ayahuaska schrieb:@Rick_Blaine
aber wenn man von einem Aussageverweigerungsrecht gebraucht macht, macht man sich doch erst Recht verdächtig, oder nicht?
Selbst wenn man vielleicht eine ganz andere kleinere Straftat, wie z.B. Dealen dafür zugeben müsste damit man ein Alibi hat würde man doch lieber die wahrheit sagen bei so einer Straftat wie Entführung oder Mord
Wenn es soweit ist, dass die Polizei eine Person als Beschuldigten vernehmen will, haben sich die Beamten bereits ein recht klares Bild vom Fall gemacht. Und in diesem Bild agiert die Person als der Täter. Die Vernehmung dient daher keineswegs, wie man als Laie manchmal meint, der Ermittlung der Wahrheit, sondern dazu, möglichst viele belastende Dinge vom Täter zu erfahren. Der Vernommene ist fast immer im Nachteil, denn er hat im Gegensatz zu den Beamten keinerlei Erfahrung mit diesen Dingen, hat nicht den aktuellen Wissenstand, den die Beamten haben und erkennt in der Regel nicht, wohin die Fragen führen sollen. Daher ist die Gefahr gross, dass er sich auch gerade wenn er unschuldig ist und die Wahrheit sagt, noch mehr belastet.
Aus diesen Gründen wird jeder erfahrene Anwalt einem Verdächtigen erst einmal raten zu schweigen. Es ist die Staatsanwaltschaft, die die Schuld beweisen muss, nicht der Verdächtige seine Unschuld. Schweigen ist in solchen Fällen nicht nur Silber, sondern fast immer Gold.
Zeit zum Reden ist immer noch später. Wenn die Staatsanwaltschaft genug andere Beweise gesammelt hat, dann kann man immer noch mit ihr über die Tat reden.
Und wie gesagt, das ist nicht nur ein Klischee. Ich habe einen Fall gehabt, in dem eine Mandantin sich um Kopf und Kragen geredet hat - sie wurde verurteilt und hat im Gefängnis gesessen, weil sie den Polizeibeamten schlicht unterlegen war. Ihre Versuche, Dinge zu erklären scheiterten an ihrer Sprachfähigkeit. Es dauerte ewig, bis man schliesslich ihre Unschuld nachweisen konnte. Hätte sie von Anfang an geschwiegen, wäre es nie so weit gekommen.
