equinoxx schrieb:Selbst wenn — sexuell motiviert heißt nicht zwangsläufig, dass auch unbedingt eine klassische sexuelle Handlung involviert sein muss.
In der Pressekonferenz vom April 2019 spricht Doug Carter den Täter direkt an und sagt: "We know, that this is about power to you."
Dass die Polizei also davon ausgeht, dass Macht das Motiv des Täters ist.
Insgesamt sagt er einiges in der Pressekonferenz, was darauf schließen lässt, dass die Ermittler ein Täterprofil durch eine operative Fallanalyse erstellt haben. Es geht darum, wie alt der Täter wahrscheinlich ist, dass er einen örtlichen Bezug zu Delphi hat und eben, was sie über das Tatmotiv denken.
In der Regel geht es bei solchen Taten nicht um die sexuelle Handlung an sich, also die Befriedigung des Sexualtriebes, sondern tatsächlich um die Ausübung von absoluter Macht und Kontrolle. Jemanden zu vergewaltigen, gegen seinen Willen in seinen Körper einzudringen, ist so ziemlich das grenzüberschreitenste, was man sich vorstellen kann und damit eben eine Ausübung von maximaler Macht. Darüber hinaus gehend kommt dann nur noch die Tötung des Opfers, also die Macht zu haben, dem Oper auch noch das Leben zu nehmen, sich als Herr über Leben und Tod aufzuspielen.
Männer die Kinder oder sehr junge jugendliche vergewaltigen tun dies tatsächlich in der Regel nicht, weil sie pädophil sind, sondern weil sie sich bei diesen Opfern sicherer sein können, die Kontrolle und Macht zu haben.
Pädophile streben dagegen nach einer Beziehung mit dem Kind, sie sehen eine sexuelle Handlung an dem Kind meist gar nicht als Vergewaltigung oder Missbrauch, sondern als Bekundung von Zuneigung und eine sexuelle Beziehung auf Augenhöhe. Die erzwingen die sexuellen Kontakte in der Regel nicht mit Gewalt, sondern über eine Abhängigkeitsbeziehung und mit psychologischer Einschüchterung, was aus Sicht des Opfers und Aussenstehender nicht weniger grausam, nicht weniger verwundend und auch nicht weniger unrecht ist, in ihrem eigenen Wertesystem aber eben nicht als Gewalttat erlebt wird.
Das gleiche gilt für jüngere Männer, die alte Frauen überfallen und vergewaltigen. Da geht es nicht darum, dass Frauen dieser Altersklasse zu ihrer sexuellen Präferenz gehören, sondern dass sie bei diesem Frauen aufgrund des Alter mit weniger körperlicher Gegenwehr rechnen können.
Bei Serientätern gibt es deshalb das Phänomen, dass sich die Täter bei der Wahl der Opfer schrittweise dem eigenen Alter annähern, also sich immer weiter an erwachsenere bzw. bei Anfangstaten mit alten Opfern an jüngere Opfer "herantasten".
Ich denke deshalb, dass es dem Täter auch hier um das Erleben von Macht und Kontrolle ging und nicht primär um den Sexualkontakt mit einem sehr jungen Mädchen. Das schließt wie gesagt nicht aus, dass es zu sexuellen Handlungen gekommen ist, zumal ja gesagt wurde, dass Kleidungsstücke im Fluss gefunden wurde.