@G_van_Helsing Gerne.
Wie in allen Dingen muss man auch bei der Frage nach Photographie und Filmaufnahmen im Gericht immer daran denken, dass wir hier 51 verschiedene Justizsysteme haben: 50 Bundesstaaten und das Bundessystem.
Jeder Staat kann das selbst festlegen und tut das auch. Für uns hier entscheidend ist, dass der Prozess gegen Rouven im Bundesgericht stattgefunden hat. Im Bundessystem sind Filmaufnahmen und Video-Liveübertragungen nicht gestattet.
Das ist auch gut so. Die bisherigen Erfahrungen sind aus der Sicht vieler Juristen und Fachleute durchweg negativ. Man erinnere sich an den OJ Simpson Prozess, der zu einer unwürdigen Show verkam, aber an Unwürdigkeit von späteren Prozessen, z.B. jenem gegen Jodi Arias überboten wurde.
Im Gegensatz zu einigen Bundesstaaten haben daraufhin die Bundesrichter beschlossen, keine solchen Aufnahmen zu erlauben.
Auch die in Deutschland üblichen Photosessions im Gerichtssaal, bevor die Richter eintreten, sind hier dann nicht erlaubt. Wenn Journalisten Photos machen wollen so tun sie das in der Regel draussen vor dem Gericht, wenn die Prozessbeteiligten eintreffen. Bei inhaftierten U-Häftlingen haben sie dann Pech.
In den Bundesstaaten, in welchen Aufnahmen erlaubt sind, ist es auch nicht so, dass da jeder wie wild filmen darf. In der Regel genehmigt der Richter eine Kamera im Gerichtssaal, deren video feed dann von verschiedenen Pressevertretern abgerufen werden kann. Aber ein Blitzlichtgewitter im Gerichtsaal ist auch hier nicht erlaubt.
So scheint es tatsächlich, dass es von Rouven seit seiner Festnahme kein Bild gibt. Aber, wie schon mal erwähnt, Rouven ist in den USA mehr oder weniger unbekannt. Vermutlich hat sich auch kein Journalist interessiert. Selbst in Las Vegas, dem einzigen Ort wo er ein wenig bekannt war, hat sich die Presse nicht sonderlich interessiert gezeigt, wenn ich das mit anderen Prozessen vergleiche, z.B. dem Theater um Jodi Arias.
Das bringt mich zu einer These, die allerdings ganz meine eigene Meinung ist: wenn es sich bei der Tat nicht um eine möglichst blutige und schreckliche Tat handelt, und vor allem, wenn es sich beim Angeklagten nicht um eine hübsche, junge Frau handelt, dann sind die Journalisten und die Öffentlichkeit nicht sehr interessiert. Das ist traurig, aber ich denke, das ist so.
Das ist übrigens auch in der Frage der Bücher so. Die grosse Zeit der "true crime" Literatur scheint mir in den 80er Jahren gewesen zu sein. Letztens sieht man sehr viel weniger solche Bücher in den Läden. Viele Bundesstaaten haben jetzt Gesetze, die es verbieten, dass der Verurteilte Gewinne aus seiner Tat macht, was genau gegen Einnahmen aus Büchern etc. gerichtet ist.
Und auch der Trend, dass Anwälte Bücher schreiben scheint sich nicht durchzusetzen. Hm. Ich mach das vielleicht mal wenn ich in Rente bin
:)