AusLeipzig schrieb:Mehr als dieses Thema würde mich aber immer noch deine Meinung zur Eignung des Videos für eine Identifikation interessieren. Siehst du das wirklich als geeignet an, um jemanden wiederzuerkennen? Jemanden der mit Sicherheit ähnliche Kleidung an hatte und ebenfalls eher breit gebaut war? Und warum dann überhaupt noch Zeugenaussagen. RA kann ich mir auch so angucken und auch Polizisten, die das Video wohl kannten haben ihn zeitnah gesehen und nicht identifiziert.
Aber das habe ich doch schon geschrieben: nein, ich bin nicht der Meinung, dass das Video geeignet war, RA darauf zu erkennen. Dulin hat mit RA gesprochen kurz nachdem das Foto veröffentlicht wurde. Ich denke nicht, dass er zu dem Zeitpunkt das Video gesehen hat. Seit dem Prozess wissen wir ja auch, dass es erst recht aufwenidig bearbeitet werden musste, und auf dem Original BG kaum zu erkennen war, weil er eher in der Ferne zu sehen war und weil das Handy beim Filmen auch gedreht und verwackelt wurde.
Aber ich bin der Meinung, dass jemand (= die drei/vier Mädchen, Betsy Blair und Sarah Carbaugh) anhand des Videos bzw. auch schon anhand des Standfotos sicher sagen konnten, dass sie dem Mann auf dem Foto begnet sind.
Man kann natürlich annehmen, dass Allen das supergroße Pech hatte, dass BG seine Statur hatte und an dem Tag auch noch die gleiche Kleidung wie er trug. Das an dem tag also tatsächlich Allen UND BG auf den Trails rumgelaufen sind, RA dabei den drei/vier Mädchen begegnete, was er ja auch bei Dulin und später bei Mullin berichtete, und die Mädchen ihn dann später, eben wegen der gedrungenen Statur und wegen seier ähnlichen Kleidung für BG gehalten haben, als man ihnen das Foto zeigte.
Dann sind Betsy Blair und Sarah Carbaugh auch BG begegnet, was bei SC natürlich möglich ist (sie ist BG ja viel später begnet, und RA behauptet ja, da schon wieder weg gewesen zu sein). Aber wenn Allen bei Dulin nicht zu den Zeiten und dem Weg gelogen hat, hätte er BB begegnen müssen. BB hat aber nur BG auf der Plattform gesehen und ist, außer AW und LG niemandem begegnet.
RA war laut eigener Aussage auf auf der Plattform, dabei hätte er dann aber sowohl BB als auch BG verpasssen müssen. Mag bei BG noch angehen, wenn der sich in die Büsche geworfen hat, als sich jemand näherte, um nicht gesehen zu werden. Aber warum BB nur BG und nicht RA begegnet ist, ist schwer zu erklären.
Außerdem hätte RA auch den beiden Mädchen begnen müssen, die ja zu der Zeit in Richtung Brücke gingen und BB entgegen kamen, nachdem sie an der Brücke umgedreht war, wo sie BG gesehen hat.
Dieser Trail ist ein langer Wanderweg, ohne irgendwelche sinnvollen Abzweigungen und er ist nicht mit einem Wegenetz verbunden. Man geht von der Freedom Bridge bis zu Monon High Brücke, auf der anderen Seite der Brücke geht es nicht weiter. Wenn man dort wandert geht man also erst bis zur Brücke, macht da kehrt und geht den gleichen Weg wieder zurück. Da muss man sich also eigentlich fast zwangsweise begegnen.
Wo soll denn dann RA Deiner Meiung nach gewesen sein, nachdem er, wie er selbst berichtete der Mädchengruppe begegnet ist? Er ist ja dann Richtung Monon-Brücke weiter gegangen und hätte nach dem rekonstruierten Zeitplan irgendwo BB und den beiden Mädchen begegnen müssen.
Wie wahrscheinlich ist es also, dass BB auf der Brücke BG aber nicht RA begegnet ist, der, wenn er nicht BG war, ja auch dort irgendwo hätte rumlaufen müssen?
Natürlich ist das kein Beweis. Wenn es bewiesen und 100% sicher wäre, das BG = RA ist und/oder man anhand des Videos deutlich hätte erkennen können, dass es RA ist, der "Down the hill" sagt, dann hätte der Prozess nicht so lange gedauert und die Jury hätte nicht so lange beraten müssen. Es ist halt ein Indiz, und für mich ein gewichtiges. Du kannst das natürlich gerne anders beurteilen.
Die Jury hat es scheinbar auch überzeugt, denn wenn man wirklich annehmen würde, dass die Timeline irgenwo zeitlich oder räumlich Platz für eine zweite Person (= BG) bietet, die RA zum verwechseln ähnlich sieht und sich dort parallel bewegt hat, dann wäre das durchaus Grund für "reasonable doubt" gewesen (zumindest in Bezug auf dieses Indiz). Aber das haben ja nicht mal seine Anwälte versucht, so zu erklären, weil die Timeline, die die Staatsanwaltschaft vorgelegt hat, eben sehr eng ist und eigentlich keinen Platz für eine zwei Personen bietet, die da rumlaufen, aber die von niemandem gleichzeitig oder kurz nacheinander gesehen wurden. Irgendjemand hätte doch dann sagen müssen, dass im BG zweimal begegnet ist.
Nehmen wir also an, RA sei kein Glückspilz, sondern ein Pechpilz, weil ausgerechnet an dem Tag ein Doppelgänger, zumindest was Statur und Kleidung anbelangt, zur gleichen Zeit wie er an der gleichen Stelle rumgelaufen ist und zwei Mädchen ermordet hat.
Wie viel zusätzliches Pech muss er gehabt haben, dass er ausgerechnet eine solche Waffe mit dem gleichen Kaliber besass, wie die Patrone, die am Tatort gefunden wurde. Und dass diese Waffe auch noch die gleichen Auswurfspuren auf so einer Patrone hinterlässt, wie sie auf der am Tatort gefundenen Patrone nachgewiesen wurden?