lilalotti schrieb:Zur Personenbeschreibung fällt mir folgendes ein, immer wieder ganz spannend. Nimm mal ein Paar, was gemeinsam durch die Stadt schlendert. Drehe sie um, so dass sie mit dem Rückein zueinander stegen und dann fragst du, was der andere an dem Tag für Kleidung trägt. Du wirst merken, dass man das gar nicht so registriert. Und das bei Partnern.
Du kannst es auch mal bei dir selbst testen, nachdem du einkaufen warst. Wer hat dich an der Kasse bedient? Haarfarbe, Kleidung, Brille ja/ nein? Dabei kannst du sogar mit der Person gesprochen haben, wenn man in dem Moment nicht komplett darauf achtet, nimmt man es auch nicht so wahr.
Ich stimme Dir zu, dass man sicherlich im Allgemeinen zu hohe Erwartungen hegt, was das Erinnerungsvermögen von Zeugen an für sie beiläufige Vorgänge betrifft.
In einem Fall wie diesem ist man aber doch vollkommen auf die Gefahr fokussiert, die von dem dunklen BMW ausgeht. Die für die Wohnmobil-Insassen bedrohliche Situation begann ja nicht erst nach dem Anhalten auf dem Standstreifen, sondern bereits durch das "Herauswinken mit Kelle" während laufender Fahrt auf der Autobahn.
Selbst wenn die Kennzeichenbeleuchtung des BMW defekt gewesen sein sollte, gelangt doch der BMW spätestens während seines Fahrspurwechsels von links nach rechts vor dem Wohnmobil in den Lichtkegel der Wohnmobil-Scheinwerfers, so dass die Insassen des Wohnmobils erkennen mussten, dass es sich um ein ausländisches Kennzeichen (weiße Buchstaben/Ziffern auf schwarzem Grund) handelt. Es ist doch ausgeschlossen, dass eine Zivilstreife der Polizei ausländische Autokennzeichen benutzt! Spätestens in diesem Moment gehen doch alle Alarmglocken an und man richtet seine Aufmerksamkeit 100-prozentig auf die Gefahr.
Das habe ich gemeint: Obwohl der Wohnmobil-Fahrer das Kennzeichen eigentlich "erfasst" haben dürfte, war er durch den extremen Schock infolge der Entführung seiner Gattin nicht mehr in der Lage, dieses Wissen vollständig abzurufen.