maxxb74
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Der Fall Elfriede Heinemann - ein einziges Mysterium
22.02.2015 um 19:28Dieser Fall wurde eben bei Kriminalreport Hessen gezeigt (22.02.2015)
Das rätselhafte Verschwinden einer Frau belastet ihren Mann. Doch es gibt kein Motiv für ein Verbrechen.
In ruhelosen Nächten träumt Karl-Heinz Heinemann von seiner Elfriede. „Ich komme nach Hause“, erinnert er sich danach, „und da sitzt sie, guckt mich an und fragt, wo kommst du denn her?“ In Wirklichkeit hat der 55-jährige Installateur aus Kassel seine Frau seit mehr als neun Monaten nicht mehr gesehen. Seit jenem Freitag im Mai vergangenen Jahres, an dem das Ehepaar in die Ferien aufbrach, ist die 52-jährige Hausfrau verschwunden.
Der Fall Elfriede Heinemann gibt zwei Dutzend erfahrenen Kripobeamten und einem Staatsanwalt seither Rätsel auf. Fiel die Frau einer Entführung zum Opfer? Haben sich die Gangster ihrer längst entledigt? Oder entspringen die Kidnapper der perfiden Phantasie eines Ehegattens, der das perfekte Verbrechen plante? Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen und die Polizei Gotha ermitteln gegen Karl-Heinz Heinemann. Sie halten ihn für den Mörder seiner Frau.
Wenn Heinemann in seiner Kasseler Wohnung zwischen bunten Kissen und Puppen der Verschwundenen auf dem Sofa sitzt und sich an den letzten Tag mit Elfriede erinnert, unterbricht verschlucktes Weinen seinen Bericht. Der 26. Mai 2000 begann für Elfriede Heinemann, so ihr Gatte, mit den Vorbereitungen für den dreiwöchigen Urlaub ins Erzgebirge. Daheim in der Kattenstraße richtete die Hausfrau das weiße Volkswagen-Wohnmobil her, putzte die Wohnung, leerte den Kühlschrank. Ihr Mann kam am Spätnachmittag von der Arbeit nach Hause. Die Fahrt in den Urlaub startete gegen 19 Uhr.
Der Weg zur Autobahn A4 zieht sich zunächst wegen einer Baustelle hin. Heinemann berichtet, er habe das bepackte Auto auf einen Parkplatz gelenkt, wo sich das Ehepaar mit Wasser und Joghurt gestärkt habe. Man habe sich auf Bad Hersfeld als Endstation dieses Tages geeinigt, die Ausfahrt Bad-Hersfeld-West schnell erreicht, sich dann umentschlossen und sei auf die A4 zurückgekehrt, diesmal in Richtung Erfurt/Dresden. Es sei kurz vor 22 Uhr gewesen. Ein sommerlicher, klarer, langsam dämmernder Abend.
Die Katastrophe soll sich bei Kilometer 328 zwischen den Stationen Wildeck-Hönebach und Gerstungen ereignet haben, etwa 100 Kilometer von Kassel entfernt. Das angebliche Verbrechen schildert Karl-Heinz Heinemann so: Ein großer, dunkler BMW befindet sich plötzlich auf gleicher Höhe. Die darin sitzenden beiden jungen Männer taxieren das Paar im alten Wohnmobil, schalten die Warnblinker an. Der Beifahrer schwenkt eine Art Kelle und lotst die Heinemanns auf die Grasnarbe am Fahrbahnrand. Beide Fahrzeuge kommen zum Stehen.
Nach Heinemann soll alles in Sekundenschnelle abgelaufen sein: Die beiden dunkel gekleideten Männer nähern sich dem Wohnmobil. Der kleinere, untersetzt, droht mit einer Pistole, fordert in gebrochenem Deutsch: „Du aussteigen, aussteigen! Du Geld!“ Sein Kumpan soll sich die Handtasche Elfriedes mit 2500 Mark gegriffen haben. Heinemann erzählt, er habe hilflos ansehen müssen, wie seine Frau brutal am Arm gepackt und zum BMW gezerrt wurde. Er selbst sei nach einem heftigen Stoß im Graben gelandet. Sich benommen aufrichtend, habe er nur noch die Rücklichter des davonfahrenden BMW und ein schwarzes, polnisches Kennzeichen mit zwei weißen Buchstaben WW gesehen.
Um 22.46 Uhr, so die Einsatzunterlagen, trafen die Streifenwagen der Autobahnpolizei Bad Hersfeld sowie der zuständigen Verkehrspolizei Gotha/Thüringen am Ort ein. Die wegen des Entführungsverdachts alarmierte Kriminalpolizei Gotha veranlasste sofortige Funkfahndung in Richtung Eisenach, Ringalarmfahndung bis zur polnischen und französischen Grenze und am nächsten Morgen die bundesweite Ausdehnung. Fünf Stunden lang vernahmen die Beamten den bis dahin einzigen Zeugen Heinemann. „Er wirkte glaubhaft“, erinnert sich Gothas Kripochef Hans-Jürgen Winter.
In den nächsten fünf Wochen durchkämmte die 24-köpfige Soko Mobil das Gebiet nach der verschwundenen Frau. „Es hätte ja sein können, dass sie von den Tätern aus dem Wagen geworfen oder ihre Leiche in Autobahnnähe versteckt wurde“, erklärt der Gothaer Hauptkommissar Emil Brockmann. Die Suche führte weder zur Vermissten noch zu den polnischen Verdächtigen, ebenso wenig wie die mehr als 200 eingetroffenen Hinweise. Immerhin erinnerten sich zwei Zeugen, sie hätten im Vorbeifahren auf der besagten Strecke einen dunklen Pkw mit fremdem Kennzeichen gesehen, der vor dem Wohnmobil stand. Die einzige Bestätigung der Version Heinemanns.
Die Verbrecher blieben Phantome. Das Augenmerk der Ermittler richtete sich auf das Leben des Ehepaars. Eine psychologische Ferndiagnose sprach zwar von „Gattentötung“, von „Eliminierungsgedanken“ und einer „heimtückisch geplanten Tötung“. Doch nichts deutete auf finanzielle Vorteile Heinemanns durch den Tod seiner Frau oder eheliche Spannungen. Die Polizei beschattete den Verdächtigen, zapfte sein Telefon an, grub ein Waldstück um, in dem er scheinbar ziellos herumgelaufen war. Ohne Ergebnis. Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen gibt dennoch nicht auf. Man vermute, dass die Frau nicht mehr lebe, sagt der ermittelnde Staatsanwalt Alexander Gröll. Dirk Germrodt, Sprecher der Staatsanwaltschaft, konstatiert, „vom Augenschein her“ sei die biedere Hausfrau kein typisches Sexualopfer. Auch habe es nie eine Lösegeldforderung gegeben. Immer noch überprüft die polnische Polizei Fahrzeuge mit den Buchstaben WW. Auch dies bislang ohne Erfolg.
Die enge Welt der Heinemanns bot, scheint es, nicht einmal Platz für ein Mordmotiv. Karl-Heinz, der eigenbrötlerische Installateur, und Elfriede Howar, Arbeiterin bei einem Vogelfutterproduzenten aus Achim bei Bremen, hatten sich Mitte der 80er-Jahre in einer Kurklinik im Harz kennen gelernt. Beide hatten eine kaputte Ehe und den hoffnungsvollen Schmelz der Jugend schon hinter sich. Erst nach zehn Jahren Pendelbeziehung zog Elfriede mit Porzellanfiguren, künstlichen Gestecken und einer Sammlung von Liebesromanen zu Karl-Heinz nach Kassel. Bekannten erschien das Paar glücklich. Elvira Wenzel, seit 30 Jahren eine Freundin von Karl-Heinz Heinemann, erinnert sich, Elfriede habe manchmal geweint: „Vor Glück. Der Karl-Heinz, hat sie gesagt, meint es so gut mir mir.“ Am 31. März 2000 heirateten die beiden. Fünf Wochen später war Frau Heinemann weg.
Karl-Heinz Heinemann hat sich bis Ende September letzten Jahres viermal für längere Zeit arbeitsunfähig gemeldet. Von Weihnachten bis Februar unterzog er sich einer psychosomatischen Kur. Gelegentlich geht er kegeln oder wandert mit dem Freizeitclub 83 Kassel, einer Selbsthilfegruppe Alleinstehender.
Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland/kriminalfall-endstation-fuer-elfriede_aid_187989.html
Noch ein Artikel >>
http://www.welt.de/print-welt/article516256/Der-einzige-Zeuge-der-mysterioesen-Entfuehrung.html
Das rätselhafte Verschwinden einer Frau belastet ihren Mann. Doch es gibt kein Motiv für ein Verbrechen.
In ruhelosen Nächten träumt Karl-Heinz Heinemann von seiner Elfriede. „Ich komme nach Hause“, erinnert er sich danach, „und da sitzt sie, guckt mich an und fragt, wo kommst du denn her?“ In Wirklichkeit hat der 55-jährige Installateur aus Kassel seine Frau seit mehr als neun Monaten nicht mehr gesehen. Seit jenem Freitag im Mai vergangenen Jahres, an dem das Ehepaar in die Ferien aufbrach, ist die 52-jährige Hausfrau verschwunden.
Der Fall Elfriede Heinemann gibt zwei Dutzend erfahrenen Kripobeamten und einem Staatsanwalt seither Rätsel auf. Fiel die Frau einer Entführung zum Opfer? Haben sich die Gangster ihrer längst entledigt? Oder entspringen die Kidnapper der perfiden Phantasie eines Ehegattens, der das perfekte Verbrechen plante? Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen und die Polizei Gotha ermitteln gegen Karl-Heinz Heinemann. Sie halten ihn für den Mörder seiner Frau.
Wenn Heinemann in seiner Kasseler Wohnung zwischen bunten Kissen und Puppen der Verschwundenen auf dem Sofa sitzt und sich an den letzten Tag mit Elfriede erinnert, unterbricht verschlucktes Weinen seinen Bericht. Der 26. Mai 2000 begann für Elfriede Heinemann, so ihr Gatte, mit den Vorbereitungen für den dreiwöchigen Urlaub ins Erzgebirge. Daheim in der Kattenstraße richtete die Hausfrau das weiße Volkswagen-Wohnmobil her, putzte die Wohnung, leerte den Kühlschrank. Ihr Mann kam am Spätnachmittag von der Arbeit nach Hause. Die Fahrt in den Urlaub startete gegen 19 Uhr.
Der Weg zur Autobahn A4 zieht sich zunächst wegen einer Baustelle hin. Heinemann berichtet, er habe das bepackte Auto auf einen Parkplatz gelenkt, wo sich das Ehepaar mit Wasser und Joghurt gestärkt habe. Man habe sich auf Bad Hersfeld als Endstation dieses Tages geeinigt, die Ausfahrt Bad-Hersfeld-West schnell erreicht, sich dann umentschlossen und sei auf die A4 zurückgekehrt, diesmal in Richtung Erfurt/Dresden. Es sei kurz vor 22 Uhr gewesen. Ein sommerlicher, klarer, langsam dämmernder Abend.
Die Katastrophe soll sich bei Kilometer 328 zwischen den Stationen Wildeck-Hönebach und Gerstungen ereignet haben, etwa 100 Kilometer von Kassel entfernt. Das angebliche Verbrechen schildert Karl-Heinz Heinemann so: Ein großer, dunkler BMW befindet sich plötzlich auf gleicher Höhe. Die darin sitzenden beiden jungen Männer taxieren das Paar im alten Wohnmobil, schalten die Warnblinker an. Der Beifahrer schwenkt eine Art Kelle und lotst die Heinemanns auf die Grasnarbe am Fahrbahnrand. Beide Fahrzeuge kommen zum Stehen.
Nach Heinemann soll alles in Sekundenschnelle abgelaufen sein: Die beiden dunkel gekleideten Männer nähern sich dem Wohnmobil. Der kleinere, untersetzt, droht mit einer Pistole, fordert in gebrochenem Deutsch: „Du aussteigen, aussteigen! Du Geld!“ Sein Kumpan soll sich die Handtasche Elfriedes mit 2500 Mark gegriffen haben. Heinemann erzählt, er habe hilflos ansehen müssen, wie seine Frau brutal am Arm gepackt und zum BMW gezerrt wurde. Er selbst sei nach einem heftigen Stoß im Graben gelandet. Sich benommen aufrichtend, habe er nur noch die Rücklichter des davonfahrenden BMW und ein schwarzes, polnisches Kennzeichen mit zwei weißen Buchstaben WW gesehen.
Um 22.46 Uhr, so die Einsatzunterlagen, trafen die Streifenwagen der Autobahnpolizei Bad Hersfeld sowie der zuständigen Verkehrspolizei Gotha/Thüringen am Ort ein. Die wegen des Entführungsverdachts alarmierte Kriminalpolizei Gotha veranlasste sofortige Funkfahndung in Richtung Eisenach, Ringalarmfahndung bis zur polnischen und französischen Grenze und am nächsten Morgen die bundesweite Ausdehnung. Fünf Stunden lang vernahmen die Beamten den bis dahin einzigen Zeugen Heinemann. „Er wirkte glaubhaft“, erinnert sich Gothas Kripochef Hans-Jürgen Winter.
In den nächsten fünf Wochen durchkämmte die 24-köpfige Soko Mobil das Gebiet nach der verschwundenen Frau. „Es hätte ja sein können, dass sie von den Tätern aus dem Wagen geworfen oder ihre Leiche in Autobahnnähe versteckt wurde“, erklärt der Gothaer Hauptkommissar Emil Brockmann. Die Suche führte weder zur Vermissten noch zu den polnischen Verdächtigen, ebenso wenig wie die mehr als 200 eingetroffenen Hinweise. Immerhin erinnerten sich zwei Zeugen, sie hätten im Vorbeifahren auf der besagten Strecke einen dunklen Pkw mit fremdem Kennzeichen gesehen, der vor dem Wohnmobil stand. Die einzige Bestätigung der Version Heinemanns.
Die Verbrecher blieben Phantome. Das Augenmerk der Ermittler richtete sich auf das Leben des Ehepaars. Eine psychologische Ferndiagnose sprach zwar von „Gattentötung“, von „Eliminierungsgedanken“ und einer „heimtückisch geplanten Tötung“. Doch nichts deutete auf finanzielle Vorteile Heinemanns durch den Tod seiner Frau oder eheliche Spannungen. Die Polizei beschattete den Verdächtigen, zapfte sein Telefon an, grub ein Waldstück um, in dem er scheinbar ziellos herumgelaufen war. Ohne Ergebnis. Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen gibt dennoch nicht auf. Man vermute, dass die Frau nicht mehr lebe, sagt der ermittelnde Staatsanwalt Alexander Gröll. Dirk Germrodt, Sprecher der Staatsanwaltschaft, konstatiert, „vom Augenschein her“ sei die biedere Hausfrau kein typisches Sexualopfer. Auch habe es nie eine Lösegeldforderung gegeben. Immer noch überprüft die polnische Polizei Fahrzeuge mit den Buchstaben WW. Auch dies bislang ohne Erfolg.
Die enge Welt der Heinemanns bot, scheint es, nicht einmal Platz für ein Mordmotiv. Karl-Heinz, der eigenbrötlerische Installateur, und Elfriede Howar, Arbeiterin bei einem Vogelfutterproduzenten aus Achim bei Bremen, hatten sich Mitte der 80er-Jahre in einer Kurklinik im Harz kennen gelernt. Beide hatten eine kaputte Ehe und den hoffnungsvollen Schmelz der Jugend schon hinter sich. Erst nach zehn Jahren Pendelbeziehung zog Elfriede mit Porzellanfiguren, künstlichen Gestecken und einer Sammlung von Liebesromanen zu Karl-Heinz nach Kassel. Bekannten erschien das Paar glücklich. Elvira Wenzel, seit 30 Jahren eine Freundin von Karl-Heinz Heinemann, erinnert sich, Elfriede habe manchmal geweint: „Vor Glück. Der Karl-Heinz, hat sie gesagt, meint es so gut mir mir.“ Am 31. März 2000 heirateten die beiden. Fünf Wochen später war Frau Heinemann weg.
Karl-Heinz Heinemann hat sich bis Ende September letzten Jahres viermal für längere Zeit arbeitsunfähig gemeldet. Von Weihnachten bis Februar unterzog er sich einer psychosomatischen Kur. Gelegentlich geht er kegeln oder wandert mit dem Freizeitclub 83 Kassel, einer Selbsthilfegruppe Alleinstehender.
Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland/kriminalfall-endstation-fuer-elfriede_aid_187989.html
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http://www.welt.de/print-welt/article516256/Der-einzige-Zeuge-der-mysterioesen-Entfuehrung.html