Hammurapi schrieb:Eigentlich wird Frau Schulz als Blaupause einer perfekten Aussteigerin gezeichnet. Da ist von allen klassischen Klischees etwas dabei. Und trotzdem geht die Polizei in diesem (aus hunderten anderen) Vermisstenfall offenbar von einem Verbrechen aus. Dafür muss es starke Anhaltspunkte geben. Was in den beiden TV-Szenarios von MDR und XY gezeigt wurde, lässt für mich absolut nicht erkennen, welche starken Anhaltspunkte für ein Verbrechen und gegen ein gewolltes Verschwinden in ein neues Leben unter Abbruch aller Brücken spricht.
Es ist doch ein absoluter Klassiker:
Der Lebensgefährte hat sie zuletzt gesehen, ist der einzige der bezeugen können will dass sie mit gepackten Reisetachen losgezogen sei und hatte es darüber hinaus nicht eilig , die Frau als vermisst zu melden.
Da fallen mir auf Anhieb zwei ähnliche Fälle ein, die hier auf Allmy behandelt worden sind:
- Der Mann der gegenüber der Polizei ausgesagt hatte, seine Frau habe nach einem Ehestreit
die Wohnung mit zwei unbekannten Umzugshelfern verlassen
- Der Koch der gesehen haben will, wie seine Frau nach einem Streit in ein ihm unbekanntes
Auto gestiegen sein soll
In beiden Fällen waren die Frauen lange vermisst, bis sich irgendwann herausstellte, dass die Ehemänner die Frauen umgebracht hatten und die "Aufbruch in ein neues Leben" - Stories komplett erfunden waren - interessanterweise bis auf den Streit: Der wurde in beiden Fällen erwähnt, evtl. um der ganzen Geschichte ein bisschen Plausibilität und Authentizität zu verleihen.
Es ließen sich mit einiger Recherche sicher noch viele weitere ähnliche Fälle finden. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass eine solche Aussteigerstory einmal tatsächlich der Wahrheit entspricht. Die Ermittler hätten allerdings ihren Beruf verfehlt, wenn sie den Ehemann in diesem Fall hier nicht solange als Hauptverdächtigen betrachten würden, wie seine Aussage nicht unabhängig bestätigt werden kann.