@Lemniskate Das was man bei Medienberichten immer im Hinterkopf haben sollte, das sie wahrscheinlich nicht 100% die Fakten beschreiben, da sie auf Zeugenaussagen o.ä. beruhen, und manchmal nur oberflächlich recherchiert wurden und dann Namen, Zahlen und Daten durcheinander geworfen werden.
Ein Großteil der öffentlich bekannten Fakten wurden über die 13 Jahre zwischen Verschwinden und Auffinden hauptsächlich von zwei Individuen zusammengetragen. Zum einen Emmett Harder, einem Death Valley Original, Prospektor und lokalem Geschichtensammler. Zum anderen Dick Hasselman, einem pensioniertem Dozenten. Hasselman hatte im Zuge seiner Nachforschungen auch die Verwandten der beiden in Deutschland kontaktiert, und aus diesen Quellen einige Bilder, Dokumente aber hauptsächlich Informationen über die Lebensumstände und Charakter der Beiden vor der Reise. Diese Fotos sind dann an die Presse gelangt. Die besseren Journalisten haben, wie oben bei der Gallerie von der San Bernadino County Sun, ihre Quellen auch angegeben.
Öffentlich und weit verbreitet sind genau diese Bilder die Du verlinkt hast. Sie zeigen Egbert mit seinem Sohn Georg (zu verschiedenen Zeitpunkten). Von Cornelia gibt es einfach zu finden auch nur dieses altbackene Bild. Von ihrem Sohn Max eigentlich keins. Es gibt viele Hinweise auf wesentlich mehr Bilder die es mal online gegeben haben soll, vor allem von Mitgliedern des ersten Suchtrupps, die sie wohl leichtfertig hochgeladen haben, und dann aber aus Pietät oder auf Bitten der Behörden wieder entfernt haben.
Cornelias Brieftasche
Cornelia wurde wohl über eine Bahncard identifiziert von der auch ein ein Bild existieren soll, (ich kann es aber nicht mehr finden). Man sieht die ledierte Karte aber etwas herausragen. Der pinke Fetzen ist wohl der Zettel den Tom Mahood erwähnt, den er sich nicht getraut hat zu entfalten. Was darauf stand ist, soweit ich weiss, nicht öffentlich bekannt.
Notizzettel
Eigentlich scheint ja alles geklärt an diesem Fall. Aber irgendetwas daran bringt mich immer wieder zum Nachdenken. Also habe ich mich nochmal durch Web Caches und Archive gewühlt und je mehr man wühlt desto merkwürdiger erscheinen mir einige der Dinge die zum Vorschein kommen.
Hier ein Bild das angeblich Cornelia und den kleinen Max zeigen soll:
Die Authentizität kann ich nicht verifizieren. Ist von einem anonymen Benutzer 2010 im PanamintValley.com Forum gepostet worden, der vorgab Kontakt zu Harder oder Haselmann zu haben. Das Bild scheint mir aber plausibel und wirkt irgendwie gespenstisch auf mich. Sie wirkt eher traurig und der Kleine so lebensfroh. Laut Geburtsdatum muss er nicht ganz vier gewesen sein als er starb, so viel Zeit kann seit dieser Aufnahme nicht vergangen sein.
Das es keine gemeinsamen Bilder von Cornelia und Egebert gab, liegt wohl daran das sie sich vor ihrer Reise wohl erst seit ein paar Wochen(!) kannten und sie diese erste gemeinsame Reise sehr spontan und ungeplant antraten, ihre Angehörigen also wahrscheinlich keine Bilder von ihnen gemeinsam hatten. Diese Bilder würde man wohl nur auf den belichteten Filmen finden die im Minivan gefunden wurden. Die hatten Harder und Haselmann auch gesehen, aber wahrscheinlich aus Pietät nicht weitergegeben. Was im Sinne der Anghörigen wohl auch das Beste ist.
Etwas Abstrus fand ich zuerst die Theorien die in der Zeit vor dem Auffinden die Runde machten, das Egbert seinen Sohn und Cornelia und Max entführt haben soll. Es gibt allerdings ein MDR interview mit Bärbel P. (Cornelia's Mutter) in der Sendung 'Dabei ab Zwei' in der sie sagt das Cornelia ohne ihr Bescheid zu sagen in die USA geflogen sei, und sie erst davon mitbekommen hatte, als sie und ihr Mann selbst aus dem Urlaub zurückkehrten. Ich vermute mal das Cornelias Mutter neu geheiratet hatte, da Gerd Meyer sich bei Tom und Lee bedankt und als Cornelias Vater unterschreibt. Wahrscheinlich derselbe Gerd Meyer, der auch diese Suchseite geschaltet hatte, die ein weiteres Bild von Cornelia enthält:
https://web.archive.org/web/20130510053929/http://www.gemestu.de/Conny/Egbert hatte wohl auch Georgs Mutter nichts von der Reise erzählt, die sich angeblich zu dieser Zeit im Urlaub in Rumänien befand.
Nimmt man diese Umstände zusammen (wenn sie denn so zutreffen), kann man schon eher nachvollziehen, das lange Zeit von einem Abtauchen ausgegangen wurde. Es gibt auch eine Fotomontage von Georg die ihn zeigt wie er aussehen könnte wenn er älter geworden wäre.
Woran sich alle Berichte die ich finden konnte aber decken, ist das sie Egbert als einen Draufgänger bezeichnen, der sich oft selbst überschätzte, der eine Faszination für Technik (manchmal auch Forschungsanlagen) gehabt haben soll, und nicht besonders gut Englisch sprach. In diesem Zusammenhang wird oft Georgs Mutter zitiert. Wenn dies so zutreffend ist, muss es schrecklich für Georgs Mutter gewesen sein, und zeichnet ein ziemlich verantwortungsloses Bild von Egbert.
Hier ein Ausschnitt aus der vermutlichen Touristen-Karte (1996er Ausgabe)
Im Anvil Spring Canyon ist keine Strasse eingezeichnet. Aber Mengle Pass ist ebenso gestrichelt wie die Warm Springs Road (die sie ja gemeistert hatten). Den Hinweis zu den 'experienced 4-wheel drivers' hatte Egebert eventuell nicht korrekt verstanden.
Ein letztes Puzzlestück, das mehrere Male in Foren von Death Valley und Off-Road Fans erwähnt wird ist der 'Wilderness Act'. Durch dieses Gesetz wurden wohl über die Zeit mehr und mehr alte Strassen und Pfade in Nationalparks für Autos gesperrt (blieben aber weiterhin öffentlich zugänglich.), genauso wie die Strasse in den Anvil Canyon Wash. Es gibt eine Gruppe von besonders Freiheitsliebenden Amerikanern, die diese Sperrung als eine Beschneidung ihrer Recht ansehen und sich oft durch Vandalimus (z.b. dem Entfernen von Schildern und Strassensperren) wehren. Ich habe hierzu eine ganze Reihe von Belegen gefunden. Die Anvil Canyon Road war schon 1994 gesperrt worden. Berichte darüber ob es zu der Zeit als die Vier dort waren Schilder oder Sperren (wie die die jetzt dort stehen) aufgestellt waren sind nicht eindeutig. Es gibt Aussagen von Ortskundigen die meinten das die Schilder lange Zeit immer wieder Vandalismus zum Opfer gefallen sind. Sollte Egebert durch die entwendeten Warnungen in das sandige Flusbett eingefahren sein, würde aus dieser tragischen Geschichte doch noch ein Kriminalfall.
Auch nach über zwanzig Jahren wirft diese Geschichte immer noch Rätsel und Fragen auf. Viel der Berichterstattung läd schwere Schuld auf Egbert, und die Handlungen sind auf jeden Fall unverantwortlich gewesen. Aber wieviel Mitschuld tragen eine nachlässige Karte, fehlende Aufklärung über Gefahren um Death Valley und eventuell übereifrige Freiheitsfreaks?
Ich glaube viel mehr werde ich nicht ausbuddeln können, aber vielleicht hat ja noch wer von Euch etwas gefunden? Den MDR Bericht zum Beispiel fände ich schon sehr interessant.