Um die Sache mit dem Fuß und den Knochen nun ein für allemal zu klären:
"According to noted criminologist Sr. Octavio Calderón, it’s “strange” for a foot to be broken off at the ankle, remaining in its boot. It’s also peculiar that most of Lisanne’s bones had tissue attached, while none of Kris’ did. And perhaps the biggest oddity of all – Kris’ bones – but not Lisanne’s — were hyper-bleached by phosphorus, a substance missing from the local non-volcanic soil."
sinngemäße Übersetzung:
Der renommierte Kriminologe Octavio Calderón findet es merkwürdig, dass der Fuß am Knöchel abgebrochen ist (eine umgangssprachliche Formulierung übrigens) und im Schuh geblieben ist. Eigenartig findet er auch, dass an Lisannes Knochen noch Gewebe haftete (d. h. an Oberschenkel und Schienbeinknochen), während dies nicht für Kris' Knochen zutraf. Kris' Knochen seien von Phosphor gebleicht, eine Substanz, die in der nichtvulkanischen Erde der Gegend fehlt.
Erläuterung:
Im Dschungel laufen Fäulnis- und Verwesungsprozesse schneller ab als in unseren gemäßigten Breiten. Das hängt insbesondere mit den vielfältigen Insektenarten dort zusammen. Laut einem von mir bereits zuvor verlinkten Bericht haben sich auch Anzeichen von Insekten- bzw. Larvenfraß in den Gewebestücken gefunden. Die Haut ist an den Knöcheln sehr dünn und es gibt kaum Fleisch. Die Haut löst sich im Rahmen der Verwesung allmählich vom darunterliegenden Gewebe und kann auch durch leichte Krafteinwirkung "abgleiten" - insofern wären Unterschenkel- und Fußknochen nur noch durch die Sehnen gehalten. Durch die "Bearbeitung" im Fluss können auch diese leicht reißen. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass verwesende Tote in fließenden Gewässern ihre Extremitäten verlieren, auch ohne "glatten Schnitt".
(Interessantes auch für Laien verständliches Buch dazu: "Schöner sterben - Kleine Mordkunde für Krimifans", so nebenbei)
Phosphor kommt in der Natur in der Regel gebunden als Phosphat vor. In dieser Form ist er ein essenzieller Knochenbestandteil. Außerdem ist Boquete landwirtschaftlich geprägt und viele Dünger enthalten Phosphor. Zudem kommt so ziemlich überall - sicher auch im Dschungel - Phosphor im Boden vor, weil er zum Beispiel beim Absterben von Pflanzen freigesetzt wird. Ohne Phosphor kann im Übrigen keine Pflanze wachsen.
Daher die recht simple Erklärung für den Unterschied: Unterschiedlicher Todeszeitpunkt, unterschiedliche Umwelteinwirkungen (z. B. längere Verweilzeit der Knochen im Wasser oder in der Sonne etc.).
Natürlich schließen diese Erklärungen ein Verbrechensszenario nicht aus, sie sind aber auch kein Indiz dafür, sondern können auch ganz natürlich ohne Mord erklärt werden.
"At some point, Prosecutor Pitti’s office issued a statement saying the bones showed no sign of cutting, gunshots, or damage by projectiles. In fact, they were remarkably free of trauma."
Übersetzung:
Die Staatsanwältin hat eine Erklärung veröffentlicht, die besagt, dass die Knochen keine Anzeichen von Schnitten, Gewehrschüssen oder Beschädigungen durch Projektile gezeigt hätten.
Erläuterung:
Das halte ich schon für eine eindeutige Aussage - also kein "glatter Schnitt"! Wenn man natürlich nun die Aussage der Staatsanwältin anzweifelt, dann kann man aus fehlenden Beweisen recht schnell ein angeblich sicheres Indiz für Mord finden.
http://mostlymystery.com/found/ (Archiv-Version vom 05.03.2016)