duval schrieb: Wer konnte den alles wissen wer er ist? Das Klientel um den HBF wird sich nicht für Kunst interessiert haben.
Aber er war dort bekannt. Er wird das gemacht haben, was alle Leute machen - wenn sie auf Bekannte treffen, über das Reden, was auch die Bekannten interessiert: So mit dem einen Kreis "bildungsbürgerliche" Themen wie Kunst, Kultur und im Obdachlosenmilieu eben entsprechend andere Themen. Die werden schon gemerkt haben, dass er andere Interessen hat (kein Alkohol, etc.)
nairobi schrieb:Für mich wäre es auch vorstellbar, dass jemand, der sich Splatterfilme ansieht und gewalttätige Videospiele macht, so eine Tat begeht. Vielleicht konsumiert er noch irgendwelche Drogen, so dass das Hirn ein bisschen löchrig geworden ist.
Ja, das wäre eben ein mögliches Motiv: Ausleben von Gewaltphantasien. Ein kleiner Einwand: Wäre es nicht so gewesen, dass derjenige nicht gleich von 0 auf 100 ging, sondern dass es da solche Zwischenphasen gibt? Wir hatten jemanden in unserem Dorf, der schon als Jugendlicher die Dorfkatzen und die Bauernhofkatzen, die niemandem gehörten, entsetzlich zugerichtet hat (Augen ausstechen, etc.) und sich dann total ergötzt hat, wenn die Tiere in Panik geraten sind ... Das hat sich gesteigert .... Von daher "seltsam", wenn jemand nicht derart in Erscheinung tritt und dann praktisch direkt von 0 auf 100 geht. Aber durchaus möglich, da stimme ich dir zu.
nairobi schrieb:Das glaube ich nicht. Straten hat zur Tatzeit doch in seinem Schlafsack gelegen und geschlafen. Ich weiß auch nicht, ob da, wo er war, in unmittelbarer Nähe Gräber waren.
Ist das gesichert? Ich stelle es mir auch immer so vor, weil der Täter sicher auch den Überraschungseffekt genutzt hat - die Frage ist auch, wie fest Straten wirklich geschlafen hat. Wenn ich z.B. zelte, dann höre ich auch, wenn nachts jemand an meinem Zelt entlangschleicht. Er wusste ja, dass er sehr abgelegen schläft und dass sich da vermutlich niemand einfach so hinverirrt hätte.
SherlockJames schrieb:Metalldiebe sind Diebe, die ein finanzielles Motiv für ihre begangenen Straftaten haben. Ich kann mir vorstellen, dass Straten da eingeschritten wäre, wenn er von so einer Aktion mitbekommen hätte.
Oder er hätte einen Notruf abgesetzt - er hatte ja ein Handy. Aber es gab ja keinen Hinweis auf einen Metalldiebstahl in dieser Nacht ...
SherlockJames schrieb:In der Tat geht man bei Obdachlosen erstmal von relativ isolierten Menschen aus aber bei Herrn Straten war das ja garnicht der Fall.
Jain. Er hatte ein soziales Netz, aber kein besonders enges. Es fehlten die richtig guten Freunde, die ihn auch dort wohnen ließen und bei einer "Re-Sozialisierung" behilflich waren. Allerdings wissen wir ja, dass Straten selbst aus einer Sozialwohnung in die Obdachlosigkeit ging und diesen Zustand auch nie mehr beendete. Daher ist unklar, in wie weit er auch sehr enge Beziehungen zuließ.
SherlockJames schrieb:Ich bin ehrlich, neben den Arbeitskollegen, Freunden und Familie sieht man am Tag ja nicht viel. Straten dagegen war auf Achse und lebte 2 Leben. Das Bürgerliche und das als Obdachloser Selbständiger.
Er hatte mehr Zeit für soziale Kontakte, dafür brachen andere "Säulen", die man im Umfeld hat, weg, z.B. Familie und Arbeitskollegen.
brigittsche schrieb:Nicht im Winter, also nur das halbe Jahr lang. Und wenn man dann auch noch einen Transporter leihen muss, was ja mindestens das Benzin kostet, dann relativiert sich der angeblich so großartige Verdienst recht schnell. Und Eintritt kommt bei der einen oder anderen Veranstaltung auch noch hinzu.
Zudem ist man ja nicht der einzige, der so eine Idee hat. Mr. Mary ist ja im Eventbereich und durchaus auch auf Festivals unterwegs. Wenn dann Ruhe einkehrt ist es oft so, dass er auch einen großen gelben Sack mit Pfandflaschen mitbringt - inzwischen sind aber auch andere Leute auf die Idee gekommen, dass man sich das Ticket so finanzieren kann. Daher ja und nein ... Wenn Mr Mary riesig Glück hat, sind das schon mal 20€ oder auch mal 30€, die er sammelt. Dafür ist das ein riesiger Sack Flaschen (muss ja erst mal transportiert werden). Wenn du alleine bist, gar nicht so einfach ...
Zudem viele Festivals dazu übergehen, dass sie Pfandbecher verkaufen und diese mit 5€ Pfand belegen und Pfandmarke oder so ... Daher wird das auch zunehmend schwieriger.
SherlockJames schrieb:Millionär wird er nicht gewesen sein aber ich glaube du unterschätzt die Einnahmen, die man mit so simplen Tätigkeiten machen kann. Ich weiß was manche Obdachlose nur mit Betteln erwirtschaften. Wenn sie einen guten Standort haben, kommen da auch gerne mal mehrere 100 Euro am Tag zusammen. Nicht umsonst organisieren sich solche "Wirtschaftszweige" immer mehr.
So lukrativ ist das glaube ich wirklich nicht - kommt auch darauf an, wer da bettelt. Kiddis von Bekannten spielen immer auf dem Weihnachtsmarkt als "Straßenmusiker" Weihnachtslieder, das lief gut, solange sie klein und knuffig waren und ein Schild hatten "Sparen für Lego Technik". Da war die Kombi aus: Weihnachten + nette Kinder ...
Die Konkurrenz ist auch groß ... und Straten bettelte ja nicht. Er hatte sicher punktuell auch mal Glück und hat viele Flaschen gefunden, Knicklichter verkauft ... aber gerade der Verkauf von Dingen ist bei solchen Festivals sehr schwierig, da es ja Leute gibt, die eine hohe Lizenzgebühr dafür bezahlen, dass sie da Dinge verkaufen dürfen - da passt die Security echt gut auf.