AnnaKomnene schrieb:Wenn dort einfach nur jemand von einer Luke getroffen und die Leiter heruntergefallen waere, dann koennte man darueber hinwegkommen. Unfaelle passieren. Aber seine Reaktion ist einfach unglaublich.
Es gibt ein wahrnehmungspsychologisches Phänomen, der sogenannte "Rotschock", der aufzeigt, dass es Menschen gibt, insbesondere bei ängstlich-zwanghaften ist das der Fall, deren Wahrnehmung, Assoziationsgefüge, ihr Affekt und letztlich ihr Handeln in Richtung Exzess verändert und komplett "überflutet" werden kann, wenn sie vor sich ein Rot bzw. eben Blut sehen. Und nein, Blutphobie ist damit nicht gemeint, sondern eine veränderte assoziative Bewertung.
Es kann m.E. schon einen Unterschied für das resultierende Handeln eines Menschen machen, ob vor ihm eine unversehrte, nicht-blutende Person liegt oder aber ein Mensch, in einer Blutlache mit offenen, insbesondere Kopfwunden. Beispiel: liegt ein äußerlich unversehrter, aber bewusstloser Mensch vor uns, sind wir i.d.R. erstmal mit der Frage beschäftigt, ob er noch lebt. Wir fragen uns, was wohl passiert ist, was mit ihm ist, wir prüfen vielleicht seine Vitalzeichen und ja, dazu gehört für gewöhnlich auch der Gedanke daran, Hilfe zu holen.
Liegt ein stark blutender Mensch verdreht vor dir, der offene Kopfverletzungen hat, vielleicht noch starre Augen und gibt keine Regung von sich, wird sich hier relativ rasch Panik und Gedankeneinengung breit machen, z.B. dass gerade etwas unveränderliches passiert ist. Die Vitalzeichen zu prüfen fällt da Laienhelfern i.d.R. nicht mehr ein, sondern Distanzierung von der Person, die da liegt.
Ich finden den Gedanken, der hier Seiten zuvor aufgeworfen wurde, nämlich den Versuch, sich in PM "hineinzuversetzen", gar nicht schlecht. Man kann sich nicht in seine Gefühls- und Gedankenwelt versetzen, muss man auch nicht, sondern eine gewisse Offenheit an den Tag legen und v.a. Fragen aufzuwerfen, um beispielsweise der Frage nachzugehen:
Wenn wir hypothetisch von einem Unfall auf der Leiter ausgehen, von der KW hinabstürzte - welches Bild hat sich PM womöglich gebotent? Was hätte er vielleicht an dem Opfer wahrgenommen und was nicht? Hätte es Unterschiede machen können, wenn sie a) unversehrt aber leblos unten gelegen hätte oder b) stark blutend und offenkundig tödlich verletzt (offene Schädelbrüche)? Auch hier geht es nicht um ein Rechtfertigen oder Entschuldigen, sondern um ein Verstehen aller möglichen Handlungen.
Und dieses Verstehen wird sich nicht einstellen, wenn wir unsere eigenen Assoziationen auf ein Szenario anwenden, das da von einem hübsch aufgeräumten Vorfall spricht, mögliche wichtige Situationsaspekte aber völlig außen vor lässt,...
AnnaKomnene schrieb:Wenn dort einfach nur jemand von einer Luke getroffen und die Leiter heruntergefallen waere
...die hypothetisch jedoch angenommen werden können/ dürfen, insbesondere, wenn man seine Darstellung der Situation überprüfen möchte.