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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

1.253 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Leiche, Dessau ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

13.05.2017 um 16:34
Gut, wenn Du so einen Informationsstopp nicht befürwortest, werden man mit solch voreiligen Schlüssen, die Du bemängelst leben müssen.

Sich da an wenigen Fällen aufzuhängen um das ganze System in Frage zu stellen, halte ich für verfehlt.


Die Schutz des Persönlichkeitsrechts steht auch in unserem Grundgesetz, wenn eine einzelne Person das anders sieht, dann zeigt nicht, dass das System falsch ist.

Gegen einzelne Ansichten kann man auch den Rechtsweg begehen und das letztendlich um das Verfassungsgericht klären zu lassen. Nur wenn alles erschöpft wäre, könntest Du behaupten, dass in DIESEM Fall das System versagt hat. Aber eigentlich sollte jeder wissen, dass man von einem Fall nicht auf das System schließen kann, nur einen evtl. Statistik könnte hier Aufklärung bringen, alles andere ist reines Bauchgefühl, das gerne die Rechten instrumentalisieren.


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

13.05.2017 um 16:47
Zitat von SCMP77SCMP77 schrieb:Gegen einzelne Ansichten kann man auch den Rechtsweg begehen und das letztendlich um das Verfassungsgericht klären zu lassen. Nur wenn alles erschöpft wäre, könntest Du behaupten, dass in DIESEM Fall das System versagt hat.
die Eltern des Opfers haben Dienstaufsichtsbeschwerde eingelegt gegen OStA Bittmann, die abgewiesen wurde. Sie haben sich an den Generalstaatsanwalt, das Justizministerium und sogar das Kanzleramt gewendet, jeweils sogar mit Unterstützung der chinesischen Botschaft!

An keiner dieser Stellen wurde gesagt: "Da ist ein Fehler passiert, das müssen wir untersuchen, zur Chefsache machen, die notwendigen struktuellen und personellen Konsequenzen ziehen!" Vielmehr waren sich alle diese Stellen einig, dass da kein Fehler passiert sei!

Meinst Du wirklich, dass alle diese Stellen in großer Einigkeit einen offensichtlich begangenen Fehler entgegen den Grundfesten des Systems nicht erkannt haben? Dass es erforderlich ist, das bis zum Verfassungsgericht hin durchzuprozessieren, um zu wissen, ob da was nicht stimmt?
Sorry, aber ich ziehe mir die Hose auch nicht mit der Kneifzange an...


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

13.05.2017 um 17:22
Dass hier eine Dienstaufsichtsbeschwerde keinen Erfolg hat, dürfte klar sein, so etwas hat in allen Systemen selten Erfolg und die kritisierten Vorgänge müssen da schon weitaus erheblicher sein. Und da nützt es nicht, wenn sich China da selber einmischt, denn in dieser Einmischung dürften eher politische Gründe dahinter stecken, ich glaube jedenfalls nicht, dass China da ein besseres Land ist, was jeder Dienstaufsichtsbeschwerde stattgibt.

Eine Unterlassungsklage wäre da eher ein bessere Weg gewesen.

Wie gesagt, er hat ja bei dieser Aussage ganz klar gegenüber der Presse gesagt, dass das die Aussage der Verdächtigen wäre. Das war auch keine Lüge, dass das von der Bevölkerung dann anders aufschnappt, liegt eher an der Bevölkerung. Vom Prinzip her hättet der StA diese Reaktion voraussehen müssen und dass dann eben nicht rausgegeben sollen, dadurch hat er nicht ausreichend das Persönlichkeitsrecht geschützt.

Und wie gesagt, Du versuchst hier das ganze System nur mittels einen einzigen Fall zu begründen. Solche Fälle passieren einfach, das gleiche ist ja auch der Fall, wenn eine Anklage erhoben wird, und der Angeklagte wird freigesprochen. Eigentlich hat der Staat in diesem Fall auch nicht ausreichend das Persönlichkeitsrecht des Angeklagten geschützt, die Folge von solchen Freisprüchen ist doch meist die, dass die Bevölkerung den Freigesprochenen öfter weiter für schuldig hält.

Das alles ist kein einfaches Thema, gleich mit Dienstaufsichtsbeschwerden dann zu kommen, ist der falsche Weg, denn genaugenommen müsste man dann auch Dienstaufsichtsbeschwerden auch bei jedem Freispruch stattgegeben, es ist eben immer eine Abwägungssache und ob die Generalstaatsanwaltschaft richtig abgewägt hat, könnte nur das BVerfG klären. Normalerweise dürfte das BVerfG diese Beschwerde aber nicht annehmen, da die möglicherweise verletzten Grundrechte nicht so schwerwiegend sind, hier gibt es eine Hürde. Ob hier der politische Druck doch eine Annahme bewirkt hätte, weiß man nicht, jedenfalls scheint bisher eine solche Beschwerde auch nicht eingelegt worden zu sein.

Außerdem kenn wir die ausführliche Begründung nicht, sondern nur das was von der Opferfamilie oder deren Anwalt weitergegeben wurde.


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

13.05.2017 um 20:07
Zitat von SCMP77SCMP77 schrieb:Außerdem kenn wir die ausführliche Begründung nicht, sondern nur das was von der Opferfamilie oder deren Anwalt weitergegeben wurde.
Man kann natürlich alles relativieren und in Frage stellen. 

Ich bin vorhin bei dem Thema 'Rechtspopulistisch' ausgestiegen und habe lange darüber nachgedacht. Über den inflationär benutzten Begriff 'populistisch' will ich mich gar nicht auslassen. Leider sind es nur noch die Wenigsten, die Latei können, und eine Ableitung herstellen können. 

In diesem Fall geht es nicht um Rechts- oder Linkspopulisten. Die beiden Angeklagten wären zu DDR-Zeiten unter § 249 des StGB, Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch asoziales Verhalten, gefallen. Die Elternteile sind in diesem System aufgewachsen. 

Ich weiß nicht, ob es in Deutschland jemals einen solchen Sumpf gab. 
 


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

14.05.2017 um 00:43
@JamesRockford
Ich darf Dich erinnern, es ging nicht um die beiden Angeklagten sondern um die Aussagen der StA nach der Vehaftung der beiden.


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

14.05.2017 um 09:07
In China gibt es völlig andere Ansprüche an das Thema Ehre einerseits (dort ist nichts schlimmer als öffentlich das Gesicht zu verlieren) und der Opferschutz wird dort andererseits auch - genau mit aus diesem Grund - sehr groß geschrieben. Daher ist es für die Hinterbliebenen hier nun fast noch schlimmer, als der Tod des eigenen Kinders, wenn dieser nicht "ehrenvoll" für das Opfer war in jeder Hinsicht. Daher achtet die chinesische Justiz sehr darauf, nur Pro-Opfer sich öffentlich zu äußern. Das sieht man auch an Fällen, wo Leute dort schon oft unschuldig beschuldigt wurden von Opfern z.B. von Verkehrunfällen, diesen Unfall verursacht zu haben, obwohl sie nur als Ersthelfer vor Ort waren. Was übrigens mit ein Grund ist, warum man in China in Notfällen kaum jemanden finden wird, der einem erste Hilfe leisten wird, denn dort gilt die Einschätzung "Wer hilft, hat es verursacht!" Hier urteilt die Justiz auch regelmäßig einseitig, die Täter und Dinge, die sie entlasten können, werden dort gern ignoriert, was auch zu vielen Fehlurteilen führt - besonders dramatisch in einem Land, das die Todesstrafe verhängt.

Nun kommen die Eltern mit diesen Ansprüchen an Recht und Justiz hierher und sind natürlich geschockt, dass hier vor Gericht vom Staatsanwalt zitiert wird, was der Täter ausgesagt hat - wo doch in China nicht mal der Verteidiger sich wagen würde, sowas zu tun! Und sie sind nun natürlich geschockt, denn sowas Gäbe es in China nicht und sie empfinden es als ehrverletztend, was wie gesagt in China die schlimmste Schmach überhaupt ist und auch negative soziale Folgen für Betroffene dort hat, die wir gar nicht kennen hier. Dort ist es sehr wichtig, was Andere von einem halten, man zeigt öffentlich keine Schwächen. China ist nicht umsonst das Land des Lächelns - hinter einem Lächeln verbirgt man dort seine seelischen Abgründe, die Anderen dürfen nicht mitbekommen, wenn man negative Gefühle hegt. Auch trauernde Menschen verstecken sich dort, ein Zusammenbrechen in der Öffentlichkeit ist dort so ein No-Go wie bei uns wenn sich einer mitten unter Menschen hinhocken und auf die Straße sch.....en würde, das MACHT man dort einfach nicht, öffentlich Gefühle zeigen, die etwas Anderes als ein Lächeln zeigen! Andere Länder, andere Sitten! Und man sagt und tut daher öffentlich auch nichts, was ANDERE dazu bringen könnte, öffentlich die Fassung zu verlieren. Und DAS wirft die Familie hier im Grunde vor, dass man ihr das angetan hat!

Nun ist die Frage, ob unsere Justiz sich diesen Sitten zu unterwerfen hat? Bei uns gilt halt die Unschuld des Täters bis zu dem Beweis des Gegenteils, was ein hohes Recht ist. Sicher ist die Frage, ob man in so einem Fall, wenn andere Kulturen involviert sind, von Seiten des Gerichts mehr Fingerspitzengefühl erwarten sollte, berechtigt. Etwas Anderes als mangelnde Kenntnis und Rücksichtnahme auf die chinesischen Geoflogenheiten kann man dem Staatsanwalt aber m.E. nicht vorwerfen. Auch der rechtlich verbriefte Anspruch der Öffentlichkeit, von Prozessen nur in begründeten Ausnahmefällen ausgeschlossen zu werden, kann nicht allein durch die Nationalität eines Betroffenen ausgehebelt werden.

In dem Sinne bleibt nur zu sagen, hier wurde nichts falsch gemacht, das Problem liegt in unterschiedlichen Kulturen und Rechtsauffassungen. Natürlich ein Absatz, die eigenen Werte mal moralisch zu hinterfragen - mehr aber auch nicht!


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

14.05.2017 um 09:46
@Comtesse
Danke, Du hast es auf den Punkt gebracht.

Aber mit der Moral ist immer so eine Sache, im ersten Abschnitt hast Du schon deutlich aufgezeigt, welche Probleme diese andere Seite bringen kann. Es gibt eben immer mehrere Seiten verschiedener Moralvorstellungen. Wirklich präferieren kann man selten eine.


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

14.05.2017 um 09:58
@Comtesse
Wenn aus Deiner Sicht Niemand etwas falsch gemacht hat, sondern lediglich die deutsche Kultur derart ehrverletzende Vorgehensweisen rechtlich zulässt bzw. sogar erfordert, dann schäme ich mich für die Kultur meines Volkes.
Hier geht es schlichtweg darum, dass die OStA aus Unerfahrenheit, Empathielosigkeit,Rechtsblindheit oder auch Weltfremdheit ohne Grund Opfer und deren Angehörige massiv in deren Ehre verletzt hat und es nicht einmal für nötig empfindet, dies einzugestehen und sich hierfür zu entschuldigen.

Die Persönlichkeitsrechte des Täters über die zwangsweise nicht mehr vorhandenen des Opfers zu stellen, mag rechtlich zulässig sein, notwendig war es in diesem Fall jedenfalls nicht. Letztlich zeigt sich an diesem Beispiel, dass Staatsanwälte und Richter sich zunehmend als "unfehlbar" einordnen und auch so auftreten (Statisken kann ich leider nicht liefern).

Vielen Dank an Otternase für Deine gehaltvolle und stets sachliche Berichterstattung.


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

14.05.2017 um 11:52
@Jauchejochen
Der StA hat immer betont, dass das die Aussage der Verdächtigten gewesen wäre. Hier in Deutschland kann man damit umgehen und weiß in der Regel, dass so etwas meist reine Schutzbehauptung sind. Und hier scheinen wir uns jedenfalls von der Kultur der Chinesen zu unterscheiden.

Sei Mal ehrlich zu DIR, hast DU wirklich der Darstellung der Verdächtigen geglaubt?

Bzw. glaubst Du immer noch dran? Wohl kaum, sonst würdest Du das nicht schreiben.

Dass man von der StA mehr Feinfühligkeit hätte erwarten können ist klar, aber das Fehlen dieser begründet eben keine Dienstaufsichtsbeschwerde und darum geht es hier.

Dass es zwischen verschiedenen Kulturen Probleme gibt, ist klar, das kennt man, wenn man mitunter damit konfrontiert wird. Dinge die hier alltäglich sind, werden leicht als Missachtung in anderen Kulturen bewertet, das liegt einfach in der Natur der Sache.

In unserer Kultur ist beispielsweise das Anlehnen an einen Schreibtisch eines anderen z.B.  in einem Gespräch nichts besonderes, in Japan ist das aber eine Missachtung des Schreibtischinhabers. Solche Differenzen sind einfach normal, daher bekommt man bei Auslandsaufenthalten häufig entsprechende Trainings.

Ich glaube niemand braucht sich seiner Kultur wirklich schämen, alles hat aber Vor- und Nachteile, jede Kultur ist ein jahrhundertelang gebildeter Kompromiss im Zusammenleben der Menschen.


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

14.05.2017 um 18:08
@Jauchejochen
Bist du denn der Meinung, sowas sollte dann generell nicht zur Sprache kommen, auch wenn es jetzt z.B. der Wahrheit entsprochen hätte? Es war sicher nicht gerade mit Fingerspitzengefühl für Opfer und Angehörige, sowas in der Pressekonferenz zu äußern, das hätte auch jedem deutschen Elternpaar die Haare zu Berge stehen lassen. In dem Sinne war es moralisch falsch, dass er das geäußert hat, richtig, mein "er hat nichts falsch gemacht", bezog sich aber auch nur auf die rechtlichen Aspekte.


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

15.05.2017 um 12:56
@Comtesse
Was Du über China schreibst, ist sicher nicht falsch, aber ich glaube, dass Du da eine Distanz zwischen Europa und China konstruierst, die größer ist, als der Unterschied tatsächlich ist, dabei aber einen wesentlichen, meiner Ansicht nach noch viel wichtigeren Unterschied nicht erwähnst:

Der große Unterschied ist die Rolle der Staatsanwaltschaft: in Deutschland leitet die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren, in dem es darum geht, sowohl belastende wie entlastende Aspekte zu finden. §160 StPO 2 definiert als Aufgabe, "nicht nur die zur Belastung, sondern auch die zur Entlastung dienenden Umstände zu ermitteln und für die Erhebung der Beweise Sorge zu tragen"
Das ist in China anders, dort ist der Staatsanwalt der Vertreter der "öffentlichen Anklage", er hat nur die Aufgabe, Belastendes zusammenzutragen und vorzutragen, er soll die private Anklage unterstützen.
Verkürzt ausgedrückt, er soll dem, was hier in Deutschland die Nebenklage ist, zuarbeiten, diese unterstützen.

An dieser Stelle denke ich auch, dass die Erwartungshaltung der Eltern des Opfers möglicherweise falsch war bedingt durch einen anderen Hintergrund.

Was jedoch die Erwartung an das Verhalten des Staatsanwalts angeht, so denke ist die kulturelle Differenz viel kleiner als von Dir dargestellt. Das wird schon allein daran deutlich, dass das Verhalten von OStA Bittmann keineswegs nur bei den Eltern des Opfers, sondern bei sehr vielen Menschen, meines Eindrucks nach der Mehrheit der Bevölkerung in Dessau, Entsetzen ausgelöst hat! Insbesondere bei konservativeren Menschen. Ich würde die Erwartungshaltung in China an das Verhalten des Staatsanwalts in dieser Hinsicht eher mit dem vergleichen, was in Deutschland in den 1950ern, in manch konservativeren Ecken auch noch viel länger, in der DDR vielleicht noch bis zum Ende, gesellschaftlicher Konsens war!

Nein, ich denke nicht, dass unsere Justiz sich anderen Sitten zu unterwerfen hat. Etwas mehr kulturelle Sensibilität wäre sicher ganz generell kein Fehler, aber verbiegen sollte sich deswegen die Justiz keineswegs.
Aber ich bin der Meinung, dass die Justiz ganz grundsätzlich und immer, ganz egal, welchen kulturellen Hintergrund Opfer oder Täter haben, hinsichtlich allem, was irgendwie negativ über das Opfer vom Täter ausgesagt wird, sehr viel vorsichtiger und distanzierter sein sollte.
"Bist du denn der Meinung, sowas sollte dann generell nicht zur Sprache kommen, auch wenn es jetzt z.B. der Wahrheit entsprochen hätte? " Wenn es bewiesen ist, dass es der Wahrheit entspricht und relevant für die Bewertung des Falles ist, dann soll natürlich alles auch zur Sprache kommen, aber eben erst, wenn es bewiesen ist, nicht allein auf die Aussage des Tatverdächtigen hin.


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16.05.2017 um 08:17
@otternase
Ja, ich sagte ja auch in meinem ergänzenden Beitrag, dass das auch europäische Eltern schlimm empfunden hätten. Meine Erläuterungen über China sollten nur verdeutlichen, um wie viel schlimmer das eben aufgrund der kulturellen Besonderheiten in China für diese Eltern noch zusätzlich war und ist. In China werden Opfer und Angehörige beschützt und abgeschirmt vor solchen Erlebnissen, eben weil es dort so wichtig ist, immer in der Öffentlichkeit die Fassung zu bewahren, darin wird man dann natürlich auch in der Gesellschaft und vom Staat dort unterstützt, ein sogenanntes "Nachtreten" - auch emotionaler Art - auf jemanden, der sprichwörtlich schon am Boden liegt, ist dort absolut undenkbar. 

Andererseits kann man dort aber auch schnell seinen Opferstatus verlieren, wenn sich z.B. als Wahr herausgestellt hätte, was der OStA da gesagt hat. Sprich: Wäre es wirklich so gewesen, dass Yangjie Li sich mit dem Paar zum einvernehmlichen Sex getroffen hat, wäre das Ansehen und damit der Schutzstatus von ihr und auch ihrer Familie im Blickwinkel der Chinesen sofort beschädigt gewesen und DANN kann man auch dort nicht mehr auf seinen Opferstatus sich berufen. Und ich denke, wenn man das noch dabei berücksichtigt, macht es nur noch mehr die Tragik klar, die diese vom OStA unbedacht geäußerten Worte für diese Menschen bedeutet haben. Und auch wenn er sich dessen nicht bewusst war, zu dem Zeitpunkt, ich denke auch, zumindest eine offizielle Entschuldigung wäre da schon angebracht gewesen nachträglich! 

Die Unterschiede mögen für die Betreffenden selbst tatsächlich nicht groß sein, nur hierzulande, und das wissen wir ja, nimmt man auf die Emotionen der Angehörigen leider sehr wenig Rücksicht. Da wäre ein Umdenken sicher auch nicht verkehrt. Opferfamilien sind hierzulande leider nicht beschützt sondern müssen sich zwangsläufig selbst schützen und abgrenzen, verkriechen, weil sich alles drauf stürzt wie die Geier, ohne Rücksicht auf Verluste.


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

16.05.2017 um 09:05
Zitat von ComtesseComtesse schrieb:Und auch wenn er sich dessen nicht bewusst war, zu dem Zeitpunkt, ich denke auch, zumindest eine offizielle Entschuldigung wäre da schon angebracht gewesen nachträglich!
Das ist das Problem hier. In dem Brief geht es nur um die Antwort des Generalstaatsanwalt bzgl. der Dienstaufsichtsbeschwerde. Ob hier von Seiten Deutschlands oder des StA selber gegenüber den Eltern ein Bedauern - und damit einen Entschuldigung - ausgedrückt wurde, kann man diesem Brief nicht entnehmen.

Ich persönlich schätze, das das schon anfangs erfolgt war, als die Darstellung der Angeklagten nicht mehr haltbar war, vermutlich schon früher.

Eine Dienstaufsichtsbeschwerde kann hier aber kein Erfolg haben, darauf scheinen sich die Eltern wohl doch zu sehr fokusiert zu haben.

Man sollte hier auch etwas aufpassen und sich nicht instrumentalisieren lässst. Die "Empfehlung" welche die chinesische Botschaft nach der Tat veröffentlicht hat, ist natürlich ein schmarrn, und war natürlich rein politisch bedingt.

Zu hoffen ist jedenfalls, dass StA in Zukunft generell bei ihren öffentlichen Äußerungen - erst recht wenn es um Opfer aus dem asiatischen Raum geht - etwas vorsichtiger sein werden. Weniger ist da eher mehr (in beiden Richtungen).


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

16.05.2017 um 14:32
Zitat von SCMP77SCMP77 schrieb:Ich persönlich schätze, das das schon anfangs erfolgt war, als die Darstellung der Angeklagten nicht mehr haltbar war, vermutlich schon früher.
zumindest öffentlich ist das nicht geschehen. Und ich denke, dass es den Eltern gerade besonders wichtig gewesen wäre, dass der OStA öffentlich ausspricht, dass seine Darstellung ungeschickt war und den Sachverhalt missverstaendlich darstellte. Sodass das eben auch in die Presse eingeht. Quasi als "Richtigstellung".


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

16.05.2017 um 15:27
Zitat von otternaseotternase schrieb:Und ich denke, dass es den Eltern gerade besonders wichtig gewesen wäre, dass der OStA öffentlich ausspricht, dass seine Darstellung ungeschickt war und den Sachverhalt missverstaendlich darstellte.
Denken kann man viel.

Das Problem ist aber hier, dass die Bewertung des angeblichen Verhaltens und der Kultur von D nur der Brief bzgl. der Ablehnung der Dienstaufsichtsbeschwerde hergenommen wird und daraus Schlüsse gezogen werden, welche so nicht richtig sind. Man versucht einen rein rechtliche Begründung auf das moralische auszuweiten. Moral und Recht sind in keinem Land der Welt identisch und das ist normalerweise auch gut so.

Es geht ja in dem Brief nicht nur um die Aussage des StA. Es wird ja genauso kritisiert, dass das Verhalten der Eltern keine rechtlichen Folgen hatte.

Es geht in dem Brief ist letztendlich um das Problem, dass moralische Verfehlungen nicht immer rechtliche Folgen haben. Aber so ist es auch in anderen Ländern. Man kann sich darüber beklagen, aber daraus auf die Moral des Landes zu schließen ist vollkommen verfehlt. Und rein moralisch sieht ja niemand hier das Verhalten der Eltern als gut an oder? Und jeder erkennt, dass die Bemerkung des StAs (moralisch) nicht richtig war, ich glaube da sind wir uns hier doch alle einig. 

Und sicherlich sind solche Verfehlungen nie ganz folgenlos. Was rechtlich nicht verfolgbar ist, kann aber durchaus auf den weiteren Werdegang Einfluss haben.


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

16.05.2017 um 16:20
Zitat von SCMP77SCMP77 schrieb:Und rein moralisch sieht ja niemand hier das Verhalten der Eltern als gut an oder? Und jeder erkennt, dass die Bemerkung des StAs (moralisch) nicht richtig war, ich glaube da sind wir uns hier doch alle einig.
Ja, ich denke, das kann man gut als Schlusswort dieser Teildiskussion stehen lassen, darauf können wir uns wohl alle einigen.

Man kann unterschiedlicher Meinung darüber sein, bis zu welchem Grad das rechtliche System sich am moralischen Empfinden der Bevölkerung zu orientieren hat (oder zumindest nicht durch Änderungen explizit davon entfernen sollte), ich bin der Meinung, dass dieser Fall gezeigt hat, das da ein zu großer Gap existiert, aber es ist auch klar, dass man sich mit einer solchen Frage auch sehr leicht auf Glatteis begibt. Was andersrum Urteile nach "gesundem Volksempfinden" anrichten, ist ja auch wieder bekannt...


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

22.05.2017 um 10:16
die Verteidigung des männlichen Angeklagten hatte ja Mitarbeiter der JVA als Zeugen gewünscht, die bestätigen sollten, dass der Angeklagte sich im Gefängnisalltag positiv eingefunden habe, so ganz scheint das nicht geklappt zu haben:

Mordprozess Yangjie Li JVA-Mitarbeiter: Sebastian F. sieht Anklage nur als Märchenbuch – Quelle: http://www.mz-web.de/26943566 ©2017
Der ehemalige Leiter der Justizvollzugsanstalt beschrieb Sebastian F. vor dem Landgericht Dessau einerseits als angepasst und in der Wohngruppe integriert. Andererseits sei der Angeklagte aber auch aufbrausend. Es habe Disziplinarmaßnahmen gegeben.

Zudem spiele sich Sebastian F. auf, wenn er vom Prozess erzähle. Die Anklageschrift sei ein Märchenbuch, habe der Angeklagte berichtet, Richter und Staatsanwaltschaft hätten keine Ahnung, die Anstaltsärztin hätte er extrem beschimpft.
Das macht aus meiner Sicht deutlich, dass er nur unter scharfem externen Druck sich anpasst, aber in dem Moment, wo er nicht mehr unter diesem Druck wäre, sofort wieder zum Verbrecher würde...

Der Prozess scheint auf das Ende hin zuzusteuern:
Es ist nicht ausgeschlossen, dass heute Termine für die Plädoyers angesetzt werden.



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22.05.2017 um 10:29
@otternase
Danke für den Link.

Der Schuss der Verteidigung von Sebastian F. ist nach hinten losgegangen. Dass er auch die Anstaltsärztin beschimpft hat, kommt wohl nicht auch nicht so gut.

Es wird immer enger für ihn!


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Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau

22.05.2017 um 13:58
die MZ hat den Artikel nochmal überarbeitet:

Fall Yangjie Li Zeuge: Gespräch mit Angeklagtem wie „Topfschlagen im Minenfeld“ – Quelle: http://www.mz-web.de/26943566 ©2017
Im Dessauer Prozess um die brutale Vergewaltigung und Tötung der chinesischen Studentin Yangjie Li soll an diesem Dienstag die Beweisaufnahme abgeschlossen werden. Die Vorsitzende Richterin Uda Schmidt kündigte am Montag am Landgericht an, es würden noch Akten verlesen. Wann genau die Plädoyers gehalten werden, gab sie noch nicht bekannt.
Wie @ayslynn schon schrieb, der Versuch der Verteidigung ging wohl nach hinten los:
Die Vernehmung von Zeugen aus der Justizvollzugsanstalt Raßnitz am Montag könnte für den Hauptangeklagten Sebastian F. im Yangjie-Li-Prozess zum Nachteil werden.
Von der Verteidigung initiiert, um zu zeigen, dass sich Sebastian F. gut integriert habe und Anweisungen folge, wurde am Montag von dem 21-Jährigen das Bild einer ambivalenten Persönlichkeit gezeichnet.
[...]
Ein zweiter JVA-Angestellter bestätigte dieses ambivalente Verhalten. Ein erstes Aufnahmegespräch habe er "wie Topfschlagen im Minenfeld" empfunden, weil F. so aufbrausend werden könne. Inzwischen habe er sich aber besser eingefunden und es gäbe kaum noch Auseinandersetzungen.
Der forensische Psychiater Bernd Langer bleibt bei seiner Einschätzung, wonach der Angeklagte eine Persönlichkeitsstörung hat. Das beschriebene Verhalten bestätige für ihn, dass bei dem 21-Jährigen keine Entwicklung mehr zu erwarten ist. „Es gibt wenig Raum für erzieherische Einflussnahme“, sagte Langer. Der Sachverständige empfiehlt, dass im Fall einer Verurteilung Erwachsenenstrafrecht angewandt wird und nicht mehr das Jugendstrafrecht.



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22.05.2017 um 21:51
Mich macht nur traurig, dass es im ganzen Prozessverlauf nicht einmal um das tote Baby der beiden gegangen ist.Nach dem, was über die Persönlichkeit des Hauptangeklagten ans Licht kam, bleiben bei mir doch große Zweifel am plötzlichen Kindstod. Ich hoffte, dass das noch irgendwann zur Sprache kommt.


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