@Tammi Tammi schrieb:Wie wahrscheinlich ist es aufgrund der uns bekannten Faktenlage, dass es sich um einen Sexualmord handelt?
Ausgehend von der uns vorliegenden Faktenlage halte ich die Wahrscheinlichkeit dafür für ziemlich gering.
Tammi schrieb:Und was ist überhaupt ein sexuell motivierter Mord, das ist mir nicht ganz klar?
Das meint Tötungen zur Befriedigung des Geschlechtstriebs oder aber Gewalttaten aus sexueller Motivation heraus, wonach das Opfer anschließend getötet wird, um das Verbrechen zu verdecken.
Tammi schrieb:Wie wahrscheinlich ist es, dass der Tatablauf rekonstruiert werden kann, nachdem das U-Boot geflutet wurde?
Zumindest was die Nachtathandlungen angeht, dürfte der Ablauf recht gut rekonstruiert werden können, da PM allein durch die Art der Verbringung sehr viele Handlungen setzte, die hinsichtlich ihrer Motivation sowie möglicher beteiligter Gedankengänge seinerseits dazu rückwärtsanalytisch geklärt werden können. Zudem ist es durch Rekonstruktion der von ihm genommenen Route möglich, diese Nachtathandlungen in einen Kontext zu verlegen, der wiederum Aussagen seinerseits bestätigen und widerlegen kann. Schwieriger dürfte es hingegen aussehen was die Rekonstruktion der eigentlichen Tathandlung angeht, insbesondere wenn es rechtsmedizinisch nicht gelingen sollte, die eigentliche Todesursache zu klären. Warum das sehr relevant ist, klärt sich vielleicht ein wenig anhand meiner folgenden Antworten.
Tammi schrieb:Gibt es Fakten, die für ein geplantes Verbrechen sprechen?
Aus meiner Sicht: nein. Die Art der Verbringung zeigt zwar auf, dass PM in der Situation der Verdeckung (alle Handlungen ab Zerteilung) selbst überlegt handelte, allerdings zeigt der bislang bekannte Ablauf der Verbringungshandlungen Probleme und Irritationen auf, die im Handeln eines Täters, der dieses Verbrechen im Vorfeld geplant hätte, nicht aufgetreten wären.
Darüber hinaus zeigt dieses aus meiner Sicht impulsiv zugefügte Verletzungsbild der Stiche einen affektiv hochaufgeladenen Zustand PMs an. In Kombination mit dem Umstand der fehlenden Todesursache, die jedoch recht begrenzt im Hals-Kopf-Bereich zu verorten sein dürfte, ist zudem davon auszugehen, dass der Tod/todesursächliche Zustand des Opfers sehr rasch erfolgte. Es gibt also aus meiner Sicht zwei zeitlich sehr nah beieinanderliegende Ereignisse, die zudem beide in rascher Abfolge aufeinander passiert sein dürften, was häufig ein Hinweis auf plötzliche Situationsänderung/ Affekttaten darstellt.
Wichtig wäre es, KWs Arme zu finden, da nur sie einen ausreichenden Hinweis darauf geben können, inwiefern ein Angriff erfolgt sein könnte, gegen den sie sich gewehrt hat. Da laut Veröffentlichung an PM keine solcher Verletzungen gefunden wurden, die beispielsweise typisch wären, wenn ein Opfer sich versucht, gegen ein Würgen zu wehren oder beispielsweise Hämatome an seinen Beinen (fraglich, da dazu nichts gesagt wurde), stellt sich schon die Frage, um welche Art eines Angriffs es sich gehandelt haben könnte. Viele Möglichkeiten bleiben da nicht: Angriff unvermittelt von hinten mit einem Würgeinstrument oder Handlungsunfähigkeit des Opfers auf Grund bereits bestehender Bewusstlosigkeit oder Handlungsunfähigkeit auf Grund einer Fixierung. Letzteres ziehe ich NICHT in Betracht, da im Fall eines unfreiwilligen Fixierens, von dem in diesem Fall mit Sicherheit (!) auszugehen wäre, ebenfalls Abwehrverletzungen an PM wahrscheinlich wären.
Tammi schrieb:Wird der Prozess erst nach der Erstellung eines psychologischen Gutachtens beginnen?
Davon würde ich persönlich ausgehen, da es mehrere Indizien gibt, die für eine Beteiligung psychopathologischer Aspekte PMs an seinen Tathandlungen sprechen UND staatsanwaltschaftlich der Nachweis einer sexuell motivierten Gewalttat geführt werden will, für den es hinsichtlich der bisher veröffentlichten Fakten aus meiner Sicht keinen ausreichenden Beleg gibt. Ein solches Gutachten ist eine Möglichkeit, zusätzliche Indizien zu eruieren, wenn konkrete Beweismittel nicht vorliegen, jedoch der Verdacht einer solchen Motivation im Raum steht.
Tammi schrieb:Würde in Deutschland auch mit solchem Einsatz nach Leichenteilen und anderen Hinweisen gesucht werden?
Merkwürdige Frage, ich versuche sie dennoch mal zu beantworten:
Ja, davon ist auszugehen, da vom Auffinden der Körperteile in diesem Fall abhängt, ob die Todesursache und damit das Verbrechen überhaupt aufgeklärt wird. Ich möchte niemandem seiner romantischen Vorstellungen berauben, aber dieser Aufwand hätte sich AUCH in Dänemark in Grenzen gehalten, wenn durch das Auffinden des Torsos bereits lückenlos alles zur Tat, Tatmotivation und Todesursache geklärt gewesen wäre und keine zusätzlichen Beweismittel erforderlich wären.