Gerd Michael Straten - Obdachloser auf Koblenzer Hauptfriedhof geköpft

FL106772 schrieb:viel zitierte nicht publik gemachte "Täterwissen" mehr dem Täter dient als der Aufklärung. Gerade wenn halt ein Fall aus ermittelt ist ohne jede Chance auf Aufklärung.

Ja, am Anfang habe ich es noch verstanden, dass man nicht viel sagte. Man hatte das Gefühl, die Ermittler hatten einen Verdacht und würden den Täter in Kürze festnehmen. Von wegen „ Keine Gefahr für die Öffentlichkeit“ Da denkt man doch „ ok, scheinbar kein Irrer, der wahllos Leute umbringt, sondern genau diese eine Person im Visier hatte“ weil wie sonst könnte man zu so einer Aussage kommen? Schließlich schliefen noch andere Obdachlose im Freien, waren die nicht in Gefahr?
Auch Aktenzeichen beleuchtete eher Stratens Umfeld.

Aber jetzt? Der Anfangsverdacht schien sich doch nicht erhärtet zu haben, oder man kann nichts nachweisen. Aber das kann ich mir auch nur schwer vorstellen, der Täter muss ja Spuren hinterlassen haben. Wahrscheinlich sogar seine DNA. Die hätte man ja abgleichen können mit einem Verdächtigen aus dem Umfeld.

FritzPhantom schrieb:Ich befürchte, dass Herr Straten ein Zufallsopfer war. In dem Sinne, dass er den Täter nicht kannte, sondern er ausspioniert wurde. Von jemanden, der Obdachlose zum Spaß tötet.

Nein, er wurde gezielt ausgewählt. Da scheint die Polizei auch sicher zu sein. Weitere Obdachlose sind nicht in Gefahr, teilte die Polizei, ein paar Tage nach der Tat mit.

tommy77blau schrieb:eitere Obdachlose sind nicht in Gefahr, teilte die Polizei, ein paar Tage nach der Tat mit.

Wenn ich mich richtig erinnere, hieß es aber sinngemäß so, wie es auch @FritzPhantom schrieb: "Keine Gefahr für die Öffentlichkeit/Bevölkerung".

Und das könnte man auch so verstehen, dass eben "Otto Normalbürger" und "Erika Mustermann" nicht gefährdet sind. Also: Ganz "normale Leute", die auf dem Friedhof spazieren gehen und sich Sorgen machen, wenn sie morgens beim Frühstück in der Rhein-Zeitung von dem Verbrechen lesen dass sie beim Besuch am Grab von Opa Willi plötzlich von einem Mann mit Machete angegriffen werden. Es wurde meiner Erinnerung nach nicht explizit gesagt, dass andere Obdachlose nicht gefährdet sind.

Natürlich gehören auch Obdachlose zur Bevölkerung - aber es wäre schon ziemlich diskriminierend gewesen, wenn man gesagt hätte: "Ja, also normale Leute und brave Bürger müssen sich keine Sorgen machen, nur halt die Obdachlosen."

Weil das nämlich auch so verstanden werden könnte: "Naja, die Obdachlosen sind doch sowieso gefährdet, da können wir nix machen, aber für normale Leute besteht keine Gefahr...."

Daher wäre es interessant zu wissen, ob die Polizei vielleicht gleichzeitig mit dieser Meldung auch gezielte Aktionen gestartet hat um die Leute, die üblicherweise draußen übernachten, anzusprechen und zur Vorsicht zu mahnen- sofern das überhaupt nötig war, denn die werden wohl schon ziemlich beunruhigt gewesen sein.

brigittsche schrieb:tommy77blau schrieb:
Weitere Obdachlose sind nicht in Gefahr, teilte die Polizei, ein paar Tage nach der Tat mit.
[...] "Keine Gefahr für die Öffentlichkeit/Bevölkerung

Beides korrekt. Sehe da keinen Widerspruch.

brigittsche schrieb:aber es wäre schon ziemlich diskriminierend gewesen, wenn man gesagt hätte: "Ja, also normale Leute und brave Bürger müssen sich keine Sorgen machen, nur halt die Obdachlosen."

???
Sorry, aber .... Sorry.
Ich gehe nicht davon aus, dass die Polizei a) ein solches Menschenbild vertritt und b) schon gar nicht , dass sie Obdachlose (und andere Menschen, die draußen nächtigen) absichtlich fahrlässig gefährdet, nur weil sie unfähig wären, sich sachgemäß auszudrücken und Angst hätten als politisch Unkorrekt zu gelten.


Ich hatte mal einen Hochschullehrer, Dr.rer.nat...
Wer ihn nicht kannte und beim durch die Stadt bummeln sah, hätte ihn möglicherweise auch für einen Obdachlosen gehalten, weil er optisch viele Klischees bediente.
Manche Jugendlichen hauen paar Tage von daheim ab oder machen "Mutproben" mit irgendwo draußen (lost places, o.Ä.) zu übernachten. Eine Einteilung in Obdachlose und Nicht Obdachlose, kann ein Täter nicht richtig treffen.

skullnerd schrieb:weil er optisch viele Klischees bediente.

Der wirklich Obdachlose MS sah eben gerade gar nicht aus, wie der typische Obdachlose.

brigittsche schrieb:Natürlich gehören auch Obdachlose zur Bevölkerung

Wenn man das so ausspricht, dann hat man mMn erst recht das Gefühl, dass der Verfasser Restzweifel hat.

skullnerd schrieb:Ich gehe nicht davon aus, dass die Polizei a) ein solches Menschenbild vertritt und b) schon gar nicht , dass sie Obdachlose (und andere Menschen, die draußen nächtigen) absichtlich fahrlässig gefährdet, nur weil sie unfähig wären, sich sachgemäß auszudrücken und Angst hätten als politisch Unkorrekt zu gelten.

Natürlich vertritt die Polizei so ein Menschenbild nicht.. Und wenn Du lesen würdest, was ich geschrieben habe, darüber nachdenken und dann erst schreiben, wäre Dir auch klar geworden, dass der Eindruck hätte entstehen können, wenn sie es so formuliert hätten. Weshalb man es dann eben anders formuliert hat.

Und dann erkläre mir mal, wieso die Obdachlosen bei dieser Formulierung nun weniger gefährdet wären als bei einer anderen. Die werden zudem sicher nicht die Rhein-Zeitung lesen und sich daran orientieren, was da so empfohlen wird. Sondern da bedarf es ohnehin anderer Ansprachewege.

skullnerd schrieb:Wer ihn nicht kannte und beim durch die Stadt bummeln sah, hätte ihn möglicherweise auch für einen Obdachlosen gehalten, weil er optisch viele Klischees bediente.

Ich gehe aber mal nicht davon aus, dass er irgendwo im Freien, z. B. auf einem Friedhof übernachtet hat. Und auch hier empfiehlt es sich da ein wenig nachzudenken und zu überlegen, bei welcher Gelegenheit der Täter zugeschlagen hat und wie er demnach wohl auch wieder zuschlagen würde. Und zwar nicht, indem er einen etwas schmuddeligen Dr. rer. nat. auf der Straße beim Schaufensterbummel überfällt.

Und nun überlegen wir mal wieder ganz scharf, welche Personengruppen so üblicherweise im Freien übernachten und was stellen wir fest? Oh ja, das ist nicht der pensionierte Oberamtmann Karl-Heinz mit seiner Frau Erika, die auf der Karthause in einem Reihenhaus wohnen. Und die haben dann eben von einem solchen Täter nichts zu befürchten.

Schängel schrieb:Wenn man das so ausspricht, dann hat man mMn erst recht das Gefühl, dass der Verfasser Restzweifel hat.

Ich habe diese Zweifel nicht, aber wenn Du mir das unterstellen willst, bitte... Dein Hang zu unbelegten Behauptungen ist ja auf den letzten Seiten deutlich genug nachzulesen.

brigittsche schrieb:Ich habe diese Zweifel nicht, aber wenn Du mir das unterstellen willst, bitte... Dein Hang zu unbelegten Behauptungen ist ja auf den letzten Seiten deutlich genug nachzulesen.

Das ist der Unterschied. Ich habe gar nichts behauptet, aber du unterstellst. Und ich unterstelle dir gar nichts, wenn du richtig lesen würdest. Denn ich habe geschrieben:

Schängel schrieb:Wenn man das so ausspricht, dann hat man mMn erst recht das Gefühl,

Und das ist etwas ganz anderes als das hier:

brigittsche schrieb:Dein Hang zu unbelegten Behauptungen ist ja auf den letzten Seiten deutlich genug nachzulesen.

Dann zeig mal, wo ich was behauptet habe, was dich so sehr stört.

Die Wahrheit ist vielleicht eher, dass ich vielleicht nicht ganz falsch liege und du jetzt versuchst whataboutism zu betreiben.

FritzPhantom schrieb am 17.09.2024:. Immerhin schien es ja im Schlaf passiert zu sein

Aber man weiß das nicht so genau. Diese Details wurden nicht so richtig veröffentlicht.

@Schängel
Stimmt, das hab ich jetzt so angenommen. Weil ich davon ausgegangen bin, dass er sonst versucht hätte, wegzulaufen. Aber vielleicht ging es auch zu schnell.

FritzPhantom schrieb:Weil ich davon ausgegangen bin, dass er sonst versucht hätte, wegzulaufen. Aber vielleicht ging es auch zu schnell.

Ich war immer fest davon überzeugt, dass er in seinem Schlafsack gelegen hätte und sich nicht schnell genug daraus befreien konnte. Aber irgendwie kann ich nirgendwo eine Quelle dafür finden, weiß also nicht, ob das wirklich mal so berichtet wurde oder ob ich mir das nur "ausgedacht" habe.

FritzPhantom schrieb:dass er sonst versucht hätte, wegzulaufen.

Eigentlich gibt es nur einen "normalen" Weg, der zur Schlafstelle führt. Und wenn dort der Täter steht, dann ist der nächstmögliche Fluchtweg über das Geländer.

FritzPhantom schrieb:Aber vielleicht ging es auch zu schnell

Genau das hat der Täter wahrscheinlich ausgenutzt. Er wusste, dass sein Opfer in dieser Situation ziemlich wehrlos ist, wie auch bei anderen Fällen von Gewalt gegen Obdachlose oder anderweitig wehrlose Gegner. Hier kommt noch das Problem hinzu, dass der Täter sich dort wahrscheinlich sicher fühlte, weil dort nachts sonst niemand ist. Bei anderen Fällen wurden Täter zB von Überwachungskameras gefilmt. Das ist hier leider ungünstig. Ob man die Kameras am Hbf ausgewertet hat? Ich gehe davon aus.

Schängel schrieb:Ob man die Kameras am Hbf ausgewertet hat? Ich gehe davon aus.

Soweit ich weiß, gab es zumindest damals keine Videoüberwachung im und vor dem Koblenzer Hauptbahnhof. Deshalb wusste man ja auch nicht, ob Herr Straten nach dem Cafébesuch gemeinsam mit jemanden weg ging, mit dieser Person vielleicht sogar durch den Bahnhof ging.

2017 beschwerte sich der CDU-Landtagsabgeordnete Lammert, dass es keine Videoüberwachung am Koblenzer Hauptbahnhof gibt.

K l e i n e A n f r a g e
des Abgeordneten Matthias Lammert (CDU)

Videoüberwachung Koblenzer Hauptbahnhof
Ich frage die Landesregierung:
1. Wie viele Straftaten und welche wurden in den Jahren 2014, 2015 und 2016 am Koblenzer Bahnhofsvorplatz begangen?
2. Warum wird der Koblenzer Bahnhofsvorplatz nicht durch die Polizei videoüberwacht?

Quelle: https://dokumente.landtag.rlp.de/landtag/drucksachen/2353-17.pdf

Ob sich hier in der Zwischenzeit etwas geändert hat, weiß ich nicht. Ich kann keine Informationen darüber finden.

Misetra schrieb:Soweit ich weiß, gab es zumindest damals keine Videoüberwachung im und vor dem Koblenzer Hauptbahnhof

Vielleicht waren die nicht gut genug, aber im Koblenzer Hauptbahnhof gab es natürlich Kameras.

Misetra schrieb:Ob sich hier in der Zwischenzeit etwas geändert hat

Es gab mal eine Webcam auf dem Hoteldach (Interconti). Die gab es auch 2018 noch. Aber dann wurde die entfernt.

Interessant wäre zu wissen, was die Polizei veranlasst hat, damals gleich zu erklären, es bestehe keine Gefahr für andere Obdachlose. Sie müssen das Motiv ja im privaten Bereich vermuten.

Misetra schrieb:Deshalb wusste man ja auch nicht, ob Herr Straten nach dem Cafébesuch gemeinsam mit jemanden weg ging, mit dieser Person vielleicht sogar durch den Bahnhof ging.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Täter es vielleicht vermieden hat durch den Bahnhof zu gehen oder sich zumindest eine Mütze oder Kappe so aufgesetzt hat, dass man beim Auswerten von Videomaterial nicht sofort die Identität ermitteln kann. Auch kann es sein, dass der Täter kaum oder zu keiner Zeit am Hbf Koblenz war.

MissMary schrieb:Sie müssen das Motiv ja im privaten Bereich vermuten.

Man geht davon aus, dass nur wenige seine genaue Schlafstelle kannten.

Schängel schrieb:Man geht davon aus, dass nur wenige seine genaue Schlafstelle kannten

Wobei es an sich nicht unbekannt ist, dass Obdachlose auf Friedhöfen nächtigen; gerade wenn diese überdachte Gruft- oder Gedenkhallen haben, die stets offen stehen.

Und ein Mitschreiber war ja mal dort, das war wohl kurz vor dem Mord an Herrn Straten.

Buije schrieb am 02.04.2018:Drinnen geht eine kleine Treppe herunter die an einem Gitter geendet ist. Mit der Taschenlampe haben wir dann nach kurzer Zeit entdeckt das zwei Menschen in Schlafsäcken dort liegen

Vielleicht wurde etwas gefunden, was auf ein persönliches Motiv hinweist, worüber sich die Ermittler aber ausschweigen, weil Täterwissen…who knows.
Aber gerade die Art und Weise dieser “Hinrichtung” lässt schon auf große Emotionen des Täters, wie eben Hass und Zerstören wollen, schließen.