@Zottel007Es kann natürlich sein, dass jemand hier gezielt ein schwaches und deshalb wehrloses Opfer gesucht hat, um kranke Fantasien umzusetzen.
Bevor man jedoch mehr über den Täter weiß, sollte man vorsichtig sein mit der Spekulation über Motive. Es kann im Grunde jede hier bereits angesprochene Motivationslage ( Sadismus, Satanismus, Verdeckung anderer Taten etc.) vorliegen.
Manchmal entstehen solche Taten auch spontan aus einer Situation und Gruppe heraus, ohne dass ein nachvollziehbares Motiv vorliegt, weil die Leute, die sie begehen, derartig abgestumpft sind, dass man nicht herausbekommt, warum sie dieses oder jenes getan oder unterlassen haben.
Ich erinnere mich beispielsweise an einen schockierenden Fall aus meinem Referendariat in Schwerin Ende der Neunziger. Während meiner Staatsanwaltsstation erzählte mir eine Staatsanwältin, sie sei zu einem Tatort gerufen worden. Als sie den Ort mit der Leiche betreten wollte, warnte ein Polizist sie vor dem zu erwartenden Anblick: die Leiche habe keinen Kopf. Das stimmte auch. Tatsächlich war der Tote (wohl postmortal) mit einem Spaten enthauptet worden. Der Kopf lag auf dem Sofa neben dem Toten. Der Spaten stand noch im Raum. Es handelte sich um eine Tat im Trinkermilieu. Es hatte wohl zwischen den Beteiligten Streit gegeben, wer Getränke holen sollte. Irgendwann wurde einer aus der Gruppe, der wohl der Schwächste war und sich weigerte, loszugehen, von seinen zwei Saufkumpanen heftig bedrängt und aus dem Fenster im ersten Stock geworfen. Schon schwer verletzt, kroch er wohl wieder hoch und wurde von den Tätern noch einmal erheblich misshandelt, bis er am Ende tot war. Die Misshandlungen waren heftig: U.A. war ein Auge im Kopf der Leiche durch eine Zigarettenkippe ersetzt worden. Es wurde später unter dem Sofa gefunden. Zu ihrem Motiv konnten die Täter zunächst keine weiteren Angaben machen.
Ein anderer Fall, in einer anderen Stadt, aber im gleichen Milieu: 2007 wurde in der unmittelbaren Nachbarschaft meines damaligen Büros, auch aus einem Trinkgelage heraus, ein Mann ermordet. Seine Saufkumpanen umwickelten während eines Streites über Nichtigkeiten seinen Kopf mit Klebeband, woran er erstickte.
Ich erzähle diese Beispiele deshalb so ausführlich, weil ich es durchaus für denkbar halte, das hier so ein ähnlicher, völlig sinnloser Fall vorliegt. Auch wenn der Tote keinen Alkohol und keine Drogen konsumiert hat und "kein gewöhnlicher Obdachloser" war: Er kann mit Leuten in Berührung gekommen sein, die einen ähnlichen Grad innerer Gleichgültigkeit, Stumpfheit und Verwahrlosung erreicht haben, wie die Täter aus meinen Beispielsfällen.