cododerdritte schrieb:In Fulda gibt es das Gerücht, dass der Verdächtige wohl 2008 oder kurz davor verstorben ist, also genau in dem Zeitraum, als man anfangen wollte, die Spuren auszuwerden, weshalb seine DNA nicht mehr mit der DNA-Spur abgeglichen wurde. Gegen Tote wird ja nicht ermittelt.
Allerdings ist das wie gesagt ein Gerücht und es kann durchaus auch nicht der Wahrheit entsprechen.
In dieser Folge wird ab ca. Minute 36 darüber gesprochen:
https://podcasts.apple.com/de/podcast/folge-2-es-geschah-am-helllichten-tag/id1535996493?i=1000496497303
Ich kenne den Podcast, und finde es auch sehr wichtig, dass dieser scheußliche Fall immer wieder in Erinnerung gerufen wird.
Das mit den Gerüchten ist immer so eine Sache: Die erste Person sagt: "Es könnte ja sein, dass...", der zweite sagt: "Ich habe gehört, dass..." und der dritte weiß es dann. Der eine hat komisch geguckt, der andere hatte die Musik zu laut, einer ist immer rot angelaufen, wenn man ihn angesprochen hat, und ein anderer ist immer betrunken nach Hause gekommen. Kurzum: Man hat ihnen noch nie getraut.
Was Gabriele anbelangt, so gehen die Beschreibungen über sie weit auseinander. Die einen beschreiben sie als äußerst lebhaft und offen, die anderen als schüchtern und zurückhaltend. Was stimmt jetzt? Oder war sie mal so, mal anders?
Wenn man jetzt mal die zwei Männern nimmt, die damals 19 und 25 Jahre waren: Ich gehe davon aus, dass es zwei Männer waren, denn zwischen 19 und 25 kann es weder ein Verhören oder ein Vertippen geben, aber so richtig klären konnten wir alle das ja auch nicht. Wenn einer von beiden 2008 verstorben wäre, wäre er sehr früh verstorben. Sollte einer von beiden mit diesen Gerüchten gemeint sein, würde das auch bedeuten, dass dieser Mann mit dem Getuschel und dem nicht ausgesprochenen Verdacht 25 Jahre leben musste.
Bei Manfred Seel hat man mit großem Aufwand nach seinem Tod Fingerabdrücke und meines Wissens auch DNA feststellen können. Hätte man das nicht auch 2008 in Gabrieles Fall bei allen seinerzeit Verdächtigen getan, als man erneut durch die Akten gegangen ist, sofern es nicht bereits vorher getan wurde?
Deswegen frage ich mich, ob mit diesem "2008 verstorben" nicht der Vater gemeint ist, was ich als richtig scheußlich empfinden würde. Die Eltern sind an der Ermordung ihrer kleinen Tochter zerbrochen. Der Vater kam in die Geschlossene, die Mutter vegetierte in einer Einrichtung in Norddeutschland vor sich hin. Die Eltern wurden als Täter ausgeschlossen. Und gegen die beiden jungen Männer konnten die Verdachtsmomente nicht ausgeräumt werden (Um was genau ging es da?), eine Tat konnte nicht nachgewiesen werden. Haben die Spuren nicht übereingestimmt? Hatten beide ein glaubhaftes Alibi? Oder sogar beides?
Ich gehe nach wie vor davon aus, dass die Polizei sehr genau und wirklich vorbildlich gearbeitet hat.
Die Frage, die mir in dem Podcast gefehlt hat, ist: Wie ist denn Gabriele überhaupt in diesen Entwässerungsgraben gekommen? Der riesige und ellenlange Garten ist durch ein Tor verschlossen. Ob das damals auch schon so war, haben wir nicht in Erfahrung bringen können. Jedenfalls gehört der Garten nicht zu dem Haus, in dem Familie Schmidt gewohnt hat. Zwischen Garten und Graben ist ein Zaun. Wenn Gabriele oft in dem Graben gespielt hätte, hätten die Eltern vermutlich dort auch gesucht. Auf dem Weg durch den Garten, wäre Gabrieles Kleidung aufgefallen. Das war aber nicht der Fall. Erst die Polizei hat diese Kleidung gefunden und daraufhin in dem Drainagerohr gesucht.
Auch das Foto der Kleidung hinterlässt bei mir einige Fragezeichen, denn Bluse und Hose liegen zu oberst. Hätte sich Gabriele dort ausgezogen, müsste eigentlich die Unterwäsche auf der Bluse und der Hose liegen, und nicht darunter. Allerdings fehlt auch das Absperrband der Polizei. Deswegen gehe ich inzwischen davon aus, dass dieses Foto zur besseren Verdeutlichung gestellt ist.
Eine weitere Frage, die meiner Meinung nach viel zu kurz kommt bei allen Überlegungen: Wurde die Beteiligung eines GI in Betracht gezogen? Ich bin in Hessen aufgewachsen. Ich erinnere mich voller Graus, was bei Pay Day los war. Und es war kurz nach Pay Day. In der Magdeburger Straße gab es seinerzeit Kneipen. Inwieweit die "off limits" waren, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Nur weiß ich ziemlich gut, dass die MP sofort aktiv wurde, wenn ein Sexualverbrechen passierte.
Vielleicht ist es ein frommer Wunsch, dass ein Täter sein Gewissen erleichtern möchte, denn das setzt voraus, dass er überhaupt ein solches hat. Wird jemand, der nun fast 40 jahre mit dieser Tat und der damit verbundenen Schuld lebt, weiterhin damit leben, oder wird er sich mitteilen wollen? Empfindet er überhaupt eine Schuld, oder hat er alles verdrängt. Hat seine Wirklichkeit etwas mit der Wahrheit zu tun?
Sicher bin ich mir jedenfalls in der Einschätzung, dass der Täter wesentlich besser mit der Tat gelebt hat oder noch immer lebt, als die Eltern von Gabriele.