Gerd Michael Straten - Obdachloser auf Koblenzer Hauptfriedhof geköpft
28.12.2020 um 17:55
Bei der Ermittlung des sogenannten Tatmotives sind für mich folgende Dinge/Fragen von zentraler Bedeutung:
Zunächst gibt es da die Grundaussage der Polizei/Ermittler nach der Tat, dass keine Gefahr für andere ausgeht. Die Polizei muss also Erkenntnisse gehabt haben, die zu dieser Aussage geführt haben. Mit dem auslegungsbedürftigen Wort "andere" ist m.E. jeder andere Bürger/Mensch (also auch andere Obdachlose) gemeint.
Aus dieser Aussage kann man Folgendes ableiten:
Das Motiv der Tat wird (wohl) nicht Hass auf (allgemein) Obdachlose gewesen sein, denn sonst bestünde ja für andere Obdachlose (Straten wird ja nicht der einzige Obdachlose gewesen sein, der relativ einsam draussen nächtigte) weiterhin höchste Gefahr.
Das Motiv der Tat kann (wohl) demnach auch nicht der Sadismus des Tötens und Leidenlassen des Opfers gewesen sein, denn sonst bestünde doch weiterhin eine Gefahr für andere (Obdachlose und Nicht-Obdachlose).
Das Motiv der Tat kann (wohl) auch keine (ganz vorsichtig formuliert) politischen (kulturellen) Hintergründe gehabt haben, denn sonst bestünde weiterhin die Gefahr für andere (Obdachlose und Nicht-Obdachlose).
Zusammenfassend gesagt ist aus dieser zentralen Aussage der Polizei m.E. nur ableitbar, dass das Motiv ein rein persönliches sein muss, denn nur dann ist eine solche Aussage ("Gefahr für andere besteht nicht") gerechtfertigt. Machte die Polizei ohne gesicherte Erkenntnisse eine solche Aussage, würde sie die Bevölkerung, zu deren Schutze sie dienen soll, allein schon durch die aufgrund dieser Aussage beruhenden Arglosigkeit einer Gefahr aussetzen. Diese Aussage ist aus o.g. Gründen nicht "ins Blaue hinein" gemacht worden, sondern muss aufgrund der Spurenlage so getätigt worden sein!
Das heißt für den konkreten Fall m.E.:
Die Tat und deren Motiv muss zwischen Täter/n und Opfer ein rein Persönliches sein. In Ansehung der vorliegenden (ohne alle Einzelheiten zu kennen) Brutalität kann ich Duval nur beipflichten, muss etwas vorgefallen sein zwischen Täter und Straten, welches eine derart gesteigerte Wut, einen Hass beim Täter ausgelöst hat, dass es zu dieser Tat kam. Mit der Enthauptung vollzog der Täter eine Entmenschlichung des Opfers. Oft angedacht wurde, dass die dadurch erreichte Außenwirkung eine Botschaft an andere sei. In diesem Lichte würde aber die Aussage der Polizei auch keinen Sinn machen, denn wäre der Tatablauf und dessen Außenwirkung eine Botschaft, dann würde ja weiterhin eine Gefahr für andere bestehen!
Schlüssel zur Aufklärung des Mordes ist dann wohl das detaillierte Ableuchten der persönlichen Kontakte Stratens zu anderen Menschen, sei es flüchtige Kontakte als auch fundiertere Kontakte. Das die Motivbildung, Straten auf diese Weise zu ermorden, auf sein früheres Geschäftsleben zurückzuführen wäre, halte ich - wie es auch schon einmal an anderer Stelle gesagt wurde - aufgrund des langen Zeitraumes für eher nicht realistisch.
Es muss m.E. ein persönliche Abrechnung des Täters mit Straten in persona gewesen sein. Fraglich ist, woher dieser Hass auf Straten herrührte:
a) Kann es sein, dass Straten durch seine Äußerungen, wieder einsteigen zu wollen, alte Wunden eines Geschäftspartners bzw. Gläubigers, der durch die Insolvenz mit in den Abwärtsstrudel gerissen wurde, wieder aufgerissen hat und sich im Zuge ein bereits (kalt gewordener) Streit wieder neu entfachte? Glaube ich persönlich nicht.
b) Ich kann und möchte mich zur Persönlichkeit Straten´s nicht äußern. Aber die Frage aufwerfen, ob Herr Straten gegenüber anderen politische Überzeugungen äußerte und sich im Zuge dessen ein Streit auftat, der dann kulminierte. Tue mich mit diesem Gedanken aber schwer, diese Brutalität zu erklären.
c) Besteht die Möglichkeit, dass es zwischen Straten als in der sozialen Hierarchie unter den Obdachlosen durch seine Bildung und sein bürgerliches Leben "oben stehender" in Kombination mit seiner (anzunehmenden) Intelligenz mit einem Obdachlosen, der sich aufgrund seiner Lage eh schon minderwertig fühlte und im Zuge einer (Achtung: Mutmaßung) Diskussion welchen Inhalts auch immer, sich die subjektiv empfundene Minderwertigkeit des Obdachlosen so verstärkte, dass er sich subjektiv erniedrigt, entwürdigt oder entmenschlicht fühlte und aus diesem Antrieb so handelte?
d) Straten macht auf mich den Eindruck eines trotz der Obdachlosigkeit noch in seinem ganzen Verhalten hin dem bürgerlichen Leben verhafteten Menschen: Besteht die Möglichkeit, dass Straten, der in dem XY-Film den Eindruck machte, dass er zu gewissen Themen eine "starke" Meinungspositionierung hat, jemanden bei irgendetwas beobachtete und dann aus dessen Sicht ausgeschaltet werden musste, um sich selbst vor etwas zu schützen? Ich weiss nicht, ob es illegale Vorgänge auf Friedhöfen gibt, aber wäre es denkbar, dass Straten etwas beobachtet haben könnte und auf denjenigen offen zuging und sagte, er würde diesen Vorgang zur Anzeige bringen.