Gerd Michael Straten - Obdachloser auf Koblenzer Hauptfriedhof geköpft
30.09.2019 um 18:21Ich meine ja nicht das Haupttor am Friedhof, sondern die Tür zur Batterie.
Duchovny schrieb:Ich meine ja nicht das Haupttor am Friedhof, sondern die Tür zur Batterie.Also ich habe es immer wieder einmal erlebt, dass das Tor in den Innenraum der Batterie (also das obere Stockwerk) tagsüber verschlossen war ohne dass man einen Grund erkennen konnte. Ich vermute, dass das Aufschließen morgens mitunter auch einfach mal vergessen wurde.
inspektor schrieb:Um diesen Fall ist es auch sehr leise geworden. Gibt es überhaupt keine neuen Spuren oder Ansätze mehr?Das wüsste ich auch gerne. Im nächsten Monat jährt sich der Mord zum zweiten Mal. Inzwischen glaube ich, dass da nur noch "Kommissar Zufall" helfen kann, falls der Fall überhaupt jemals noch gelöst wird.
Masine schrieb:Wenn man bedenkt, dass der/ die Täter vogelfrei und unerkannt durch die Gegend springen...@Masine
Kodama schrieb:Bemerkenswert finde ich, dass die Ermittler sehr früh behaupteten, dass für die Bevölkerung keine Gefahr bestünde und damit offenbar bis zum heutigen Tag Recht behalten haben. Wie kam es wohl zu dieser Aussage?Gehe davon aus, dass die Polizei sich sicher war, dass der Ablauf der Tat und der Tatort an sich so besonders waren, dass keine andere Menschen in Gefahr gewesen sind, die sich nicht regelmäßig nachts an solchen Orten aufhalten. Auf der einen Seite mag das seltsam klingen, weil es nicht alltäglich ist, dass mitten in einer deutschen Großstadt ein Mann enthauptet wird, auf der anderen Seite ist der Tatort halt wirklich sehr speziell gewesen. Die Aussage der Polizei habe ich von Anfang an so gedeutet, dass man sich sicher war, dass das Opfer ausspioniert wurde und es sich um eine sehr gut geplante Tat gehandelt hat. Ansonsten hätte man den Täter wohl auch längst gefunden.
Kodama schrieb:Der Fall ist aber auch ein kriminalistischer Alptraum.Kriminologisch meinst du. Das scheint mir so doch etwas pauschal dahergesagt, kommt natürlich ganz auf den konkreten Einzelfall an. Gibt ja auch unter diesen Leuten die unterschiedlichsten Typen. Sowohl unter den stationären wie womöglich mehr noch bei den mobilen gibt's immer auch solche, die sehr gut vernetzt sind, umtriebig, gesprächig, oder in der Szene auch weithin bekannt. So'n Netz ist ja auch ne Art der Ab- und Versicherung, für den Schadensfall, ob Unfall, oder wenn jemand mal'n Herzinfarkt kriegt, oder aber attackiert wird. Und auch wo es mal kein Leben retten kann, ist es als Fundus, bzw, überhaupt mal Ermittlungsansatz für die entspr. Kripo dann u.U. eben genau der Unterschied zwischen einer überbaupt klassischen Ermittlungsphase (die ich hier nicht erkennen konnte) oder halt dem hilflosen Treten auf der Stelle. Die wirkliche Komplikation in diesem Fall seh ich darin, dass sich Straten auch zeitlebens nicht groß mitteilen mochte, wollte oder konnte - und entweder tatsächlich kaum über konstante Bindungen verfügte oder aber nur über einander sehr disparate: also zwar Leute kannte, die sich aber untereinander wiederum nicht kannten, ja womöglich nicht mal von der ggs. Existenz wussten.
Das Umfeld obdachloser Opfer zu durchleuchten ist ein undankbarer Job. Viele der Personen zu denen Obdachlose Kontakt haben dürften andere Obdachlose sein, die sind häufig schwer zu ermitteln, berauscht oder generell unkooperativ oder alles zusammen.
Hinzu kommt die Tatörtlichkeit, welche abgelegen aber dennoch für Jedermann zugänglich und Wind und Wetter ausgesetzt ist. Kriminaltechniker können sich da sicherlich einfachere Tatorte vorstellen.Kann ich so auch weniger nachvollziehen, wenn's darum geht fast optimale Bedingungen, gerade in Anbetracht des Vorhergesagten sogar unwahrscheinlich. Kaltes Wetter, geschützter, noch unberührter Tatort, sehr (relativ) zeitiges Auffinden. Wär da erst mal noch ne Woche vergangen, ok...
Bemerkenswert finde ich, dass die Ermittler sehr früh behaupteten, dass für die Bevölkerung keine Gefahr bestünde und damit offenbar bis zum heutigen Tag Recht behalten haben. Wie kam es wohl zu dieser Aussage?Kann ich mal fragen, wieviele Mord- oder Tötungsdelikte jüngerer Zeit in Deutschland dir einfallen, wo sich das eigentlich anders verhielt? Und wird's auch paar Beispiele geben? Weil mir fällt da nicht viel ein, hätte das auch für die weitaus bemerkenswertere Aussage gehalten. Für sowas bedürfte es triftiger, positiver Hinweise, und nicht nur der Abwesenheit anderweitiger "Beweise". Sonst bestünde für alle, immer irgend eine Gefahr, darauf wolltest du schwerlich hinaus.
Kowelenz schrieb:Die Aussage der Polizei habe ich von Anfang an so gedeutet, dass man sich sicher war, dass das Opfer ausspioniert wurde und es sich um eine sehr gut geplante Tat gehandelt hat.Wie gesagt, das steht und jedenfalls in der Gewichtung im Widerspruch zu den tatsächlichen Äußerungen der Polizei, siehe Aktenzeichen, u.a. Vielleicht sind euch die ohnehin spärlichen "Quellen" schon wieder ein wenig entglitten.
scumspawn schrieb:Das zumal - ich glaub selbiger - Ermittler auch sehr viel später bei Aktenzeichen dann gleich als bevorzugte These eine Beziehungstat einbrachte. Und lediglich an zweiter Stelle die Möglichkeit eines auch gezielt ausgesuchten Gelegenheitsopfers.Was mir nicht ganz klar ist: Inwieweit definiert die Polizei möglicherweise einen Fall, bei dem der Täter das Opfer vor der Tat über längere Zeit ausspioniert, auch als Beziehungstat? Denkbar wäre ja auch, dass der Täter einmal in einer unverfänglichen Situation den Kontakt zum Opfer sucht, ein paar Worte mit ihm wechselt und dann das Opfer weiterhin ausspioniert, ohne dass das dem Opfer auffällt. Würde man dann nach den Regeln der Kriminalistik schon von einer Beziehungstat sprechen? Kennt sich da jemand aus?
Ventil schrieb:relativ am Anfang kam hier die These auf, dass es sich um eine rechtsradikale Tat handeln könnte...
brigittsche schrieb:Da würde man dann aber doch erwarten, dass es irgendeine Art von "Bekenntnis" gibt - bei politisch motivierten Taten hat der Täter doch ein Interesse daran, dass seine politische Botschaft auch verstanden wird. Und soweit ich sehe, hat man nichts dergleichen gefunden.Der NSU hat jahrelang ungehindert gemordet und sich nicht bekannt, zugegeben wurde von den noch lebenden Personen auch im NSU-Prozess gar nichts. Im Koblenzer Raum gibt es eine militante Neonaziszene (Stichworte: Aktionsbüro Mittelrhein und Braunes Haus). Der Mord fand im zeitlichen Zusammenhang zum sogenannten Reichsermächtigungsgesetz (24. März 1933 trat es in Kraft, verabschiedet wurde es am 23. März, genau dem Tag an dem Herr Straten 85 Jahre später ermordet wurde). Am 16. und 17. März fand die Militariaboerse im Forum Historicum in 56422 Wirges (bei Koblenz) statt. Dorthin pilgern waffen- und uniformaffine Personen aus aller Welt und einige von denen werden sicher auch solche Orte wie die Batterie Hübeling besuchen. Also für so ganz abwegig halte ich das nicht, dass der Mord aus der rechten Ecke kommt. Darüber wird sich die Kripo vermutlich auch schon Gedanken gemacht haben. Nach dem, was bisher bekannt wurde, scheint man ja nichts Genaueres zu wissen, was einen möglichen Täter angeht. Zumindest macht es diesen Eindruck. Falls man einen solchen Täterkreis im Visier hätte, würde man auch sicher nichts darüber verlauten lassen.
Außerdem würde ich davon ausgehen, dass ein politisch motivierter Täter im Kreis von Gleichgesinnten mit seiner Tat prahlt und dann vielleicht doch irgendetwas durchsickert. Auch wüsste ich nicht, dass es in Koblenz eine große rechtsradikale Szene gibt (wobei natürlich wenige, aber radikale schon ausreichen würden....).