Inga Gehricke - Fünfjährige in Stendal vermisst
10.03.2021 um 14:15
Ich lese seit geraumer Zeit mit und würde gerne ein paar Ansätze die mir über diese Zeit besonders im Gedächtnis geblieben sind mit Euch teilen und habe auch noch ein paar Fragen.
Zunächst ist hier vieles sehr spekulativ und kann die Arbeit der Polizei nicht ersetzen, aber ich finde es auch nicht falsch sich in diesem Rahmen Gedanken über Wahrscheinlichkeiten zu machen. Bitte korrigiert mich wenn ich Informationen nicht richtig wiedergebe.
- Ich habe in Erinnerung, dass ein Polizist erwähnte, dass man sich sicher sei, dass man dem Täter schon gegenüber saß. Mir fehlt leider die Umschreibung vor und nach dieser Aussage. Meines Erachtens kann man das entweder so interpretieren, dass man eben von einem Täter im Umfeld des WH ausgeht (Abgelegenheit, Ortskenntnisse etc) und da man alle Personen befragt hat, meint der Täter müsse dabei gewesen sein. Oder die Polizei hat tatsächlich mehr oder wenige konkrete Indizien und nimmt eine Person als besonders verdächtig wahr. Ich glaube man unterschätzt als Laie, wie oft es in der polizeilichen Arbeit vorkommt, dass Ermittler meinen den Täter zu kennen, aber eben keine Beweise haben um diese These zu stützen. Da spielt sicherlich Intuition eine Rolle, die aber in diesem Zusammenhang natürlich nicht ausreichend ist. Dazu muss man sich einfach mal Alltagssituationen vorstellen in denen man selbst wahrnimmt, dass das Gegenüber einem nicht die Wahrheit sagt. Als Kandidat zum Beispiel der Mitarbeiter mit dem auffallendem Sexualverhalten der sich merkwürdig verhalten haben soll.
- Damit kommt wieder die Verbindung zu CB und dem Kontakt zum Mitarbeiter am WH auf. Für mich ist weiterhin unklar, ob der Brief der ja erst Jahre später erfolgte, direkt an den besagten ehemaligen Mitarbeiter adressiert war? Konnte man denn damals den Inhalt des Schreibens feststellen? Schlussendlich fehlen zu dem Thema zu viele Informationen um abschätzen zu können ob es sich dabei um einen Zufall handeln kann. Z.B. Wenn CB sich um einen Therapieplatz nach seiner Entlassung in einer großen Einrichtung informiert hätte und zeitgleich noch weitere Einrichtungen kontaktiert hätte, würde ich dieser Spur kaum Bedeutsamkeit beimessen.
- Bemängelt wurde ja auch, dass als im Sommer 2020 die Spur zu CB publik gemacht wurde, die Ermittlungen im Fall Inga nach wenigen Tagen wieder eingestellt worden sind. Als Laie finde ich das auch nur schwer nachvollziehbar, zumal CB ja bereits 2016 in Inga's Akte vorkam. Weiß man eigentlich in welchem Zusammenhang? Wenn man aber meinen ersten Punkt aufgreift, kann es aber auch sein, dass dieser Spur nicht mehr in dem Maß nachgegangen ist wie man es sich gewünscht hatte, weil die Polizei meint den eigentlichen Täter bereits zu kennen (nicht CB). Ich möchte der Polizei keine Vertuschung oder unzureichende Arbeit unterstellen, aber ich denke das ist vorstellbar.
- Dann lässt mich die Aussage von Frau Gehricke nicht los, dass sie während sie die Brote schmierte, extreme Ängste um Inga hegte. Jede Mutter macht sich sicherlich von Zeit zu Zeit Sorgen um ihre Kinder und diese gefühlte Angst wird in der Erinnerung noch verstärkt sein, weil ja tatsächlich leider etwas Schlimmes passiert ist. Trotzdem erscheint es mir merkwürdig weil der WH und die Ausgangssituation (Grillen mit Freunden) ja an sich eine war in der man sich sicher und unbeschwert fühlt. Ich kann mir vorstellen, dass die Mutter vielleicht früher am Tag (z.B. beim Fußball Spiel) etwas unterbewusst wahrgenommen hat (z.B. jemand schaut mein Kind etwas zu lange an, Nervosität in einer Stimme etc.) und sich dann diese Angst später am Tag drängte. Das kann meiner Meinung nach wirklich eine Kleinigkeit gewesen sein und auch nichts was Inga's Mutter alarmieren hätte sollen. Was und ob es so einen Auslöser gab ist im Nachhinein natürlich kaum feststellbar, aber es kann ja sein, dass jemand an dem Tag besonderen Gefallen an Inga gefunden hat und Frau G das irgendwo wahrgenommen hat (wenn auch unterbewusst).
- Das bringt mich auch zu dem Thema inwiefern das Verschwinden von Inga geplant / spontan war. Das wird hier ja öfters thematisiert. Ich kann mir schon vorstellen, dass Inga an dem Tag jemandem aufgefallen ist und diese Person wohlmöglich eine weitere Person hinzu bestellt hat, eben weil man von den pädophilen Neigungen des anderen weiß oder organisiert auf der Suche nach einem Opfer ist.
- Oft wurde in dem Zug hier im Thread geschrieben, dass der Täter nicht hätte wissen können, dass Familie G zum Abendessen bleibt. Außer es herrschte direkter Kontakt zur Familie G oder der Gastfamilie hätte man ja genauso wenig wissen können, dass die Abreise zum Nachmittag geplant war? Genauso gut kann man davon ausgehen, dass wenn eine Familie von weit weg anreist (z.B. das Kennzeichen gesehen), eine Übernachtung geplant ist etc. Wenn ausreichend kriminelle Energie vorhanden ist, kann ich mir vorstellen, dass Täter dann auch 'spontan geplant' agieren und evtl. auch am selbigen Tag anreisen können.
- Schwer tue ich mich damit, dass der WH so abgelegen ist und man ihn nicht als idealen Ort vermutet um jemanden schnell wegzubringen. Mag sein, dass wenn man tatsächlich vor Ort ist und alles ein wenig unübersichtlich und verwachsen ist, einem das wieder ganz anders erscheint. Dann sollte man noch das Risiko dass der Täter tatsächlich eingegangen ist, abwägen. Hier wird oft ein 'Locken' mit Katzengeräuschen etc. vermutet. Ich kann mir auch einfach ein schnelles Wegbringen vorstellen mit der Hoffnung vom Täter, dass Inga vom Schock überrumpelt wird. Selbst wenn sie sich gewehrt hätte, hätte der Täter schnell in den Wald etc flüchten können, wenn keine anderen Personen in der direkten Nähe waren.
- Ich will auch noch einmal auf die Schreie die der Jäger vernommen hat aufmerksam machen. Unter den Bedingungen, dass der Jäger nichts von der Suche nach Inga wusste (das wissen wir leider nicht) und der Wald in entsprechender Nähe zum WH war (wieso sonst wurde davon berichtet?) würde ich das ernst nehmen. Ein Jäger kennt Tiergeräusche bestens und die Schreie müssen sehr ungewöhnlich gewesen sein, dass der Jäger nachts die Polizei rief.
Letztlich wurde vieles von dem was ich jetzt nochmal geschrieben habe schon an anderen Stellen thematisiert. Ich finde es gut, dass in dem Forum versucht wird einiges klar zu stellen, die Zeitleiste, der Moment des Verschwindens etc. und bedauere auch, dass das in den Medien teilweise so verzerrt kommuniziert wurde. Auch die Website spricht ja noch vom Holzsammeln. Vielleicht wäre es ja nochmal eine Idee, ein Format wie Aktenzeichen XY zu kontaktieren mit den Hinweisen was falsch dargestellt wurde (Holzsammeln etc) und die Bitte die Zeitleiste und andere wichtige Hinweise (den Vito) nochmals zusammen zu tragen. Was meint ihr dazu?
Oder gibt es andere Wege wie man sich dafür einsetzen könnte, dass der Fall nochmal aufgerollt wird?
Hier sind einige engagierte Forenmitglieder und so interessant ich auch viele Gedankengänge finde und gerne mitdenke, lohnt es sich vielleicht gemeinsam zu überlegen was man wirklich noch organisiert tun könnte um eine Aufklärung in dem Fall zu begünstigen.