@sterntaucher Du missverstehst mich ein stückweit. Es gab mehrere Beiträge, in denen ich das recht ausführlich dargelegt habe, u.a. auf S. 751, was ich jetzt hier nicht nochmal verlinken werde. Unter "Version A" Punkt (3) ist dargelegt, welches Amputations(!)-Muster zu erwarten wäre, wenn sich eine sexuelle Tatmotivation auch in der nachfolgenden Zerteilung fortsetzen würde (man beachte bitte den Unterschied zwischen Verstümmelung und Amputation!).
Ich versuche es jetzt nochmal ganz platt und weniger "graphic":
offensive Verletzungen/ Amputationen
- sind i.d.R. triebmotiviert, sexuell, aggressiv, psychopathologisch
- zeichnen sich i.d.R. durch eine chaotische Anordnung aus, was meint, das mehrere Areale des Körpers davon betroffen sind, kein Muster erkennbar ist und verschiedene Verletzungsarten vorliegen (Stiche, Schnitte, Teilamputationen von gewissen Körperpartien, Organen etc,)
defensive Verletzungen/ Amputationen
- dienen i.d.R. "rationalen" (vs. irrationalen wie o.g.) logistischen Verdeckungsgründen (Transport, erschwerte Identifizierung, Gewinnen von Zeit durch verzögertes Auffinden)
- v.a. in Regionen, die die exekutive Handlungsfähigkeit des Opfers betreffen (Gliedmaßen, Kopf, Herz)
Im vorliegenden Fall unterscheidet sich das Muster der Stich- und Schnittverletzungen ("chaotisch", Abdomen betreffend, Genital betreffend, singulärer Bruststich), wie seitens der StA allgemein beschrieben, vom Muster der Amputationen (symmetrisch: alle abstehenden Gliedmaßen betreffend, Körperschema-folgend) recht klar, so dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass hier zwei unterschiedliche Handlungsmotive vorliegen, geprägt von unterschiedlichen "Zwecken" wenn du so willst.
Der Zeitfaktor spielt insofern eine Rolle, als dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich Motive verändern, je mehr Zeit vergeht. Triebbezogene Handlungen geschehen unter hoher Affektbeteiligung (Arousal) und das klingt (aus rein biologischen Gründen schon) mit der Zeit ab, v.a. wenn es zu einer Pause im Handlungsprozess kommt. Im vorliegenden Fall ist davon auszugehen, da die Rechtsmedizin die Stichverletzungen nicht eindeutig einem Postmortem zuordnen konnte, die Amputationen hingegen schon. Selbstverständlich wäre es möglich, dass selbst nach einer Handlungspause erneut Triebimpulse aufkommen, allerdings würde das Amputationsmuster dann erfahrungsgemäß (nein, ich werde aus gutem Grund keine Quellen posten!) sehr viel anders aussehen (offensive Amputationen) - vielleicht nicht unbedingt, was das Absetzen des Kopfes angeht, aber den Rest des Körpers und der Glieder.