Ich möchte hier noch einmal auf den bereits umfänglich diskutierten Flugmodus eingehen - und ihm eine andere Bedeutung zuweisen.
Viel ist darüber diskutiert worden, warum und wieso der Täter offenbar zum Auto des Tatopfers auf dem Gemeindeplatz zurückgekehrt sein muss, um den Flugmodus zu aktivieren. Durch Austausch per PN mit einem anderen User komme ich zu einer neuen Bewertung:
Das Einstellen des Flugmodus war ein
entscheidender Fehler des Täters.
Wie komme ich zu dieser Einschätzung? Bislang haben wir uns darüber gewundert, warum und wieso der Flugmodus eingestellt wurde. Meine Hypothese, die ich hier ansonsten in ähnlicher Form bereits vorgestellt hatte, ist wie folgt:
Der Täter hat den Flugmodus eingestellt, weil er
sowieso noch einmal zum Auto des Tatopfers musste, nämlich, um die Manipulation des Autos rückgängig zu machen.
Wir erinnern uns, dass die KTU zu dem Schluss kam, dass kein technischer Defekt oder Mangel am Auto der Frau A. vorlag, und dieses auch nicht abgeschleppt wurde und wohl auch kein anderes Fahrzeug irgendwohin eingeschleppt hat. Ich möchte mich eigentlich ungern dazu versteigen, die Ergebnisse der KTU anzuzweifeln - ich halte auch nach wie vor die Aussage für richtig, dass das Auto zum Untersuchungszeitpunkt keinerlei technischen Defekt aufgewiesen hat.
Dennoch denke ich, dass an dem Auto etwas fingiert wurde - nämlich eine Fehlermeldung des Steuergerätes. Alle zeitgenössischen Autos sind mit einer Onboard-Diagnose ausgerüstet, die Fehlfunktionen, etwa der Abgasreinigung, aufzeichnet, und bei kritischen Fehlern die Motorwarnleuchte aufleuchten lässt.
In der Europäischen Union schreibt Verordnung (EG) Nr. 715/2007 vor, dass bei der Neuzulassung eines Fahrzeugs eine Motorkontrollleuchte Bestandteil der OBD ist. Dies gilt für PKW mit Ottomotor ab Modelljahr 2001 und für PKW mit Dieselmotoren ab Modelljahr 2004.[
Quelle:
Wikipedia: On-Board-DiagnoseLaut den Erkenntnissen mehrerer User handelte es sich bei dem Auto von Frau A. um ein Auto, das 2006 oder später gebaut wurde:
mitH2CO3 schrieb am 08.12.2020:Hab' ja nun nicht wirklich Ahnung von Autos. Daher hatte ich gerade ein wenig nach Frau Ameis Wagen gegoogelt:
Es ist ein Reanult Scenic 1.6 (Sondermodell Sky, u.A. mit Panorama-Glasdach) gebaut ab 2006 (Phase II)
Wir können also mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Wagen mit einer Onboard-Diagnoseeinrichtung ausgerüstet war.
Wer sich ein wenig mit Autos auskennt, und natürlich Zugriff auf das Auto hat, kann leicht einen kritischen Fehler im Steuergerät erzeugen, etwa, indem er den Motor startet und eine Kabelverbindung zur Lambda-Sonde abzieht; auch andere fingierte Mängel erzeugen eine Warnmeldung im Tacho des Autos. Auch wenn anschließend der korrekte Zustand wiederhergestellt wird, muss zunächst mit einem Laptop oder einem kleinen Gerät für die OBD-2 Schnittstelle, welche einen herstellerunabhängige Steckdose unter dem Armaturenbrett hat, der Fehlerspeicher gelöscht werden - ansonsten bleibt die Warnleuchte an und signalisiert einen schweren Fehler.
Einen Link zu einen entsprechenden Gerät stelle ich hier zur Verfügung:
https://www.ebay.de/itm/145506503555Meine Hypothese ist also folgende:
Ein Täter hat sich Zugriff zu dem Auto von Frau A. verschafft, etwa, indem er ihren Schlüssel für eine gewisse Zeit entwendete oder vorgab, etwas aus ihrem Auto holen zu wollen- jedenfalls muss der Täter Zugriff auf das Auto gehabt haben.
Anschließend hat der Täter einen kritischen Fehler provoziert (bei eingeschalteter Zündung oder laufendem Motor einen wichtigen Stecker abgezogen) und anschließend das Auto wieder verschlossen.
Als Frau A., wann auch immer, die Heimreise antreten wollte, bemerkte sie die Warnleuchte und war unsicher, ob das Auto geeignet sein würde für die Heimreise. Möglicherweise befürchtete sie, auf der Heimreise liegenzubleiben.
Hier kam nun der Täter ins Spiel, bot sich als "Helfer mit technischem Sachverstand" an und bat Frau A., ihr Auto auf dem Gemeinde-PP abzustellen. Dort gab er vor, ein Ersatzteil beschaffen zu müssen, Werkzeug holen zu wollen- jedenfalls brachte er Frau A. dazu, in sein Auto zu steigen. Ab diesem Zeitpunkt hatte er sie in seiner Gewalt, die Tat nahm ihren Lauf.
Nach der Gewalttat musste der Täter den Fehlerspeicher des Autos löschen, damit die Manipulation des Autos nicht mehr nachvollziehbar sein würde. Ein echter Mangel hatte ja nie vorgelegen. Dabei stellte der Täter auch noch das Handy seines Opfers in den Flugmodus. Eine unüberlegte Handlung, denn sie beweist, dass der Täter Grund und Anlass hatte, unter hohem Risiko noch einmal das Auto seines Opfers aufzusuchen. Der entscheidende Fehler, denn nur wegen des Handys allein hätte er das Risiko einer Rückkehr zum Auto des Tatopfers nicht einzugehen brauchen. Warum hätte er eine Handyortung fürchten sollen, wo das Auto doch für jedermann sichtbar in Lautzenhausen geparkt war?
In meiner Hypothese müsste man nach einer Person suchen, die in der Lage war, wann auch immer, das Auto der Frau A. zu manipulieren, und dazu, wie auch immer, in den Besitz des Zündschlüssels kam.
Ich gehe weiterhin von einer sexuell motivierten Tat aus. Sexualstraftäter wollen oft Macht und Kontrolle über ihr Opfer ausüben - wie könnte man das leichter, als einer Frau, die weit abseits ihres Zuhauses in der Abgeschiedenheit des Hunsrücks arbeitet, das Auto scheinbar funktionsuntüchtig zu machen? Frau A. war auf ihr Auto angewiesen, und am Ostersonnabend wird auch keine Werkstatt in der Nähe mehr geöffnet gehabt haben. Sie wollte aber zum Osterfest nach Hause fahren - hier wäre ihr in meiner Hypothese gar nichts anderes übrig geblieben, als das Hilfsangebot eines technisch versierten Helfers anzunehmen. Jemand, der scheinbar zufällig auftauchte, als sie feststellte, dass ihr Auto einen schweren Fehler zu haben schien.
Der Reiz für einen Täter mag also die scheinbar hilflose Situation der Frau A. gewesen sein, die er durch die Manipulation ihres Autos selbst herbeigeführt hatte. Dass der Täter, scheinbar entgegen jeder Vernunft, noch einmal zum Auto zurückgekehrt sein muss, spricht mMn für meine Hypothese. Das Einstellen des Flugmodus könnte ihn überführen, wenn sich meine Hypothese erhärten ließe.
Der Täter
musste die Manipulation des Autos rückgängig machen, um von sich, der über entsprechendes Wissen und Fähigkeiten verfügt, abzulenken.
Für mich wäre der Täter also ein Mann, der sowohl aus der Nähe stammt (gewisse Ortskenntnisse sprechen aus Art der Tatbegehung und dem Ablageort) als auch Kenntnisse in Kfz-Elektronik verfügt (als Kfz-Mechaniker, Autobastler, etc.). Ferner müsste derjenige ein mobiles OBD-2-Diagnosegerät besessen haben oder Zugriff darauf gehabt haben. Das war zur Tatzeit sicher teuerer; heute ist es für unter €30,- überall im Internet zu kaufen. Und, wie gesagt, der KTU war es zum Untersuchungszeitpunkt nicht möglich, den Zustand des Fehlerspeichers zum Tatzeitpunkt zu rekonstruieren. Er war ja vom Täter gelöscht worden.
Vielleicht wohnte der Täter sogar in der Nähe des Gemeindeparkplatzes.
In meiner Hypothese hatte der Täter eine lange Vorlaufphase, in der er prüfen konnte, ob Frau A. jemandem von der Begegnung etwas erzählt hatte, ob er beobachtet worden war, und so weiter. Bis zum Einsteigen des Opfers in sein Auto hätte er zu jedem Zeitpunkt völlig folgenlos für ihn die Tatbegehung abbrechen können. Er "wollte ja nur helfen".
Im Auto ohne Handy, womöglich ohne böse Voranhnung, war Frau A. dem Täter ausgeliefert. Eine Vorbeziehung bestand nicht.