Gerd Michael Straten - Obdachloser auf Koblenzer Hauptfriedhof geköpft
02.10.2022 um 11:30Könntet ihr euch vorstellen, dass der Täter evtl einen beruflichen Bezug zu diesem Friedhof hat oder hatte? Zb als Sargträger, Aushilfe, Friedhofsgärtner?
kittyka schrieb:Könntet ihr euch vorstellen, dass der Täter evtl einen beruflichen Bezug zu diesem Friedhof hat oder hatte?Vorstellen kann man sich vieles - ich kann mir genauso vorstellen, dass der Täter Bäcker, Anstreicher, Beamter in der Verwaltung, IT-Spezialist, Lehrer oder Busfahrer ist.
brigittsche schrieb:Der Tatort ist jedenfalls öffentlich zugänglich und für jeden einsehbar. Den kennen nicht nur "Insider" wie etwa Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung oder Gärtner.Aber das da nachts ein Obdachloser in einer recht versteckten Ecke des Friedhofs sein Nachtlager hatte, wussten wohl dann doch nicht so viele?
kittyka schrieb:Ein Täter aus Mordlust oder der irgendwelche kranken Fantasien ausleben wollte, würde wahrscheinlich wieder gemordet haben oder nicht?Es gibt genügend Beispiele für Einmaltäter mit auch so einem Hintergrund. Es kann sich situativ ergeben und in dem Sinn einfach nicht wiederholen, oder es wurde - wie möglicherweise sogar in diesem Fall - etwas ergriffen, das dem Täter als einmalige, quasi perfekte Gelegenheit erschien. Sowas kann auswachsen, ausreizen oder jemand war schon altersmäßig an einer Grenze, wo es nicht mehr so kickt oder schwieriger wird. Gerade Fantasien haben es an sich leicht zu enttäuschen. So wie bei Männern, die einmal zu ner Prostituierten gehen und dann nie wieder. Einfach mal ausprobieren, vielleicht war es ganz anders als vorgestellt oder gab einem doch nicht soviel. Lebensumstände können sich ändern, damit andere Verlustängste einstellen oder die Bereitschaft entspr. Risiken zu gehen sinken. Schließlich kann einer krank werden, oder ist anderweitig verhindert, einschließlich Haftstrafen aus andern Gründen. Und wenn man einigermaßen raffiniert ist, würde man's m.E. sowieso nicht wiederholen. Mit etwas Glück kann das einmal gutgehen (wie wir sehen) aber mit jeder neuen Aktion lässt man's natürlich drauf ankommen. Und heute muss man auch immer damit rechnen, dass die Polizei da irgendwie DNA sichern konnte. So ein Täter bleibt in diesem Fall mein Favorit.
kittyka schrieb:Aber das da nachts ein Obdachloser in einer recht versteckten Ecke des Friedhofs sein Nachtlager hatte, wussten wohl dann doch nicht so viele?Das kann jeder wissen, der da Abends, Nachts oder am Morgen vorbeigeht. Und da das Gelände außerhalb der Öffnungszeiten des Friedhofs keineswegs abgesichert ist (also so, dass man dort nur mit großer Mühe hinkommt) und es auch als Abkürzung genutzt wird, können das viele Leute gewusst haben.
Scarbi schrieb:Wobei ich es auch.... speziell finde, wenn man seinen Weg über den Friedhof abkürzt.Naja, das ist Ansichtssache: Ich persönlich habe z. B. überhaupt kein Problem damit, auf einem Friedhof spazieren zu gehen. Und auch nicht im Dunkeln, oder zumindest hätte ich nicht mehr Bedenken als in anderen dunklen Gegenden.
brigittsche schrieb:Naja, das ist Ansichtssache: Ich persönlich habe z. B. überhaupt kein Problem damit, auf einem Friedhof spazieren zu gehen. Und auch nicht im Dunkeln, oder zumindest hätte ich nicht mehr Bedenken als in anderen dunklen GegendenNaja, es wird dort wahrscheinlich nicht gut beleuchtet sein oder? Insofern müsste man da wahrscheinlich mit Taschenlampe langgehen, am späten Abend/Nachts.
kittyka schrieb:Naja, es wird dort wahrscheinlich nicht gut beleuchtet sein oder?Die Hauptwege sind, oder waren es zumindest, mit Laternen ausgeleuchtet. Und das Ganze liegt ja an einem Hang oberhalb der Stadt. Das Licht aus der Stadt kommt da schon hin, mehr als man denkt. Wer den Weg kennt und keine Angst hat, kann sich da sicher auch ohne Taschenlampe bewegen. Ob das viele Leute tun oder nicht ist natürlich eine andere Frage.
Scarbi schrieb:Ich meinte das eher im Kontext. Jemand, der seinen Weg über den Friedhof abkürzt, muss sich auch nicht über einen friedlichen Obdachlosen aufregen, der dort nächtigt.Ja, da stimme ich zu.
Scarbi schrieb:Es sind doch der Bereich an diesem Pulverturm eher historische Soldatenfriedhöfe zu finden?!Ja, allerdings eher oberhalb. Die Schlafstelle ist auf der Rückseite, hangabwärts. Auf Bild 22 sieht man es ganz gut: Oben, auf dem Plateau, also auf der Vorderseite des Gebäudes (die Drohne fliegt sozusagen von der Stadt aus bergauf) sind die Soldatengräber zu sehen und unterhalb stehen Bäume. Dort ist der Schlafplatz. Von unten her kommt ein Weg (teilweise Treppe) durch die Bäume und führt am Gebäude vorbei. Von diesem Weg aus kann man durch die Bögen im Gebäude gucken (Bild 17, wobei der Fotograf aber bergab schaut).
brigittsche schrieb:Ob das viele Leute tun oder nicht ist natürlich eine andere Frage.Ja, S. wurde nach Vermutung von der Polizei ja gezielt aufgesucht. Es hieß, dorthin kommt man nicht einfach so.
kittyka schrieb:Es hieß, dorthin kommt man nicht einfach so.Naja, was heißt das schon? Es ist sicher kein Weg auf dem täglich hunderte von Leuten vorbeigehen, es ist aber eben auch ein ganz normaler Weg auf dem sich jeder frei bewegen kann. Und wer über den Friedhof geht, kann eben auch dort vorbeikommen.
brigittsche schrieb:Naja, was heißt das schon? Es ist sicher kein Weg auf dem täglich hunderte von Leuten vorbeigehen, es ist aber eben auch ein ganz normaler Weg auf dem sich jeder frei bewegen kann. Und wer über den Friedhof geht, kann eben auch dort vorbeikommen.Was willst du damit sagen?
kittyka schrieb:Jemand geht da abends/nachts zufällig lang, möglicherweise mit einem scharfen Messer oder ähnliches und denkt sich spontan aus Jux und Dollerei den Obdachlosen abzuschlachten?Nein, aber es ist eben auch nicht so, dass man suchen muss bis man die Stelle gefunden hat und dazu erst einmal eine Mauer überklettern oder eine Tür aufbrechen muss. Jeder kann diese Stelle entdeckt und festgestellt haben, dass dort Obdachlose schlafen.
Scarbi schrieb: Ja, das war immer wieder zu hören. Er wollte nicht als Obdachloser erkannt werden. Das war ihm wichtig.Ich denke, den "typischen" Obdachlosen gibt es nicht. In unserer Kirche schläft auch gelegentlich jemand, den würde man auf der Straße auch nicht als Obdachlosen erkennen. Gut gekleidet, kein Gepäck. Er kommt, rollt diskret den Schlafsack in einer Nebenkapelle aus. Schläft. Verschwindet wieder ....
Wäre es möglich, dass er sich dadurch bei den "normalen" Obdachlosen unbeliebt gemacht hat? Dadurch hat er sich ja in gewisser Weise über die Anderen ein Stückweit erhoben.
kittyka schrieb:Könntet ihr euch vorstellen, dass der Täter evtl einen beruflichen Bezug zu diesem Friedhof hat oder hatte? Zb als Sargträger, Aushilfe, Friedhofsgärtner?Irgendwie muss er ja auf ihn aufmerksam geworden sein - und bemerkt haben, dass Hr. Straten da jede Nacht schläft. Dazu muss ich ja selbst mehrfach vor Ort sein (oder Kenntnis davon haben).
Scarbi schrieb:Da liegt auch der Schlüssel zur Aufklärung, glaube ich. Es ging jemanden gegen den Strich, dass dort auf dem Friedhof ein Obdachloser haust. Wobei ich es auch.... speziell finde, wenn man seinen Weg über den Friedhof abkürzt.Pragmatiker tun so etwas. Hauptsache schnell von A nach B.
brigittsche schrieb:Also z. B. zu sagen, dass das jemand gewesen sein muss, der auf dem Friedhof arbeitet, weil andere Personen diese Stelle nicht kennen und erreichen können (nur als Beispiel!) das geht halt nicht.Ja, aber es muss schon ne Verbindung dorthin geben. Der Täter also öfter da sein. Zum Beispiel weil er dort mal gearbeitet hat oder noch tut, regelmäßig Blumen gießt oder anderweitig öfter dort vorbeikommt und sich an S. Anwesenheit stört.Jemand der nur 1-2x im Jahr dort nach dem rechten guckt, wird es wahrscheinlich egal sein, dass da irgendwo abends noch ein Obdachloser sein Quartier hat.
Missmarple73 schrieb:wieso bleibt so ein Täter dein Favorit?Ganz am Anfang bin ich von ner Beziehungstat ausgegangen, konkret davon dass der Täter ebenfalls obdachlos ist. Das wurde mit der Zeit aber immer unwahrscheinlicher und dass Straten Zufallsopfer war dafür immer naheliegender. Was für'n Täter sollte denn mein Favorit sein? Was ist deiner?
Ich wäre schon sehr beruhigter, wenn dieser Täter endlich mal überführt werden könnte...Aber dass er's nicht wurde spricht u.a. eben für eine eher außergewöhnliche Tat. Alternativ könnte man es auch auf mögliche Schlamperei seitens der Polizei oder StA zurückführen, aber will man das? Gibt auch nicht viele Indikatoren dafür. Ich nehme ganz im Gegenteil lange an dass auch die Polizei mit diesem Fall tatsächlich'n Stück weit überfordert war. Zumal Koblenz ja nicht riesig ist.
Die Polizei hat mit Sicherheit DNA am Tatort gefundenAber nicht notwendig die des Täters.
kittyka schrieb:Ja, aber es muss schon ne Verbindung dorthin geben.Klar, jemand der nur ein Mal im Jahr dort vorbeikommt, wird das vermutlich gar nicht registrieren, dass da jemand liegt.
brigittsche schrieb:Das ist so allgemein, darüber kann man den Täter nicht eingrenzen. Das ist doch der Punkt: Kann man an den Täter herankommen, wenn man überlegt, wer alles dort vorbeikommt und diese Stelle kennt? Und das geht eben nicht, weil so viele Leute diese Stelle kennen können, dass mehr oder weniger ganz Koblenz in Frage käme.Der Friedhof war offenbar als Abkürzung bekannt und auch genutzt. Aber führte die auch genau an der Stelle lang, wo S. sein Nachtquartier hatte?