Jairo schrieb:ich finde das wie im Mittelalter wenn man Alle Menschen egal was für Verbrechen begangen wurde einfach einige Zeit von der Gesellschaft entfernt.
Vom notorischen Schwarzfahrer, Nazi bis zum Mörder Alle einfach weg.
Wem ist da geholfen?
Wer spricht denn von Schwarzfahrern? Es geht (zumindest mir) nur um Menschen, die anderen gegenüber extrem gewalttätig wurden, und die möglicherweise oder sogar höchstwahrscheinlich eine Gefahr für weitere Mitmenschen sind. Dies trifft zumindest auf Wilfried W aus Höxter zu.
Wem mit "Wegsperren" geholfen wäre? Zum Beispiel denjenigen, die sonst das nächste Opfer hätten werden können. Und wie hier schon oft (meistens mit einer leichten Arroganz gegenüber den Betroffenen) erwähnt wurde, gibt es Menschen, die leichter Opfer werden können als andere. Gerade solche Menschen, die sich nicht so gut schützen können wie andere, sollten vor solchen Tätern geschützt werden. Denn auch potentielle Opfer haben Rechte.
Deine Alternative mit dem Halsband ist eine öffentliche Bloßstellung. In deinen Augen mag es etwaigen Opfern helfen, weil sie eine etwaige Gefahr früher erkennen könnten. Ob das wirklich hilft, wenn der Täter auf Gedeih und Verderb darauf aus ist, sein Gegenüber zu vergewaltigen oder zu töten, und wenn er dem Opfer körperlich deutlich überlegen ist, da bin ich mir nicht so sicher.
Eventuell würde es die Strafverfolgung nach der Tat erleichtern, weil solche Leute natürlich schneller in den Fokus kämen. Was sollte man danach aber mit einem Wiederholungstäter machen? Ein zweites Halsband?
Möglicherweise würde ein so gezeichneter aber auch zu Unrecht beschuldigt und im schlimmsten Fall gelyncht, während der wahre Täter unbehelligt bliebe.
Wenn jemand im Umkreis als Gewalttäter bekannt wäre und sogar noch Merkmale wie ein solches Halsband auch Leute darauf hinweisen würden, die das sonst gar nicht wüssten, dann würden sich die meisten Leute, die ihm begegnen, in zwei Lager teilen: Die einen (wenn auch wenige) würden ihn bewundern und nach seinen Taten befragen, um ihm im schlimmsten Fall nachzueifern. Die anderen hätten bei jeder zufälligen Begegnung auf der Straße große Angst und würden deswegen vielleicht sogar ein Kesseltreiben gegen den Betreffenden befürworten (zum Beispiel, um ihn zum Wegzug zu zwingen), nur um sich wieder sicherer fühlen zu können.
Überhaupt wäre das Gefühl der Sicherheit in der Öffentlichkeit bei den meisten Leuten nicht mehr vorhanden, wenn sie wüssten, dass Straftäter nicht mehr im Gefängnis landen, sondern weiter frei herumlaufen dürfen, und dass man sich einen neuen Bekannten erst genau angucken muss, ob er nicht als gefährlich gekennzeichnet ist, bevor man sich auf eine Unterhaltung einlässt. Wie groß die Angst ehemaliger Opfer (denk an den Extremfall "vergewaltigtes Kind", was es ja leider gar nicht selten gibt) und Zeugen wäre, mag man sich kaum ausmalen. Vielleicht würde so mancher Täter sich rächen, da er ja nicht mehr viel zu verlieren hätte. Eine weitere Kennzeichnung als Verbrecher würde es für ihn ja auch nicht schlimmer machen.
Eine öffentliche Brandmarkung als Vergewaltiger, Schläger oder Mörder macht es dem Betroffenen unmöglich, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Sogar dann, wenn er eigentlich bereut und in einem normalen Umfeld keine Wiederholungsgefahr bestünde. Er wird schwerlich einen Job oder Freunde finden und entweder gefürchtet oder gemobbt werden. Und auch wenn seine Halsband-Zeit zeitlich begrenzt wäre, könnte er danach nicht wieder neu anfangen. Selbst, wenn er danach irgendwohin ziehen würde, wo ihn niemand kennt, hätte diese Zeit psychologische Spuren hinterlassen.
Nein, wenn du Straftäter frei herumlaufen lassen willst, dann erst nach Verbüßung ihrer Strafe und wenn psychologisch geprüft wurde, dass keine Wiederholungsgefahr besteht. Dann aber ohne jede Kennzeichnung, damit er auch wirklich die Chance hat, ein besseres Leben anzufangen.