in seinen ersten Vernehmungen verzichtet er auf eine Verweigerung, weil er sich nicht verdächtig machen möchte. Wir erinnern uns: CW geht mit dem Flow. Sobald jemand etwas von ihm verlangt, spult sich seine Rolle des "Versorgers" ab. Und er fängt an, andere zu versorgen. Allerdings nicht mit dem, was sie wirklich wollen und auch nicht deswegen, weil sie ihm wichtig wären, sondern er versorgt sie mit dem, was IHM wichtig ist, damit SIE weiterhin an den Menschen glauben, den er versucht ihnen zu vermitteln. Um sein positives Selbstbild aufrechtzuerhalten.
Und du hast völlig Recht. Er legt nochmal nach. Wie mag es in den Ohren der Familie Rzucek geklungen haben, dass er in den 5 Stunden wieder kein einziges Mal sagte, es tue ihm leid, sondern das Ganze für ihn schon zur Vergangenheit gehört und er in einem Plauderton, als tausche man Anekdoten aus, davon erzählt, dass das Essen im Knast schon okay sei, aber er Shananns Pizza vermisse. Nach dem Motto: Wär schön, die mal wieder zu essen.
DASS er geredet hat, ist der Herangehensweise der Beamten zu verdanken. Aber WAS er erzählt hat, ist lediglich das, was die Beamten zu Teilen schon gewusst haben dürften. Ich gehe davon aus, dass sie ihn damit konfrontierten, zu wissen, dass mindestens eines der Kinder noch am Leben war (und das Vid von Nate beweist es unumstößlich). Wir erinnern uns: Kommt ein Narzisst zu dem Schluss, dass er nun nicht mehr rauskommt aus der Nummer, dann wird er Schadensbegrenzung betreiben, um sein positives Selbstbild zu retten. D.h., er gibt nur so viel zu, dass er dennoch die Deutungshoheit behält.
Was bedeutet das für die Zukunft dieses Falls? Dass wir uns darauf einstellen müssen/ können, dass das, was er in der Confession sagte, zum einen nicht die (volle) Wahrheit war und dass die Wahrheit zum anderen noch weitaus grausamer ist, als sie sich jetzt schon darstellt. Auch, wenn es Armchair Detective mit seinen Verdächtigungen mitunter übertreibt, ist es dennoch erforderlich, dass unter allen Umständen weiter ermittelt wird, solang auch nur ein einziges Detail, eine einzige Aussage von Zeugen oder CW ungeklärt ist, denn andernfalls wird den Opfern nicht die Gerechtigkeit widerfahren, die ihnen zusteht und wird ein CW immer die Möglichkeit haben, Befürworter zu finden, die ihm dabei helfen, sein Selbstbild zu retten und die Tat zu verklären.
calligraphie schrieb:Seht her ich müsste nichts sagen aber ich tue es, ich bin geläutert durch meinen neuen glauben?
Ja ja, Bible-Chris... die neue Rolle, die es ihm ermöglicht, seine Selbstdarstellung als "guter Mensch" nach außen zu vermitteln. Es ist interessant, dass er zu Gott gefunden hat, obwohl ihm Gottes Werk auf jeder zweiten Seite mit dem konfrontiert, was man im Leben nicht tun darf. Zum Beispiel töten, zum Beispiel Ehebrechen. Und es ist interessant, dass er sagt, andere Häftlinge würden extra zu ihm kommen, weil er so gut darin sei, sich Bibelzitate zu merken und zu rezitieren. Er leistet sich nen super Freudschen Versprecher, als die Beamtin ihn fragte, was Shanann gedacht haben könnte, als er sie erwürgte. Bible-Chris meinte, Shanann habe gebetet (da sagt live abuse free in ihrem neuen Vid was Schönes zu. Sehenswert!). Sie habe womöglich den Vers gebetet "Herr vergibt ihnen
nicht ihre Schuld, denn sie wissen nicht, was sie tun". Der Vers beinhaltet im Original nicht das Wort 'nicht'. Und dennoch ist man geneigt, CW Recht zu geben, denn DAS, was er den Kindern und ihr antat, hätte Shanann ihm tatsächlich niemals verziehen.
Auch an dieser Stelle wird deutlich, dass CW keinerlei Bezug zu dem hat, was inhaltlich in der Bibel steht, sondern er sie funktional gebraucht. Für (s)einen Zweck. Er instrumentalisiert sie. Um sich selbst so darzustellen, wie andere ihn sehen sollen. Mit welcher Arroganz und Überheblichkeit er sich über jene echauffiert, die ihn verurteilen, ist einzigartig. Ein Mensch, der eine solche Tat begangen hat und diese zutiefst bereut, würde Verständnis und Demut zeigen, würde vielleicht sogar sagen, dass er jene, die wütend auf ihn sind und ihn als Monster sehen, verstehen kann, denn seine Tat ist monströs. Er würde nicht anfangen, das zu tun, was er ihnen vorwirft, zu tun, nämlich zu richten. Typisch narzisstische Tatsachenumkehr. Plötzlich sind die anderen böse.
calligraphie schrieb:Auch das empfinde ich als nochmaliges rachsüchtiges nachtreten gegen Shannon und ihre Familie aber eben auch noch einmal Ausdruck seines ambivalenten Verhaltens z seinen Eltern. Er straft seine Mutter ab damit, die ja fest daran glaubte , Shannon wäre schuld am Tod der Kinder.
Richtig. Auch da gibt es eine interessante Anmerkung in seiner Confession: Er erklärte, seine Ehe mit Shanann sei im Prinzip so gewesen, wie sie Ehe ihrer Mutter und ihres Vaters. Sandy die Dominante, Shananns Vater derjenige, der sich fügt. CW verkennt hier die Lage. Seine Ehe dürfte Spiegelbild des Verhältnisses seiner eigenen Mutter Cindy und seines Vaters gewesen sein. Cindy will Leistung - er fügt sich. Shanann will einen echten Mann - er entsorgt Cindy und fügt sich. NK will einen Rundumversorger, der klare Verhältnisse schafft - er entsorgt seine Familie und fügt sich.
Mit seiner Confession blamed er erneut Shanann als die böse Dominante. Unter der er aber scheinbar nicht gelitten hat, wie er in der Confession ebenfalls zum Ausdruck bringt. Er verhöhnt seine eigene Mutter, dass die seine Lüge schon fressen würde, angesichts der Tatsache, dass sie Shanann gehasst hat. Er erfreut sich regelrecht daran, wie gut man seine Mutter manipulieren kann. Und blendet dabei völlig aus, dass ER der Verursacher dieser Lüge ist und nicht (nur) die Dummheit eines Anderen. Typisch narzisstisch.