Slaterator schrieb:ch könnte jetzt noch aufzählen, welche organisatorischen Folgen es für den Flugablauf hat, wenn ein Flugbegleiter jedesmal vom Service abgezogen werden muß, nur weil einer der Piloten die Toilette aufsuchen muß
Also, wenn der Pilot nicht gerade Dünnpfiff oder eine Blasenentzündung hat (dann sollte er aber den Flug gar nicht erst antreten), dann kommt das doch eher selten vor
;) . Gerade bei Kurzstrecken gehen die Piloten oft gar nicht zum WC.
Slaterator schrieb:Gerade auf der Kurzstrecke kommen die Flugbegleiter da ordentlich aus dem Plan. Jeder Fluggast erwartet schließlich ein Getränk und/oder eine Mahlzeit angeboten zu bekommen.
Naja. Nicht wirklich. Auf Kurzstrecken gibt es bei sehr vielen Airlines doch gar keinen Service mehr.
Im Übrigen ging es niemals darum, dass ein cabin crew Mitglied ein Unglück durch irgendein Eingreifen verhindern soll (dies wäre ja selbst bei Anwesenheit des zweiten Piloten in einem Überraschungsmoment nicht möglich, wenn der Suizident sehr schnell und entschlossen handelt), sondern immer mehr um die psychosoziale Komponente. Die Anwesenheit der zweiten Person soll eine Barriere aufbauen, eine Hemmschwelle.
Ich kann dies sogar aus eigener Berufserfahrung in gewisser Weise nachvollziehen. Inzwischen sind an meiner Arbeitsstelle alle Dienste mit mehreren Personen besetzt, aber bis vor geraumer Zeit konnte es vorkommen, dass ich nachts schon mal alleine in einer manchmal sehr lebhaften Einsatzzentrale gearbeitet habe.
Wenn ich alleine gearbeitet habe, dann konnte es trotz meines sonst sehr friedvollen Charakters im Stress bei zunehmendem Ärger durch den Stress-Level durchaus gelegentlich passieren, dass ich einfach mal laut "Sch..." (oder andere Unflätigkeiten
;) ) gebrüllt habe bzw. in Extremfällen (z.B. wenn die Technik dann noch gesponnen hat) vielleicht sogar mal die Tastatur oder Maus eine geklatscht bekommen hat.
Dies passiert mir bei Anwesenheit von Kollegen NIE. Niemals. Ausgeschlossen. Das ist einfach eine ganz andere Situation durch die soziale Komponente. Da habe ich mich zu 100% im Griff und es wäre mir saupeinlich, wenn ich laut rumfluchen oder sogar mit der Faust auf Tisch/Tastatur/Maus hauen würde.
Ähnlich kennt das bestimmt fast jeder aus dem Straßenverkehr. Wenn nicht von sich selbst, dann doch zumindest vom Mitfahren. Wo dann selbst die sonst zivilisiertesten Menschen plötzlich zu Brüllaffen mutieren, wenn es nicht schnell genug geht oder andere Verkehrsteilnehmer sich sonst als Hindernis entpuppen. Über diese Form der "Mutation" hinterm Lenkrad eines PKW sind ja schon ganze Dissertationen geschrieben worden.
Ich hätte es daher wegen der psychosozialen Komponente auch gut gefunden, wenn die Regelung weiter bestanden hätte. Wenn jemand in einer derart psychischen Ausnahmesituation wie AL ist, dann können Nuancen über Tun oder Nicht-Tun entscheiden (siehe sein nicht vollendeter Versuch auf dem Hinflug als er schon am Altitude-Regler des AP "spielte").
Die Gründe für die Abschaffung kann ich so nicht nachvollziehen. Höheres Sicherheitsrisiko... naja, die Tür ist vielleicht zwei Sekunden länger auf, als wenn nur eine Person da durch muss. Dafür sind dann aber auch vier Personen zur Abwehr eines mutmaßlichen Angreifers vorne im Cockpitbereich anwesend. Zwei Piloten (OK, einer müsste erst aufstehen) und zwei cabin crew (einer im Cockpit, eine "Tür-/Gangwache").
Und hinsichtlich des Sich-Ausbildenlassens und dann Anschlag begehen... ich hoffe doch, dass das auch bisher so war, dass nur senior cabin crew bzw. der chief purser die Person ist/war, die ins Cockpit ging(?). Das müsste also ein ziemlich geduldiger "Schläfer" sein, wenn man das so handhabt, dass nur das dienstälteste/ranghöchste Kabinenpersonal ins Cockpit darf.
Natürlich kann man nie alle Eventualitäten abdecken, aber als Aktionismus würde ich das nicht abtun. Ich denke, dass die Regelung durchaus ihre Berechtigung hatte.