Die Szene, wie Angelika W. sie ausbreitet - so abstoßend, so banal, so böse -, lässt das Saalpublikum wie betäubt zurück. Diese Kälte, diese Brutalität, bei einer Frau! Hat man das zuvor schon mal erlebt?
Doch, hat man. Bei Auftritten ehemaliger KZ-Aufseherinnen vor Gericht: Auch in deren Vorleben deutete meist nichts auf ihr sadistisches Potenzial. Im bürgerlichen Leben wäre es kaum je hervorgetreten - und wenn, wäre es als zutiefst unweiblich verabscheut worden. Ausgelebt im Setting der Konzentrationslager brachte es den Frauen jedoch Anerkennung und Aufstieg ein, und wohl auch Lustgewinn.
http://m.spiegel.de/spiegel/a-1135303.htmlEin recht tief gehender Artikel über die zum Teil widersprüchlichen Aussagen und Motive der Angeklagten.
Ich frage mich, ob vor solch einem öffentlichen Gericht überhaupt in der Regel bis zu den intimsten und damit auch den am nächsten an der jeweiligen Wahrheit liegenden Motiven vorgedrungen werden kann? Die Selbstschutzmechanismen und das Schamgefühl werden sicherlich bei einigen intimen Fragen selbst bei einer Täterin, wie A., die ja "auspacken" will, ihre Lippen hier und da versiegeln.
Interessant aufjedenfall, wie beschrieben wird, wie A. sich vor Gericht profiliert; durch Schockerzählungen und Gefühlskälte einerseits, und dazu nur eingeht auf die durch den Richter erneut wiederholten Fragestellungen, also den Moment der Aufmerksamkeit für sich bis zum äußersten ausdehnt.