Kriminalfall Kim Wall
09.03.2018 um 20:57
Schade, eigentlich wollte ich antworten, aber so bleibt nur ein etwas aus dem Kontext gerissenes Statement.
Aber bevor es auf die Metaebene geht:
Da ja jetzt das Ejakulat das große Thema ist oder war: Natürlich hat er schon mehrmals äußerst kurzsichtig gelogen, aber dabei? Ihm dürfte ja klar gewesen sein, dass, wenn seine Unterwäsche untersucht wird, entsprechende Rückstände gefunden werden können. Warum, wenn es da etwas zu verschleiern gibt, nicht einfach behaupten, dass er onaniert hat oder halt sehr erregt war? Offensichtlich hat er keine Schwierigkeiten damit, frei über sein Sexleben zu reden und/oder zu lügen. So what? Wozu etwas erfinden, was so megaschnell widerlegt werden kann, wenn es eine ganz entspannte (hihi) Erklärung gibt?
Ansonsten:
Ich wollte eigentlich nur kundtun, dass ich einige Beiträge hier sehr aufschlussreich finde und es schade ist, dass z.B. GermanMerlin, der zu den wenigen gehört, die hier mehr als "nur" Meinung beitragen können, immer mal wieder angegangen wird, weil ihm eine Art geistiger Komplizenschaft zu Madsen unterstellt wird, weil er angeblich eine Form von Verteidigung übernimmt.
Tatsächlich lese ich das aus den Beiträgen überhaupt nicht raus und habe mich erst gefragt, worauf das beruht, um dann einen Schritt weiterzugehen und mich zu fragen, was denn ist, wenn Madsens Darstellung eben doch standhalten könnte.
Was übrigbleibt, wenn das, was er sagt, theoretisch wirklich so passiert sein könnte.
Und ich denke, zum jetzigen Zeitpunkt wäre das (was in dieser Diskussion übrig bliebe) nicht viel mehr, als die ziemlich kollektive und doch sehr subjektive Überzeugung seiner Täterschaft. Und auch wenn das jetzt pathetisch klingt: Ich halte die Unschuldsvermutung als solche für wertvoll und nicht nur dann, wenn ich selbst von der Unschuld überzeugt bin.
Selbstverständlich und ohne Frage werden die Gutachten von Sachverständigen weiteren Aufschluss geben, aber an dem Punkt sind wir eben noch nicht.
Mir persönlich ist im Grunde auch ziemlich egal, was Madsen getan oder nicht getan hat und ich habe auch keine wirkliche Meinung dazu. Die brauche ich halt auch nicht.
Vielleicht ist er ein etwas verquerer Typ, der sich durch Dummheit und Arroganz in eine schlimme Situation gebracht hat, vielleicht ein hochgradig gefährlicher und perverser Narzisst, der einen brutalen Mord an einer arglosen jungen Frau eiskalt geplant und durchgeführt hat.
Ich kenne ihn nicht und hätte vermutlich niemals von ihm gehört, wenn es diesen Fall nicht gäbe. Sollte er Kim Wall absichtlich getötet haben, gehört er in den Knast, wenn nicht, sollte er freigesprochen werden und die Vorstellung, dass er für etwas verurteilt würde, was er nicht getan hat, ist unangenehm, hat aber auch nichts mit mir zu tun. So oder so trägt er die Verantwortung für ihren Tod, hat ihre Leiche zerstückelt, über Bord geworfen und alle belogen. Das Einzige, was mich emotional ein bisschen berührt, ist der Gedanke an die Person Kim Wall.
Übrig bleibt aber, dass wir doch alle nur Beobachter sind und es uns deshalb leisten kann, einen Schritt zurückzutreten, das Ganze interessiert zu betrachten und einige Szenarien gedanklich durchzuspielen.
Fakt ist doch, dass keiner hier wirklich weiß, was passiert ist und es deshalb auch keinen Grund gibt, irgendwen, der seine (vermeintlich) abweichende Meinung vertritt anzufeinden, nur weil er (gefühlt) ein anderes Licht auf die Sache wirft.
Ganz sicher wird der Tag kommen, wo einige Leute jubeln können: "Ich habe es doch gesagt!". Nur wer das sein wird, ist doch heute noch völlig ungewiss ;-)
Ich denke übrigens, dass das Hauptproblem die andauernden Lügen sind.
Es gab zu Beginn dieser Diskussion mal die Idee, dass es tatsächlich eine Art Unglück gewesen sein könnte und Madsen panisch reagiert haben könnte, weil ihm klar war, dass es mit seinen ganzen Sponsorengeldern und somit Projekten vorbei ist, wenn öffentlich wird, dass "so etwas" passiert ist.
So ganz absurd finde ich diesen Gedanken nicht, gerade, wenn man sich anguckt, wie er sein Leben bis dahin so aufgebaut hat. Meines Erachtens hatte das nicht so richtig viel Substanz und es erscheint mir nicht so abwegig, dass er in seiner (kolportierten) Selbstbezogenheit auch in dieser Situation, eben nur an sich gedacht und sich in der Folge ganz schlimm vergaloppiert haben könnte.
Umgekehrt kann es aber auch sein, dass seine Suche oder Sucht nach dem Ultimativen eben in einer solchen Tat gegipfelt ist und er sich gesagt hat, dass er auch "das"- wie zuvor schon eher Unvorstellbares- hinbekommt. Leute mit besonders großem Ego (und ich denke, dass er schon in diese Kategorie fällt) neigen ja gern mal dazu, Ihre Umwelt zu unterschätzen.
Wie bereits betont, bin ich unentschieden, aber durchaus interessiert an den Ansichten derer, die sich sicher sind.