Ich lese nun schon eine ganze Weile hier in der Rubrik Kriminalfälle mit und habe mich nun doch endlich einmal angemeldet um meinen Senf dazuzugeben.
Zwei Dinge sind mir generell aufgefallen, diesen, aber auch andere Fälle betreffend:
1. Die Qualität der Beiträge schwankt enorm. Es gibt hier tatsächlich sehr gute Hobbykriminalisten, die teilweise vielleicht sogar mit ihren Erklärungsmodellen Behörden helfen könnten. Auf der anderen Seite gibt es Einige, die mit sehr abwegigen, widersprüchlichen und den Hauptbeweisen zuwiderlaufenden Theorien aufwarten, was dem Leser stellenweise einiges an Geduld abfordern kann.
2. Jegliche Informationen auf deren Grundlage hier spekuliert wird sind aus öffentlich zugänglichen Quellen. Viele Medienberichte erweisen sich im Nachhinein als schlampig recherchiert und Details sind verfälscht. Behörden und Angehörige haben zumeist weder Interesse diese Fehlinformationen richtigzustellen noch weitere, geschweige denn alle, Fakten zu veröffentlichen. Man gerät dadurch recht schnell an eine „Mauer“, die ohne Einsicht in die Ermittlungsakten unüberwindbar erscheint.
Nun konkret zu diesem Fall von Kris Kremers und Lisanne Froon. Wie andere hier schon vor einiger Zeit schrieben ist ein Szenario wie es im forensischen Bericht genannt wurde am wahrscheinlichsten:
Es kam vermutlich zu einem Absturz einer der Beiden an einer Klippe in eine Art ausgetrocknetes Flussbett. Von der Stelle her dürfte es ziemlich eingrenzbar sein und das Ermittlungsteam hat ja wohl auch im Nachhinein eine bestimmte Stelle ausgemacht, die mehrere Parteien als möglichen Unfallort ansehen und die mit den Nachts geschossenen Fotos höchstwahrscheinlich übereinstimmt. Es heißt man stürze hier 30-40 Meter in die Tiefe und hätte ohne Equipement keine Chance dort wieder hinauszugelangen.
Nachdem eine der beiden abstürzte und entweder um Hilfe schrie oder bewusstlos kein Wort von sich gab (vermutlich Kris Krämers, da sie auf den Fotos häufig vorläuft und posiert und es ein Foto gibt, welches sie mutmaßlich leblos mit einer Verletzung an der Schläfe zeigt), ist die andere aus Panik und auch um schnelle Hilfe zu leisten und die Situation einschätzen zu können hinterher geklettert.
Voll gepumpt mit Adrenalin und panisch kam es hierbei zum Fatalen. Sie hat nicht erkannt, dass sie sich dadurch selbst in Gefahr bringt und damit als jemand der in der Lage ist Hilfe zu holen ausfällt. Einmal in die Falle gerutscht/gestürzt gab es kein Entkommen mehr und vermutlich wurde sie dadurch selbst auch schwer verletzt jedoch kontrollierter, vielleicht untere Extremitäten gebrochen (Periostitis, gebrochen Fußknochen).
Was dann folgte lässt sich eigentlich nur damit erklären, dass man entweder aufgrund der Verletzungen oder der Beschaffenheit der Schlucht an einen Ort gebunden war und auf Hilfe gewartet hat. Man sieht das an dem eigentlich sehr cleveren Akkusparverhalten.
Wäre eine der beiden am Unfallnachmittag noch mobil gewesen, hätte sie mehrmals den Empfang gecheckt, vielleicht alle 30 Minuten.
Man wollte die Überlebenschancen so weit wie möglich ausdehnen. Kein Text ins Handy, keine unnötigen Fotos. Irgendwann würde man sie eh finden, tot oder lebendig und die Ursache eruieren. Das Überleben ging ganz klar vor. Mit dem Checken des Empfangs in einer gewissen Regelmäßigkeit in den folgenden Tagen wollte man vermutlich ein wenig Disziplin in den „Alltag“ bringen, etwas haben, für das man weiter durchhält bei all den Schmerzen und der Verzweiflung und man wollte den Suchenden durch die Regelmäßigkeit eine Chance geben die Handys vielleicht doch zu orten falls mal ein Signal des Einwählens ins Netz durchkommt, damit die Leute einschätzen könnten, wann das nächste Signal zu erwarten wäre.
Die intensive Benutzung der Kamera in einer bestimmten Nacht (an die 90 Fotos im Abstand von 2 Minuten) war höchstwahrscheinlich der Verzweifelte Versuch optisch auf sich aufmerksam zu machen, da es in dieser Nacht zum ersten mal wohl akustische und optische Geräusche der Suchtrupps gab und eine Mannschaft auch in dieser Nacht im Wald kampierte. Man hörte des Nachts zum ersten Mal menschliche Geräusche und hat geblitzt, um selbst Signale abzusetzen und zwar so lange wie es ging. Man wollte die Chance nutzen. Bevor der Akku leer ging, hat vermutlich Lisanne noch die Wunde an Kris´ Kopf dokumentiert und noch sonst ein paar Fotos von Dingen gemacht zur Dokumentation. Dabei konnte auch der Blitz gleichzeitig als Signal ausgelöst werden und man hat zwei Fliegen mit einem Stromverbrauch geschlagen. Deshalb keine Videobotschaft von sich selbst. Erstens, weil es Energieverschwendung gewesen wäre und zweitens, weil man sich selbst hätte blenden müssen, um sich vor der Linse zu zeigen. Die meisten Blitzfotos wurden freilich gen Himmel abgegeben und es ist Regen zu erkennen (vermutlich keine abgeschlossene Höhle) und am Rand eine Klippe von unten.
Nach dieser Nacht des nicht erfolgreichen Signalisierens muss die Verzweiflung unermesslich gewesen sein. Man hatte all sein „Leuchtfeuer“ verschossen und nur noch wenig Akkuladung von einem Telefon. Man wartete noch etwas, bis man diesen letzten Sargnagel anging.
Doch körperlich und psychisch zermürbt, verlor man letztendlich jegliche Hoffnung und starb an Erschöpfung oder erlag den Verletzungen oder ähnlichem.
Irgendwann dann hob der steigende Wasserspiegel die toten Körper an und spülte die Überreste und die Ausrüstung das Flussbett hinunter an die Fundorte. Fische haben sich an den weichen Geweben zu schaffen gemacht und ein Fuss blieb, da in einem Schuh eingeschnürrt, intakt. Die synthetischen Materialien und Gewebe haben die Reise durch die wenigen Kilometer Fluss recht unversehrt überstanden, da für Fische, andere Raubtiere und Mikroorganismen nicht von besonderem Interesse. Da die Überreste weit verteilt wurden, ist es schon erstaunlich, dass man überhaupt ein paar wenige Knochen gefunden hat.
So oder so ähnlich könnte es geschehen sein.
Sicherlich gibt es Kleinigkeiten, die dieser Version widersprechen.
Was ist mit dem gelöschten Foto?
Was mit Kalk/Phosphatresten an Knochen?
Was mit einer sorgsam drapierten Jeansshorts?
usw.
Hierzu möchte ich die Frage in den Raum stellen:
Wie viel davon ist offiziell bestätigt?
Hier wurde auch stellenweise über komplett schwarze Fotos diskutiert, die es nicht geben könne.
Nun auf „meinen“ Fotos ist einiges zu erkennen, sogar Regen.
Die Geschichte mit der Jeans wurde in einem Artikel (ich meine TDB) sogar von einem Helfer richtiggestellt und soll ein Gerücht sein.
Phosphat und Kalk an einem Gewebe welches unter anderem aus Hydroxylapatit besteht sollte auch nicht per se seltsam sein.
Hat jemand Seriöses die Sache mit dem Foto einmal exakt nachgestellt?
Ist es tatsächlich unmöglich ohne PC zu diesem Status der SD Karte zu gelangen?
Ich habe da so meine Zweifel. Die Medien funktionieren doch eher wie stille Post.
Man kann davon ausgehen, dass die Autoren des forensische Berichtes im Gegensatz zu uns alle relevanten Informationen hatten und auch überprüfen konnten, ob sie mit einem Unfallszenario vereinbar sind.
Da ich keine Lust habe hier alle (teilweise halt unseriösen) Quellen zu verlinken, belasse ich es bei der einen, die meine Hauptaussage stützt:
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„Kris and Lisanne most likely to have been involved in a fatal accident near the Pianista trail concludes a team of Forensic Specialists.
Amersfoort – March 34rd, 2015 – A team of forensic specialists, including members of the Dutch dog rescue team of the RHWW foundation together with the Panamanian authorities, travelled to Boquete Panama early January to conduct a final search on behalf of the Family of Kris Kremers. The mission, on behalf of both families and supported by the foundation Find Kris & Lisanne, was to retrieve as many remains as possible from both girls and if possible find answers to what happened to Kris and Lisanne.
The team of forensic specialists has – aside from the search for human remains – done a thorough and detailed analysis on the different scenarios which are considered most likely. The team consisting of members specialized in crime scene investigations and retrieving human remains have searched different areas with different valley’s and different rivers all ending up in the same Culebra river. The same river and location where previously items and belongings to Kris & Lisanne where discovered. Due to the amount of time that has passed since their disappearance and the rapid rising and dropping of water-levels, the chances of ever uncovering more remains have become extremely limited. The fast flowing water takes everything down stream and refreshes the area regularly. The team, assisted by locals and guides, has walked the pianist trail just like the parents of Kris did last August. These specialists are concluding and supporting the fact that losing your way on this particular trail is highly unlikely. „The area where this is supposed to have taken place, simply is not an area where you can get lost. Anyone who is suggesting the girls lost their way and claiming this to be an actual possibility, has simply never physically been on the trail itself.” Says Frank van der Goot, teamleader during the search. The team has done a thoroughly investigation regarding the scenario involving a possible crime. „The geographical conditions, social conditions and technical facts which have surfaced during the forensic investigation, suggest a crime such as a robbery, a sexual offence, an act of violence or a kidnapping highly unlikely.” The option which remains is a fatal accident possibly caused by an unfortunate crash. „Especially the last part of descending the Pianista trail seems to have all the geographical conditions to suggest this is in fact a possible cause. In the event of crashing down these slopes, the victim or victims will find themselves in one of the riverbeds which river ultimately leads to the Culebra river. Circumstances down the riverbeds are similar to those found on the pictures retrieved from the digital camera. A fatal crash is also a conclusion which can be supported by the results of the investigations on discovered remains.” The team of rescue dogs assisted by the Panamanian authorities have tried to reach the area where remains have been found in the passed. In spite of their best efforts, due to bad weather conditions they were unable to complete their search. The search however did reveal new facts when one of the local people involved in the search, someone very familiar with the area, looked at the dark pictures retrieved from the digital camera found in the backpack. This opportunity was not given to him in the passed. He concluded that the the location where these pictures must have been taken are, in what later proved to be, the exact same area pointed out independently by the forensic specialists as „the location where a fatal accident could have occurred”. Although nothing can be said for certain based on the limited amount of clues and facts uncovered in the investigation, forensic specialists conclude Kris and Lisanne have most likely suffered a fatal accident where they have possibly crashed down a slope of which it was impossible to climb back up again without proper equipment. “Crashing down a slope in this area would have easily covered a difference in hight up to about 30 to 40 meters, which increases the chances of severe injuries. Aside from that, the riverbed is surrounded by waterfalls and steep cliffs of several meters in hight.” This location has now been pointed out by different people including specialists, independently from each other and acting without any self-interest. We have recently received confirmation by the Dutch Forensic Institute that the remains found in Panama are indeed remains belonging to Kris. We are now able to start arranging a funeral. As a family we are very relieved that finally after all this time we have found a plausible explanation regarding all the questions we had surrounding the passing of our beloved daughter Kris. We hereby want to give a huge thank you to all the people involved in getting answers for Kris and getting to the truth to what happened to Kris and Lisanne since their mysterious disappearance on April 1st of last year. We would not have been able to achieve these results if it hadn’t been for all the dedication and commitment we received from so many people out there willing to stand beside us.“
http://www.answersforkris.com/en/ (Archiv-Version vom 29.06.2017)------------------------------------------------------------------------------------
Was noch immer Rätsel aufwirft:
Warum sind die Beiden nicht, nachdem sie den Aussichtspunkt erreichten, wieder zurückgelaufen, sondern stattdessen auf der anderen Seite zurück? Dachten sie an einen Rundweg? Ich meine der Unfall muss gegen 16:30 Uhr passiert sein. Angenommen sie haben die Unfallstelle nicht 2 Mal passiert, dann waren sie über 5 Stunden unterwegs. Addiert man diese Zeit als Rückwegszeit auf 16:30Uhr, wären sie erst im Dunkeln zurückgewesen. ich konnte in einem alten Lonely Planet keinen Hinweis auf einen Rundweg finden. Jedoch steht da wohl neuerdings ein Schild an dem Aussichtspunkt, welches darauf hinweist, dass der Weg hier endet und man umkehren soll.
Gab es zuvor ein (unabsichtliches) Verwirrspiel ob der Tatsache?
Ferner stellt sich die Frage, ob die Rettungskräfte tatsächlich systematisch gesucht haben. Sobald klar war, dass die Beiden die Pianist Route gewählt hatten, hätte man die Route und auch deren Verlängerungen auf der anderen Seite systematisch nach möglichen Unglücksstellen absuchen müssen. Nötigenfalls auch mal mit Ausrüstung über eine Gefahrenstelle abseilen und auf sich aufmerksam machen. Wer Nachts vor Angst nicht schlafen kann, der schläft vielleicht dummerweise gerade wenn ein Rettungsteam vorbeiläuft und schreien kann man auch nicht die Ganze Zeit.
Zu guter Letzt: Wenn es stimmt, dass ein Hund mit dabei war und allein zurückgelaufen ist, hat man versucht mit dem Hund den Pfad abzulaufen, auf dass er einen vielleicht an die Stelle führe?
Auch darüber ist mir nichts bekannt.
Diese Geschichte ist wirklich tragisch.